Das Erbe der Jedi-Ritter 03 - Das Verderben
rausgehen.«
»Meinst du, du kannst mich daran hindern?«
»Meinst du, dass ich das nicht kann?«
Chalcos dunkle Augen wurden schmal. Fette Hautfalten zogen sich ringsum zusammen. »Bist du sicher, dass du das wirklich versuchen willst?«
»Meister Yoda hat meinem Vater mal beigebracht, dass es kein Versuchen gibt, sondern nur Handeln oder Nicht-Handeln.« Anakin unterdrückte den unvermittelten Wunsch, den Mann mithilfe der Macht an das Schott zu nageln. Mara hatte ihn getadelt, weil er die Macht für Zwecke eingesetzt hatte, die ihrer gar nicht bedurften. Da es ihm gelungen war, Chalco beim Eintritt in die Atmosphäre in seinem Sitz festzuhalten, war sich Anakin ganz sicher, dass er den Mann auch ohne weiteres daran hindern könnte, sich von der Stelle zu rühren.
Aber weil ich das weiß, muss ich es noch lange nicht tun. Es muss eine andere Lösung geben. Anakin zuckte leichthin die Achseln und ließ die Hände entspannt an den Seiten hängen. »Falls du nicht auf dem Schiff bist, wenn wir losfliegen, wirst du hier festsitzen. Und das hier ist nicht gerade Coruscant, wenn es darum geht, ein Schiff aufzutreiben, eine Reise anzutreten oder für sein Auskommen zu sorgen. Außerdem sind die Vors nicht sonderlich gut auf Fremde zu sprechen, also wirst du wohl in eine Arbeitskolonne gesteckt werden. Aber du kannst natürlich tun und lassen, was du willst.«
Chalcos Miene erschlaffte zu einer Maske der Verblüffung. »Glaubst du wirklich, du könntest mich aufhalten?«
»Spielt das eine Rolle? Warum sollte ich dich aufhalten wollen, wenn du da raus willst, um deine Zeit mit dem Stampfen von Heu, dem Spinnen von Garn und dem Weben von Kleidern zu vertrödeln?« Anakin erinnerte sich an ein Gespräch mit Mara, das sie auf Dantooine geführt hatten. »Eine Menge Leute denken, die Jedi wären nur dazu da, sie vor ihrer eigenen Dummheit zu bewahren. Wenn das so wäre, hätten wir keine ruhige Minute mehr.«
»Du hältst mich für dumm?«
Anakin schenkte dem warnenden Zwillingspfeifen der beiden Droiden keine Beachtung. »Wenn du dumm wärst, hätte dich Meister Luke bestimmt nicht mit uns fliegen lassen. Ich glaube bloß, dass du so bist wie die meisten Leute. Du lebst nur in den Tag hinein und denkst nicht an morgen. Aber so kommst du nicht weiter.«
»So, meinst du, Kleiner?« In der Frage lag eine gehörige Portion Gereiztheit. Doch dann entspannte sich Chalco und lehnte sich gegen das Schott, sodass Anakin annahm, dass sein Tonfall mehr der Demonstration diente und weniger echte Bestürzung widerspiegelte.
Der junge Jedi zuckte die Achseln. »Ich kenne dich noch nicht sehr lange, aber ich denke, du hast das gleiche Problem wie einige Jedi. Du sorgst dich um dein Image und darum, was andere über dich denken. Du gibst viel auf deinen Ruf. Vielleicht zehrt diese Frage so sehr an dir wie an manchem Jedi.«
Der stämmige Mann fuhr sich mit der Hand über das unrasierte Kinn. »Manchmal vielleicht schon. Und klar, manchmal habe ich es richtig satt. Ständig wollen die Leute was von einem, stellen einen auf die Probe. Wenn man einen bestimmten Ruf hat, wollen die Leute immer einen Beweis dafür sehen.«
»Ja, ich weiß.« Anakin drehte den Sitz des Kopiloten herum und setzte sich auf die Kante. »Mein Vater musste sich sein ganzes Leben damit herumschlagen. Und was die Jedi angeht, na ja, alle Welt drängt uns ständig, uns zu beweisen. Manche Leute haben allerdings einfach Angst und gehen uns aus dem Weg. Wieder andere haben auch Angst, fordern uns aber heraus, um zu zeigen, dass sie keine Angst haben. Nichts als eine Menge Zeitverschwendung, das alles.«
Chalco nickte. »Dein Vater ist Han Solo, nicht wahr?«
»Ja.«
»Ich habe ihn in letzter Zeit ein paar Mal gesehen. Er ist irgendwie ganz aus dem Häuschen, weil sein Partner tot ist, wie?«
Anakin nickte langsam und kämpfte gegen die unwillkürlichen und mittlerweile schon vertrauten Schuldgefühle wegen Chewbaccas Tod an. »Das hat ihn schwer mitgenommen.«
»Sie müssen gute Freunde gewesen sein.« Chalco ließ sich von einem halbherzigen Lachen durchschütteln. »Ich hatte selbst nie viel mit Wookiees am Hut. Ich wüsste nicht, dass ich überhaupt schon mal jemandem so nah gekommen wäre.«
»Sie haben viel zusammen durchgemacht. Chewie war eine Konstante im Leben meines Vaters. In meinem auch. Er war immer da und jetzt… ist er das nicht mehr.« Anakin durchfuhr ein scharfer Schmerz, der ihm die Kehle zuschnürte. »Tut mir Leid«, krächzte
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