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Das Erbe der Elfen

Das Erbe der Elfen

Titel: Das Erbe der Elfen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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nur weißt! Ich habe es so festgelegt!«
    »Leiser«, sagte der Hexer ruhig. »Auf dem Wagen liegt eine kranke Frau. Du musst verstehen, ich kritisiere nicht deine Entscheidungen oder Festlegungen  ...«
    »Natürlich nicht!«, fiel ihm der Zwerg giftig ins Wort. »Du lächelst nur vielsagend.«
    »Yarpen, ich warne dich als Freund. Jemanden, der rittlings auf der Palisade sitzt, hassen beide Seiten, günstigstenfalls strafen sie ihn mit Verachtung.«
    »Ich sitze nicht rittlings da. Ich erkläre mich eindeutig für eine der Seiten.«
    »Für diese Seite wirst du immer ein Zwerg bleiben. Jemand anders. Ein Fremder. Und für die Gegenseite  ...«
    Er brach ab.
    »Na!«, knurrte Yarpen und drehte sich zu ihm. »Na, fang an, worauf wartest du? Sag, dass ich ein Verräter bin und ein Hund an der Leine der Menschen, der sich für eine Handvoll Silber und eine Schüssel elendes Fressen auf Seinesgleichen hetzen lässt, die aufgestanden sind und für die Freiheit kämpfen. Na los schon, spuck’s aus. Ich mag keine Halbheiten.«
    »Nein, Yarpen«, sagte Geralt leise. »Nein. Ich werde nichts ausspucken.«
    »Ach, wirst du nicht?« Der Zwerg hieb mit den Zügeln auf die Pferde. »Du hast keine Lust? Du siehst lieber zu und lächelst? Mir gegenüber kein Wort, was? Aber zu Wenck konntest du das sagen: ›Ich bitte, nicht auf mein Schwert zu zählen.‹ Ach, wie erhaben, edel und stolz! Zum Teufel mit deiner Erhabenheit! Und mit deinem Stolz!«
    »Ich wollte einfach höflich sein. Ich will mich nicht in diesen Konflikt einmischen. Ich will Neutralität wahren.«
    »Das geht nicht!«, brüllte Yarpen. »Du kannst sie nicht wahren, verstehst du? Nein, nichts verstehst du. Ach, steig von meinem Wagen, setz dich aufs Pferd. Geh mir aus den Augen, neutrales Großmaul. Du gehst mir auf die Nerven.«
    Geralt wandte sich ab. Ciri hielt erwartungsvoll den Atem an. Doch der Hexer sagte kein Wort. Er stand auf und sprang vom Wagen, schnell, weich, geschickt. Yarpen wartete, bis er die Stute losgebunden hatte, und trieb abermals die Pferde an, wobei er irgendwelche unverständlichen, aber entsetzlich klingenden Worte in seinen Bart murmelte.
    Sie stand auf, um ebenfalls abzuspringen, den Braunen ausfindig zu machen.
    Der Zwerg drehte sich um, maß sie mit einem unwilligen Blick. »Mit dir hat man auch nichts als Scherereien, Fräuleinchen«, schnaubte er zornig. »Damen und Mädels haben uns hier noch gefehlt, verdammt, nicht mal pissen kann ich vom Bock aus, ich muss das Gespann anhalten und in die Büsche gehen!«
    Ciri stemmte die Fäuste in die Hüften, schüttelte die aschblonde Mähne und reckte die Nase hoch. »So?«, brauste sie auf. »Trinkt weniger Bier, Herr Zigrin, dann müsst Ihr auch nicht so oft!«
    »Einen Dreck geht dich mein Bier an, Rotznase!«
    »Schreit nicht, Triss ist eben erst eingeschlafen!«
    »Das ist mein Wagen! Ich werde schreien, wenn es mir passt!«
    »’n Holzklotz!«
    »Was? Ach, du unverschämte Ziege!«
    »Ein Holzklotz!!!«
    »Gleich zeige ich dir den Holz  ... Oh, verdammt! Brrr!!«
    Der Zwerg lehnte sich heftig zurück, zog im letzten Moment die Zügel an, als die beiden Pferde schon im Begriff waren, über einen quer über der Straße liegenden Baumstamm hinwegzuschreiten. Yarpen stand auf dem Bock auf, fluchte in Menschen- und Zwergensprache, hielt pfeifend und brüllend das Gespann an. Zwerge und Menschen, die von den Wagen gesprungen waren, kamen gelaufen und halfen, die Pferde auf die freie Straße zu führen, indem sie an Zügeln und Scheuklappen zogen.
    »Bist wohl eingepennt, was, Yarpen?«, knurrte Paulie Dahlberg, der herangekommen war. »Verdammt, wenn du da draufgefahren wärst, wär die Achse hin gewesen, die Räder wären in Stücke gesprungen. Was, zum Teufel  ...«
    »Verpiss dich, Paulie!«, blaffte Yarpen Zigrin und hieb vor Wut mit den Zügeln über die Pferdehintern.
    »Ihr habt Glück gehabt«, sagte Ciri lieblich und pflanzte sich neben den Zwerg auf den Bock. »Es ist besser, wie Ihr seht, eine Hexerin auf dem Wagen zu haben, als allein zu fahren. Ich habe Euch noch rechtzeitig gewarnt. Aber wenn ihr gerade vom Bock gepinkelt hättet und auf diesen Holzklotz aufgefahren wärt, na, na. Ich mag gar nicht daran denken, was Euch dann hätte passieren können  ...«
    »Wirst du still sein?«
    »Ich sag schon nichts mehr. Kein Wörtchen.«
    Sie hielt es knapp eine Minute lang aus.
    »Herr Zigrin?«
    »Ich bin kein Herr.« Der Zwerg stieß sie mit dem Ellenbogen an,

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