Das Erbe der Jedi-Ritter 08 - Die Verheissung
Energiequelle, etwas, das dem Willen der Jedi unterlag. Auch das fühlte sich falsch an, obgleich Jacen inzwischen die entgegengesetzte Meinung ablehnte, wonach die Macht einen eigenen Willen hatte und die richtige Rolle der Jedi darin bestand, diesen Willen zu verstehen und ihm entsprechend zu handeln.
Keines der beiden Extreme fühlte sich für Jacen richtig an, und doch hatte er keine eigene Antwort. Er hielt sich nicht mehr an den Schwur, die Macht nicht zu benutzen, aber die Frage, wann sie benutzt werden und was ein Jedi damit anstellen sollte, blieb unbeantwortet. Auch in dieser Hinsicht war Anakins Gewissheit sowohl beneidenswert als auch besorgniserregend. Anakin war entschlossen, gegen das Böse zu kämpfen, und er glaubte fest daran, das Böse als solches erkennen zu können, auch ohne Erleuchtung durch die Macht.
Vielleicht hatte Anakin Recht. Jacen wusste, dass er nicht einfach abseits stehen und nichts tun konnte. Er verfügte über ein besonderes Talent und hatte gelernt, es zu nutzen. Es war seine Pflicht, den richtigen Weg dafür zu finden. Aber wie sollte er urteilen? Stand ihm ein Urteil überhaupt zu?
Möglicherweise war es falsch gewesen, sich allein auf den Weg zu machen und nicht bei Meister Skywalker zu bleiben, um die Ausbildung fortzusetzen. Aber aus irgendeinem Grund wusste er, dass Onkel Lukes Weg ebenso wenig der seine sein konnte wie der von Anakin.
Er musste sich jeder neuen Situation so stellen, wie er sie vorfand. Er hatte es verabscheut, die Yuuzhan Vong zu töten, doch ihm war nichts anderes übrig geblieben. Die einzige Alternative hatte aus Gefangenschaft oder Tod seiner Familie bestanden. Es mochte eine schlechte Wahl gewesen sein, aber eine andere hatte er zum betreffenden Zeitpunkt nicht treffen können.
Jacen versuchte, sich aus diesem inneren Dialog zu befreien, aber je mehr er sich bemühte, desto schwerer wurde es. Er stand dicht davor, es aufzugeben, als es um ihn herum zu einer Veränderung kam.
Er kehrte zurück, wurde wieder Teil der Realität und stellte fest, dass bis auf die Notbeleuchtung alles abgeschaltet war.
»Meine Güte!«, stöhnte C-3PO. »Ich wusste es!«
»Was ist los?«
»Meister Jacen! Du bist bei Bewusstsein!«
»Was ist passiert, C-3PO? Seit wann sind die Bordsysteme deaktiviert?«
»Seit die Masse aus dem Hyperraum kam«, erwiderte C-3PO. »Ich wollte helfen, aber Captain Solo war recht unhöflich.«
»Bestimmt war er nicht böse auf dich«, versicherte Jacen dem Droiden. »Ich gehe und sehe nach dem Rechten.«
»Sieh nur«, sagte Han, als Jacen das Cockpit erreichte.
»Ich sehe es«, hauchte Leia. »Yuuzhan Vong.«
Jacen sah auf die Anzeigen der Langstreckensensoren. »Sie greifen den Frachter an?«, fragte er.
»Nein«, sagte Han. »Sie greifen ihn nicht an, Junge. Sie eskortieren ihn.«
»Sie eskortieren ihn? Wo sind wir?«
»Einen Sprung vom Cha-Raaba-System entfernt«, antwortete Han.
»Cha Raaba? Dort befindet sich Ylesia, nicht wahr?«
»Der Junge hat eine goldene Epaulette verdient«, murmelte Han.
»Und auf Ylesia hat die Friedensbrigade ihr Hauptquartier eingerichtet«, fügte Leia hinzu. »Was bedeutet: Der Frachter…«
»Bringt Nachschub für die Brigade und die Vong«, schloss Han. »Hätte keine besseren Schlüsse ziehen können. Offenbar hat Lando Recht. Allerdings: Wenn die Friedensbrigade Dinge innerhalb des Raumgebiets der Yuuzhan Vong befördert, so muss sie jemand von draußen hierher bringen.«
»Wir müssen sie aufhalten!«, stieß Leia hervor.
»Was?«, fragte Jacen. »Warum? Sie haben uns nicht angegriffen. Sie sehen uns nicht einmal.«
»Stimmt«, bestätigte Han. »Gibt uns einen guten Vorteil.«
»Aber… Ich dachte, bei dieser Mission geht es um die Schaffung eines Netzwerks für Flüchtlinge und Informationen. Niemand hat davon gesprochen, den Kampf zum Feind zu tragen.«
»He, Jacen«, sagte Han, »es ist nicht so, dass wir unbedingt darauf aus sind, die Schiffe von Kollaborateuren anzugreifen – obwohl ich nicht verstehe, warum eine solche Vorstellung beunruhigend für dich sein sollte. Aber da draußen sind sie, und wir sind hier…«
»Können wir sie nicht einfach nur kampfunfähig machen?«, fragte Jacen.
»Jacen…« Han wandte sich ihm zu und wölbte die Brauen. »Falls du es noch nicht gemerkt haben solltest: Es findet ein Krieg statt. Nun, ich weiß, dass du seit einiger Zeit in die Mystik abgedriftet bist, und ich versuche, es zu verstehen. Aber wenn du von uns anderen
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