Das Erbe der Jedi-Ritter 01 - Die Abtrünnigen
verbrächte sie mehr Zeit damit, den Annäherungsversuchen junger Männer zu widerstehen, als damit, zum galaktischen Rand hinauszustarren.
In Wahrheit konnte es Danni den jungen Männern allerdings nicht übel nehmen. Sie waren alle voller Hoffnung und Abenteuerlust hierher gekommen, Pioniere am Rand der Galaxis. Innerhalb von kurzer Zeit hatten sie eine Basis gebaut, eine ummauerte Festung gegen die wilden Geschöpfe Belkadans, sowie ihre Lausch- und Sichtgeräte, große Schüsseln und Teleskope installiert. Dieses erste Jahr war von Träumen und schwerer Arbeit und Gefahren erfüllt gewesen – zwei ursprüngliche Mitglieder waren schwer verwundet worden, als ein Rotkamm-Puma von einem nahe gelegenen Baum über die Mauer gesprungen war.
Und so hatten sie die Arbeit fortgesetzt, die Bäume auf einem dreißig Meter breiten Streifen vor der Mauer gerodet und den Außenposten weiter gesichert. All diese Arbeit war nun getan, ExGal-4 eine sichere und selbstständige Basis mit einer plätschernden Süßwasserquelle und vielen Gärten. Ein problemlos funktionierender wissenschaftlicher Außenposten.
Danni fehlten die alten Zeiten. Selbst die Gesichter der anderen waren schal geworden, obwohl die Hälfte der Mitglieder keine Kolonisten der ersten Stunde mehr waren, sondern von anderen ExGal-Satellitenstationen oder von der unabhängigen Heimatbasis der ExGal-Gesellschaft hierher versetzt worden waren.
Der untere Rand der Sonne sackte hinter den weit entfernten Horizont, und die Orange- und Grünfärbungen breiteten sich weit von Norden nach Süden aus. Irgendwo im Dschungel stieß ein Rotkamm-Puma ein langgezogenes, tiefes Knurren aus und begrüßte damit das Hereinbrechen des Zwielichts.
Danni nahm all das in sich auf und versuchte zu träumen, aber angesichts der Realität ihrer Langeweile, des endlosen Lauschens auf Signale, die nie kamen, des endlosen Starrens in denselben intergalaktischen Dunst, war sie nicht so recht sicher, wovon sie eigentlich träumen sollte.
Aus einem der Fenster des Hauptgebäudes der Station beobachtete Yomin Carr die Bewegung der jungen Frau. Er war neu auf der Station, der neueste Zugang der Mannschaft, und hatte nicht lange gebraucht, um zu begreifen, daß die anderen zu Danni Quee aufblickten und die meisten Männer sich offenbar zu ihr hingezogen fühlten. Das konnte Yomin Carr überhaupt nicht verstehen. Er fand Danni ebenso wie alle anderen Menschen ziemlich abstoßend, denn obwohl Yomin Carrs Volk, die Yuuzhan Vong, ihrer Gestalt nach menschenähnlich waren – wenn auch im Durchschnitt ein Dutzend Zentimeter größer und erheblich schwerer und haarloser an Kopf und Gesicht –, waren sie in ihrer Art ausgesprochen unterschiedlich.
Selbst wenn Yomin Carr hätte zugeben müssen, daß Danni körperlich in gewissem Maß attraktiv war – was sie ja wohl kaum sein konnte, ohne eine einzige Narbe oder Tätowierung zum Zeichen ihrer Erhebung zur Göttlichkeit! –, hätten diese kulturellen Unterschiede bewirkt, daß er den Gedanken an eine Vereinigung mit ihr angewidert von sich gewiesen hätte. Er war ein Yuuzhan Vong, kein Mensch, und obendrein ein Yuuzhan-Vong-Krieger. Es war eine Ironie, daß diese jämmerlichen Menschen ihn für einen der ihren hielten!
Trotz seines Abgestoßenseins beobachtete er Danni häufig, denn sie war so etwas wie die Anführerin dieser demokratischen Gruppe. Wenn man den anderen glauben wollte, war sie diejenige gewesen, die den Puma getötet hatte, der im ersten Jahr ins Lager eingedrungen war; sie war diejenige gewesen, die das klapprige alte ›Spacecaster‹-Shuttle in die Laufbahn gebracht hatte, um das dort befindliche Teleskop zu reparieren, nachdem es ihr gelungen war, überhaupt erst herauszufinden, wie man es reparieren konnte…
Alle blickten zu ihr auf. Also konnte Yomin Carr sie nicht ignorieren.
»Wieder so früh?« erklang hinter ihm eine Stimme.
Er wandte sich dem Sprecher zu, aber er hatte schon aus der Stimme, besonders dem spöttischen Tonfall, schließen können, daß es sich um Bensin Tomri handelte.
»Oder bist du noch von gestern Abend übrig geblieben?« fuhr Tomri kichernd fort.
Yomin Carr lächelte, antwortete aber nicht – er wußte, er brauchte nicht zu antworten, denn diese Menschen verschwendeten häufig Worte, nur um den Klang ihrer eigenen Stimme hören zu können. Außerdem lag mehr Wahrheit in diesen Worten, als Bensin Tomri je hätte erraten können. Yomin Carr war nicht seit seiner Schicht am vorigen Abend hier
Weitere Kostenlose Bücher