Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
sich nicht. Leia hatte nur sechs der fünfundzwanzig Runden geschafft, die Cilghal − die vollendetste Heilerin der Jedi − ihr verschrieben hatte, und heute war der erste Tag, an dem sie überhaupt mehr als vier gedreht hatte. »Du musst dich einfach an die Dinger gewöhnen.«
»Danke für Ihre Meinung, Dr. Solo«, sagte Leia trocken. Sie stand weiter mit ausgestreckten Armen da. »Würdest du mir bitte in den Stuhl helfen, damit ich diese Teile abnehmen kann?«
Han ließ den Stift auf den Tisch fallen. »Aber sicherlich.«
Durch die dreimalige Bacta-Anwendung pro Tag war die Infektion in Leias Beinen schließlich besiegt worden, doch Han schien es, als habe sich in ihr eine andere Infektion ausgebreitet, gegen die Bacta nichts ausrichten konnte. Leia strahlte eine Niedergeschlagenheit aus, die seit Corellia immer mehr zunahm. Alle Bemühungen, sie aufzumuntern, zogen unausweichlich scharfe Entgegnungen nach sich, jeder Versuch, sie zu motivieren, endete in einem mürrischen Rückzug ihrerseits. Das war nicht mehr die Leia, die er vor so vielen Jahren geheiratet hatte, ehe… nun, ehe er selbst durchgedreht war und sie aus seinem Leben ausgeschlossen hatte. Diese Person besaß Leias Gesicht und Stimme, ihren Körper und sogar ihren Scharfsinn, doch hielt sie selbst sich abseits; es war, als hätten die Yuuzhan Vong ihm Leia fortgenommen, ohne sie zu töten, und jetzt wollte er sie zurück.
»Han?« Leia schwebte halb über dem Sitz des Repulsorstuhls, ihre Arme umklammerten Han. »Willst du mich hier so hängen lassen?«
»Nein.« Han zog sie auf die Beine, dann nahm er ihren Arm und zog sie zwei Schritte auf das Becken zu. »Machen wir ein paar Runden zusammen. Falls etwas nicht richtig eingestellt ist, fällt es mir vielleicht auf.«
» Falls, Han?« Leia befreite ihren Arm. »Sollte ich nicht diejenige sein, die das beurteilen kann?«
Han seufzte. »Sieh mal, möglicherweise sind die Stützen unbequem, aber leider gibt es nur eine bestimmte Anzahl Einstellungen. Ich habe sie alle ausprobiert.«
Leia kniff die Augen zusammen. »Ich weiß also nicht, wovon ich rede?«
»Ich sage doch lediglich, du solltest dem Ganzen mehr Zeit geben.« Han nahm sie wieder in den Arm. »Komm schon, nur ein paar Runden.«
»Hast du überhaupt nicht zugehört?« Leia weigerte sich, ihre Füße zu bewegen, und Han konnte sie nicht weiter ziehen, ohne sie umzuwerfen. »Es tut weh. Ich kann heute nicht mehr.«
C-3PO schaute bei dem scharfen Klang von Leias Stimme auf und wollte etwas sagen, entschied jedoch weise, seine Einmischung sei nicht erforderlich.
»Du meinst, du willst nicht«, sagte Han.
»Also gut, ich will nicht.« Leia schleppte sich die beiden Schritte zu ihrem Stuhl zurück. »Wo liegt der Unterschied? In beiden Fällen hilfst du mir in den Stuhl und aus diesen Stützen. Falls du das nicht kannst…«
»Ich kann es«, sagte Han und ergab sich seiner Wut. »Ich kann dich den Rest deines Lebens in diesen Stuhl setzen und wieder herausholen, wenn du das unbedingt möchtest. Was ich nicht kann, ist, diese Stützen bequemer anzupassen, also musst du den Schmerz einfach in Kauf nehmen und weitergehen. Wenn dieser Kampfverband von Mördern hier auftaucht − und er wird bestimmt hier auftauchen −, wäre es schön, wenn du wegrennen und dich verstecken könntest.«
»Was für ein guter Rat, ausgerechnet von dir«, sagte Leia.
»Was willst du damit sagen?«
»Das kannst du dir bestimmt denken«, sagte Leia. »Nach Chewbaccas Tod bist du weggerannt. Und du bist weiter und weiter gelaufen…«
Leia hielt inne und blickte zur Seite, und Han begriff nun langsam, dass sie nicht über kybernetische Stützen oder die Anzahl von Leias Runden sprachen, und nicht einmal darüber, ob sie wirklich wieder gehen wollte.
Leia schüttelte den Kopf. »Das führt zu nichts. Lassen wir das Thema fallen.«
»Nein, immer nur raus damit«, erwiderte Han. »Es ist Zeit, dass du es mir offen sagst.«
Immer noch schaute Leia zur Seite. »Ich habe gar nichts sagen wollen…«
»Doch, doch«, sagte Han mit einer Demut, die er sich im letzten Jahr schwer erarbeitet hatte. »Die Wahrheit ist schließlich: So, wie ich die Sache gehandhabt habe, sind mir einige Fehler unterlaufen.«
Jetzt blickte Leia ihn an, und ihre Augen waren groß wie Sensorschüsseln. »Ich nehme an, du könntest Recht haben«, sagte sie vorsichtig. »Aber du musstest deine Trauer ausleben.«
»Ja, und vielleicht musste ich sogar Droma helfen, seinen Clan zu
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