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Das Erbe der Jedi-Ritter 08 - Die Verheissung

Das Erbe der Jedi-Ritter 08 - Die Verheissung

Titel: Das Erbe der Jedi-Ritter 08 - Die Verheissung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Keyes
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kennen Sie die Antwort. Wenn sie würdig wären, befänden sie sich an der Spitze unserer Krallen.«
    »Ein Arm muss die Krallen führen«, erwiderte Nen Yim. »Ein Herz muss das Blut pumpen, um die Muskeln zu ernähren, die den Arm bewegen.«
    »Phagh. Eine Metapher ist eine herausgeputzte Lüge.«
    »Ja, Meister.« Nen Yims Experimente waren in den meisten Fällen enttäuschend ausgegangen. Sie hatte, ohne auf alte Protokolle zurückgreifen zu müssen, Neuronen zum Wachstum angeregt und Ganglien entstehen lassen, die viele Funktionen des Gehirns erfüllten. Mit genug Zeit wäre es ihr vermutlich gelungen, ein ganz neues Gehirn zu gestalten, doch das stellte keine Lösung des Problems dar, wie sie ihrem Initiaten Suung erklärt hatte. Sie musste das alte Gehirn regenerieren, mit all seinen Erinnerungen und Exzentrizitäten. Alles andere zögerte das Unvermeidliche nur hinaus. Hinzu kam: Jeder Meister, der sich ihre Arbeit ansah, hätte sie sofort als Häresie erkannt, und dann wären ihre Bemühungen, das Weltschiff zu retten, beendet gewesen. Sie hatte gehofft, dass die Bibliotheks-Rikyams des riesigen Qang-Qahsa hilfreiche Protokolle in einem Kortex jenseits ihres Zugangs enthielten, aber wenn der Meister ihrer eigenen Domäne ihr nicht helfen wollte, so durfte sie von niemandem Hilfe erwarten.
    »Danke für Ihre Zeit, Meister Tjulan Kwaad.«
    »Stören Sie mich nicht noch einmal.« Der Villip zog sich zu seiner normalen Größe zusammen.
    Eine Zeit lang saß Nen Yim still da, die Ranken ein Büschel der Verzweiflung. Dann trat ihr Novize ein.
    »Wie kann ich Ihnen heute zu Diensten sein, Adept?«, fragte Suung Aruh.
    Nen Yim sah ihn nicht einmal an. »Das Gefrieren des Arms hat die Krankheit des Maw Luur verschlimmert. Brechen Sie mit den anderen Schülern auf, und reinigen Sie die Recham Forteps mit salinischen Spritzern.«
    »Es wird geschehen«, erwiderte Suung. Er wandte sich zum Gehen und zögerte. »Adept?«, fragte er.
    »Was ist?«
    »Ich glaube, Sie können Baanu Miir retten. Ich glaube, die Götter sind mit Ihnen. Und ich danke Ihnen dafür, dass Sie sich um meine Ausbildung kümmern. Ich wusste nicht, wie unwissend ich war. Jetzt habe ich eine Vorstellung davon.«
    Nen Yims Blick trübte sich plötzlich, als die schützende Membran vor ihre Augen glitt – auf zu helles Licht reagierte sie ebenso wie auf plötzliche Emotionen. Sie fragte sich kurz, ob jemand wusste, warum zwei so verschiedene Dinge einen derartigen Reflex bewirkten. Wenn es bekannt war, so hatte sie nie etwas davon gehört. Vielleicht befand sich auch dieses Wissen jenseits des fünften Kortex.
    »Die Götter werden uns retten oder auch nicht, Initiat«, erwiderte Nen Yim schließlich. »Sie sollten Ihre Zuversicht nicht auf mich richten.«
    »Ja, Adept«, sagte Suung mit gedämpfter Stimme.
    Sie sah ihn an. »Ihre Fortschritte sind sehr zufriedenstellend, Suung Aruh. In den Händen eines Meisters könnten Sie zu einem recht nützlichen Adepten werden.«
    »Danke, Adept«, gab Suung zurück und versuchte, überraschte Freude zu verbergen. »Ich widme mich nun meiner Aufgabe.«
    Als er ging, bemerkte Nen Yim, dass der Villip pulsierte. Sie stand auf, stieß ihn an und fragte sich, welches neue Sarkom am Gewebe ihres Lebens nagte.
    Das Gesicht von Meister Tjulan Kwaad erschien.
    »Meister«, sagte Nen Yim.
    »Ich habe nachgedacht, Adept. Ihre Argumente haben mich nicht überzeugt, aber es wäre dumm, Sie unbeaufsichtigt zu lassen und Ihnen dadurch die Möglichkeit zu geben, noch mehr Schande auf uns zu bringen. Ich habe einen Meister zu Ihnen geschickt. Er trifft in zwei Tagen ein. Gehorchen Sie ihm.«
    Das Gesicht verschwand aus dem Villip, bevor Nen Yim antworten konnte. Sie starrte so darauf wie ein Tier auf die Wunde, die es tötet.
    Sie hatte nicht daran gedacht, dass Tjulan Kwaad einen Meister zu ihr schicken könnte, nur daran, dass er vielleicht ein hilfreiches Protokoll fand und ihr übermittelte. Ein Meister würde sehen, was sie. getan hatte, und Bescheid wissen.
    Vielleicht gelang es dem neuen Meister, Baanu Miir zu retten – das wäre gut. Aber Adept Nen Yim würde bald den Tod umarmen.

16
     
    Das Verhörzimmer war ein kahler, fahlgelber Raum im zweiten Stock eines ebenfalls gelben Gebäudes. Ein widerlich süßer Geruch, wie von verbranntem Zucker und mit Ammoniak behandeltem Haar, ging vom abblätternden Duraplast aus. Das matte Licht uralter Argon-Bogenlampen bleichte alle echten Farben, die ins Gebäude

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