Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
Flamme verehrte Kol Yabu die Zwillinge Yun-Txiin und Yun-Q’aah, Götter, die Bruder und Schwester waren und Liebe und Hass sowie alle gegensätzlichen Dinge verkörperten. »Ihr gebt zu, Jacen und Jaina sind Jeedai- Zwillinge, Bruder und Schwester?«
Nom Anor versuchte, seine Kehle zu befeuchten, doch war sein Mund trocken wie Knochenstaub. » Ich gebe nichts zu, Leser.« Er blickte zu Tsavong Lah und dachte, es sei vermutlich gut, dass das Gesicht des Kriegsmeisters hinter einer leuchtenden Maske aus Flammkäfern verborgen war. »Unsere Spionin, Viqi Shesh, behauptet, die zwei Solos seien Zwillinge, und ihre Mutter und ihr Onkel ebenfalls. Vielleicht sollten wir sie über Bei Iblis’ Pläne ausfragen.«
Tsavong Lah mied den Blick des Halb-und-halb, indem er Nom Anor anstarrte. »Viqi Shesh ist entweder eine Verräterin an ihrem eigenen Volk oder eine ungläubige Doppelagentin. Ich vertraue ihr nicht.«
»In dieser Angelegenheit dürften wir nur der Meinung eines Yuuzhan Vong vertrauen«, stimmte Vergere zu. Anders als die Übrigen hatten sich die leuchtenden Flammkäfer auf ihr nicht niedergelassen − vielleicht, weil sie die Federn sträubte, um die hungrigen Wesen auf Abstand zu halten. »Und Nom Anor war auf Coruscant. Gewiss hatte er sich vor seiner Flucht die Zeit genommen, diese wichtige Angelegenheit zu erforschen.«
Nom hätte zu gern einfach behauptet, er habe keine Zeit gehabt, doch wusste er, so leicht würde er Vergeres Falle nicht entgehen. Seine einzige Hoffnung, so entschied er, lag im Unerwarteten, und so holte er tief Luft, blickte dem Kriegsmeister ins Auge und sagte die Wahrheit.
»Es gab viele Aufzeichnungen, die Sheshs Behauptung bestätigten, mein Meister, und ich bezweifle, dass sie fingiert waren. Sogar in geheimen Quellen fand ich nichts, das ihr widersprochen hätte.« Als die Flammkäfer flatternd das wütende Gesicht des Kriegsmeisters verließen, entschied Nom Anor, seine einzige Hoffnung auf Rettung bestehe in einer riskanten Strategie. »Sicherlich hat uns das Glück zugelacht, als der mit dem Namen Jacen Ihnen auf Duro entkommen ist.«
Der Kontrollthron bebte und hüpfte vorwärts − ohne Zweifel aufgrund der geballten Fäuste in den Armsäcken.
»Erklären Sie mir, wie«, sagte der Kriegsmeister leise und scharf, denn er wurde nicht gern daran erinnert, wie Jacen vor einem Jahr mithilfe von Jedi-Zauberei ihm einen Fuß geraubt und das Opfer von Leia Organa Solo verhindert hatte.
Nom Anor holte erneut tief Luft, dann wandte er sich an Kol Yabu. »Wie würden Yun-Txiin und Yun-Q’aah das Opfer eines Zwillings bewerten?«
Der Halb-und-halb dachte kurz nach und antwortete schließlich: »Die Zwillinge verlangen keine Opfer, sondern die Balance ist das Entscheidende.«
»Danach hat der Exekutor nicht gefragt«, hakte Tsavong Lah nach und warf dem Priester einen finsteren Blick zu. »Antworten Sie offen, oder ich bitte einen anderen Leser darum.«
Kol Yabus Augensäcke wurden bleich; er − oder sie, Nom Anor hatte das nie überprüft − war ein Untergebener von Vaecta, aber eine solche Frage des Kriegsmeisters durfte er nicht ignorieren. » Gekränkt wäre wohl nicht das richtige Wort, Kriegsmeister. Der Große Tanz würde erschüttert.«
Tsavong Lah dachte darüber nach und nickte. »Das habe ich mir schon gedacht.«
»Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte«, wagte sich Nom Anor vor und war entschlossen, die Situation zu seinem Vorteil zu nutzen. »Vielleicht würde Lord Shimrra durch ein Opfer von Zwillings-Jedi günstig gestimmt? Man könnte sie gegeneinander kämpfen lassen, wie Lord Shimrra gegen seinen Bruder kämpfte, so wie es die Götter Zwillingen bestimmt haben, seit die Geschichte der Yuuzhan Vong ihren Anfang nahm.«
Tsavong Lah lehnte sich in seinem Thron zurück und überlegte. »Das wäre ein großes Geschenk an Yun-Yuuzhan, nicht wahr?«
Keiner der Leser antwortete, denn allein Lord Shimrra selbst sprach mit Yun-Yuuzhan, dem Herrn des Kosmos.
»Sie würden niemals gegeneinander antreten«, sagte Vergere, die stets darauf bedacht war, Nom Anors Stellung zu untergraben. »Diese beiden stehen einander so nah wie ein Pilot und sein Korallenskipper.«
»Wir werden sie zunächst brechen müssen, das ist alles«, sagte Tsavong Lah. »Und Nom Anor sollte dafür sorgen, dass der Kampf in die Neue Republik übertragen wird, finde ich.«
»Wie Sie wünschen, Großer Kriegsmeister.« Nom Anor gestattete sich ein kurzes Grinsen in Vergeres Richtung und
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