Das Erbe der Elfen
Scioa’tael ...«
»Spuck dieses Wort aus, Yannick.«
»Toi, toi, toi Yarpen, vor dem Kampf fürchte ich mich nicht, und Blut ist für uns nichts Neues, aber ... Wenn wir uns mit unseren Leuten schlagen müssten ... Mist! Warum hat uns das getroffen? Diese beschissene Ladung müsste von einer beschissenen Hundertschaft Berittener begleitet werden, nicht von uns! Dass die Teufel die Schlauköpfe in Art Carraigh holen, dass sie ...«
»Sei still, hab ich gesagt. Gib lieber die Schüssel mit dem Brei her. Der Hase, der verdammte, war die Vorspeise, jetzt müssen wir was essen. Ciri, isst du mit uns?«
»Na klar.«
Ziemlich lange waren nur Kauen, Schmatzen und das Klappern der Holzlöffel in der Schüssel zu hören.
»Verdammt«, sagte Paulie Dahlberg und rülpste ausgiebig. »Ich würde noch was essen.«
»Ich auch«, erklärte Ciri und rülpste ebenfalls, von den ungezierten Manieren der Zwerge angetan.
»Bloß keinen Brei«, sprach Xavier Moran. »Dieser Hafer hängt mir schon zum Halse heraus. Gesalzenes Fleisch auch.«
»Dann friss Gras, wenn du so einen heiklen Geschmack hast.«
»Oder nag an einer Birke. Die Biber machen das und leben.«
»Den Biber würd ich essen.«
»Und ich Fisch«, sagte Paulie verträumt, während er krachend in einen aus der Jacke geholten Zwieback biss. »Auf Fisch hab ich Lust, sag ich euch.«
»Dann lasst uns Fische fangen.«
»Wo?«, blaffte Yannick Brass. »Im Gebüsch?«
»Im Bach.«
»Das ist mir vielleicht ein Bach. Man kann aufs andere Ufer rüberkacken. Wo sollen da Fische herkommen?«
»Es gibt dort welche.« Ciri leckte den Löffel ab und steckte ihn in den Stiefelschaft. »Ich habe es gesehen, als ich Wasser holen gegangen bin. Aber das sind irgendwie kranke Fische. Sie haben Ausschlag. Schwarze und rote Flecke ...«
»Forellen!«, rief Paulie, und aus seinem Mund flogen Bröckchen von Zwieback. »Los, Jungs, marsch zum Bach! Regan! Zieh die Hosen aus! Wir machen einen Kescher aus deinen Hosen.«
»Warum aus meinen?«
»Zieh sie aus, dalli, sonst brat ich dir eins über, Hosenscheißer! Hat die Mutter gesagt, dass du auf mich hören sollst?«
»Beeilt euch, wenn ihr Fische fangen wollt, denn gleich wird es dunkel«, sagte Yarpen. »Ciri, ist das Wasser warm geworden? Lass stehen, lass stehen, du wirst dich verbrühen und an dem Kessel beschmieren. Ich weiß, dass du stark bist, aber lass mich ihn tragen.«
Geralt erwartete sie schon, sie sahen von weitem seine weißen Haare zwischen den auseinandergeschlagenen Wagenplanen. Der Zwerg schüttete das Wasser in den Zuber.
»Brauchst du Hilfe, Hexer?«
»Nein, danke, Yarpen. Ciri wird mir helfen.«
Triss hatte kein hohes Fieber mehr, war aber ungeheuer schwach. Geralt und Ciri hatten schon Übung darin, sie auszuziehen und zu waschen, hatten auch gelernt, ihre ehrgeizigen, aber vorerst illusorischen Anläufe zur Selbständigkeit zu bremsen. Sie kamen ausgesprochen gut zurecht – er hielt die Zauberin in den Armen, sie wusch und trocknete sie. Eins nur begann Ciri zu wundern und zu reizen – Triss schmiegte sich ihrer Meinung nach zu eng an Geralt. Diesmal versuchte sie ihn sogar zu küssen.
Geralt zeigte mit einer Kopfbewegung auf die Satteltaschen der Zauberin. Ciri verstand auf Anhieb, denn das gehörte auch zum Ritual – Triss verlangte jedes Mal, dass man sie kämmte. Sie fand den Kamm, hockte sich neben Triss. Triss neigte den Kopf zu ihr hin und umarmte den Hexer. Nach Ciris Ansicht entschieden zu heftig.
»Ach, Geralt«, begann die Zauberin zu weinen. »Es tut mir so leid ... Ich bedaure so sehr, dass das, was zwischen uns war ...«
»Triss, ich bitte dich.«
»... das muss wieder sein ... jetzt. Wenn ich gesund bin ... Es wäre ganz anders ... Ich könnte ... Ich könnte sogar ...«
»Triss.«
»Ich beneide Yennefer ... Beneide sie um dich ...«
»Ciri, geh weg.«
»Aber ...«
»Geh bitte.«
Sie sprang vom Wagen und stieß gegen Yarpen, der auf ein Rad gestützt wartete und gedankenversunken an einem langen Grashalm kaute. Der Zwerg legte den Arm um sie. Er brauchte sich dazu nicht zu bücken wie Geralt. Er war nicht größer als sie.
»Mach niemals diesen Fehler, kleine Hexerin«, murmelte er und wies mit dem Blick zum Wagen hin. »Wenn jemand dir Mitgefühl, Sympathie und Aufopferung beweist, wenn er dich mit einem aufrechten Charakter erstaunt, dann musst du das zu schätzen wissen, aber verwechsle es nicht mit ... etwas
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