Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
Er wusste, was er tun wollte, doch hatte er auf dieser Mission bereits mehrmals einen Fehler begangen, und jedes Mal hatte es jemanden das Leben gekostet. Nun musste er sich erneut entscheiden. Gleichgültig, was er wählte, weitere Jedi würden sterben. Vielleicht alle.
»Junger Solo?«, drängte Lomi. »Wir warten.«
Anakin wandte sich an Jacen. »Was würdest…«
»Danke, dass du mich fragst«, unterbrach ihn Jacen und konnte seine Überraschung nicht vollständig verbergen. Er nahm eine Thermogranate aus seinem Ausrüstungsgurt und ließ sich vor dem stinkenden Tunnel auf Hände und Knie nieder. »Aber du weißt selbst genau, was wir zu tun haben. Ich glaube, das wissen wir alle.«
49
Der Geruch war eher süß als widerlich, jedenfalls für Tsavong Lah, um dessen verwesende Gliedmaße es sich handelte. Das Radank-Bein, durch das die Gestalter seinen Arm ersetzt hatten, reichte bis zu seinem Ellbogen, und die aggressiven Verbindungszellen, die sein eigenes Gewebe angriffen und töteten, waren schon weit über den Amputationspunkt hinaus vorgedrungen. Schuppen und Stacheln reichten bis zu seinem angeschwollenen Bizeps, und darüber krabbelten die Dipteramaden, die Gestalter ausgesetzt hatten, damit sie das sterbende Fleisch fraßen.
Wenn diese Veränderung an der Schulter aufhörte, würde ihm der Respekt des einen gewährt werden, der viel geopfert und mehr riskiert hatte, um die Götter zu ehren. Wenn die Veränderung sich jedoch fortsetzte bis in seinen Oberkörper oder er gar den Arm verlor, würde man ihn von seinen Pflichten entbinden und als Beschämten aus seiner Kaste verstoßen, von den Göttern zum Zeichen ihres Missfallens entstellt. Doch wo die Veränderung zum Stillstand kommen würde, hing vermutlich davon ab, wie lange der Verlust seiner Reecee-Flotte die Eroberung von Coruscant verzögern würde − und das wiederum hing davon ab, wie lange Nom Anor und Vergere benötigten, um die Solo-Zwillinge gefangen zu nehmen. Da er die Hälfte seiner Angriffsstreitmacht verloren hatte und die Möglichkeit − nein, die Wahrscheinlichkeit −, dass die Jeedai einen lebenden Yammosk in den Händen hatten, gestiegen war, wagte er keinen weiteren Angriff mehr, ehe er sich nicht des Segens der Götter versichert hatte.
Mit diesem Entschluss griff der Kriegsmeister zu einem Villip, der neben ihm ruhte, und kitzelte ihn wach. Obwohl er nackt in den reinigenden Dämpfen seiner privaten Säuberungszelle saß, machte sich Tsavong Lah nicht die Mühe, sich zu bedecken. Der Villip im Besitz seines Dieners zeigte nur den Kopf.
Nachdem er gereizt fast eine Minute gewartet hatte, stülpte sich der Villip um und zeigte einen schnaufenden Nom Anor. Er ließ dem Exekutor keine Gelegenheit, sich zu entschuldigen, weil der Kriegsmeister hatte warten müssen, sondern starrte ihn böse an.
»Ich nehme an, Sie jagen die Jeedai , Nom Anor, und fliehen nicht vor ihnen.«
»Niemals«, versicherte der Exekutor ihm. »Im Augenblick führe ich die Peitsche Zwei der Ksstarr bei der Verfolgung an.«
»Werden Sie die Flüchtlinge erwischen?«
»Ja«, sagte Nom Anor. »Wir haben zwar Verluste erlitten, aber Peitsche Drei wartet am Ende dieses Durchgangs und liegt dort im Hinterhalt. Diesmal können sie uns nicht entkommen.«
Die Verluste interessierten Tsavong Lah nicht. Er hatte bereits gehört, wie viele Schiffe die Jeedai über Myrkr zerstört hatten und wie sie die erste Kompanie der Ksstarr − die Peitsche Eins − bis zum letzten Krieger niedergemetzelt hatten. Doch selbst die doppelte Zahl an Verlusten hätte er nicht für bedeutend gehalten.
»Sie werden den Solo-Zwillingen kein Haar krümmen.« Zum vierten oder fünften Mal erteilte Tsavong Lah diesen Befehl, aber diesmal sollte Nom Anor es endlich begreifen. »Ihre Krieger wissen doch, welches Schicksal denjenigen erwartet, der einen von beiden tötet.«
»Ebenso wie ich, Kriegsmeister«, sagte Nom Anor. »Die Zwillinge müssen am Leben bleiben. Ich habe außerdem Yal Phaath befohlen, seine Soldaten abzuziehen − obwohl er sich sträubt. Es wäre weise, wenn Sie diesen Befehl unterstützen würden.«
»Wenn Sie meinen«, stimmte Tsavong Lah zu und ignorierte für den Augenblick, dass sein Diener die Kühnheit hatte, ihm Empfehlungen zu geben, was er tun sollte. »Ich brauche diese Opfer, Nom Anor. Unsere Lage verschlechtert sich ständig, während ich auf Sie warte.«
»Sie werden nicht mehr lange warten müssen, Kriegsmeister«, versprach Nom Anor. »Mein
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