Das Erbe der Jedi-Ritter 05 - Die letzte Chance
zurückgezogen. Durch ihr Außenseitertum hatten sie sich zu aufmerksamen Beobachtern des Verhaltens anderer entwickelt; so konnten sie häufig voraussehen, was andere Wesen, vor allem Menschen, als Nächstes sagen wollten. Daher rührte auch ihre Freude an Liedern, Tanz und scharfem Essen und ihre Geschicklichkeit beim Fälschen und Wahrsagen, wozu sie keine echten übersinnlichen Fähigkeiten brauchten. Das heutige Sabacc hatte zum Beispiel seine Ursprünge in einem Kartenspiel, welches die Ryn erfunden hatten, um ihre mystischen Lehren zu verschleiern.
»Wir nähern uns nun der Essensausgabe«, verkündete der Droide.
»Ich habe mich schon gewundert, was das für ein Geruch ist«, sagte Melisma zu Gaph, der sie zunächst rügte, seine Meinung jedoch sofort änderte, nachdem er einen Blick auf die Zustände geworfen hatte.
In gewundenen Schlangen warteten hunderte vor behelfsmäßigen Ständen, wo jeder einen Klacks von einer eklig gefärbten synthetischen Speise erhielt, die Droiden aus riesigen Behältern pressten. Andere standen an, um sich aus bis an den Rand gefüllten uralten Ruderbooten mit schaumigem Wasser zu versorgen.
»Für eine geringe Summe«, bemerkte der Droide, »können Sie beim geschulten Personal von Salliche Ag Speisen erwerben, die selbst den anspruchsvollsten Gaumen zufrieden stellen. Außerdem kann man sich zu vernünftigen Preisen in den besseren Unterkünften wie auf dem Noob Hill einmieten.«
Melisma folgte dem Metallfinger des Droiden zu einer von einem Schockzaun umgebenen Parzelle auf höher liegendem Gelände. Dort konnte man ungefähr zwanzig Ithorianer beobachten, die in einem offenen strohgedeckten Pavillon hockten. Auf einer Seite trennte sie ein tiefer Graben von einer Schar Gamorreaner, die Bungalows aus luftgetrockneten Ziegeln bewohnten. Auf der anderen Seite, jenseits einer Wand aus Dornensträuchern, hatten sich Wookies ein Baumhaus aus Balken errichtet.
Je tiefer man ins Lager kam, desto schlimmer sah es aus. Der Schlamm, der zunächst nur ein Ärgernis dargestellt hatte, wurde über weite Strecken knöcheltief, und die Unterkünfte – ein Ghetto aus Hütten ohne Dach und grob gezimmerten Baracken – drängten sich an den Fuß eines Hügels, wo kaum Sonne hingelangte und das Regenwasser direkt in den Essensausgabebereich lief. Anstelle der vorgefertigten Zelte und Unterkunftsblasen standen hier Schuppen, die eher für Vieh als für Empfindungsfähige geeignet waren. Hier hatten einfallsreiche, hohlknochige Vors aus den Landeklappen von Sternschiffen einen Bauer für sich konstruiert; dort drüben hatte eine Horde krötenartige Rybet einen geräumigen Verschlag aus leeren Frachtkisten und Stützsäulen von Y-Flügler-Motorgehäusen errichtet.
Alle anderen lebten im Dreck.
Ein durchdringender Gestank verriet Melisma, dass sie sich den Gemeinschaftssanitäranlagen näherten. »Vielleicht riecht es nur so, wenn kein Wind geht«, mutmaßte Gaph.
»Dann sollten wir eine Eingabe an die Klimaaufsicht machen, uns einen Orkan zu schicken«, sagte Melisma mit zugehaltener Nase.
Wie versprochen lag gleich hinter den Sanitäranlagen die Sektion 465, wie ein Schild verkündete, und jemand hatte die Worte Ryn City hinzugefügt.
Über die Hälfe der zweiunddreißig begrüßten Gaph, Melisma und die anderen, als sie auf den Hof trotteten, der gemessen an den Umständen ungewöhnlich sauber wirkte. Das war jedoch für Ryn normal, da sie stets für Reinlichkeit und Ordnung sorgten; es war für sie fast ein Ritual.
Der Anführer der Gruppe, ein großer Mann namens R’vanna, hieß sie willkommen, reichte jedem von ihnen etwas Schmackhaftes und von Ryn Hergestelltes zu essen und fragte sie über die Umstände aus, die sie nach Ruan geführt hatten. Gaph berichtete, wie sie auf der Flucht aus dem Korporationssektor mit ihrer Schiffskarawane auf eine Patrouille der Yuuzhan Vong gestoßen waren. Durch die Not-Hyperraumsprünge wurden sie in alle Winde zerstreut, und einige landeten auf dem Jubelrad bei Ord Mantell, wo sie erneut in einen Angriff der Yuuzhan Vong gerieten. Daraufhin wurden sie auf verschiedenen Transportschiffen untergebracht, von denen manche nach Bilbringi, einige nach Rhinnal und andere nach Gyndine weiterflogen.
Anschließend erzählte R’vanna seine Erlebnisse, die zwar in der Tion-Hegemonie begannen, ansonsten Gaphs Leidensgeschichte jedoch sehr ähnelten.
Eine der Frauen zeigte Melisma und ihren Kusinen einen Schlafraum. Dort überließ sie das Kind der
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