Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
retten.
Während sich Alema ihrer Schwester näherte, drehte das Wesen die breite Schnauze in ihre Richtung und spuckte braunen Speichel. Durch den Angriff auf ihre Schwester vorbereitet, öffnete sich Alema der Macht und schickte den Schleim mit einer nahezu unbewussten Handbewegung zu dem Angreifer zurück. Schneller als ein Blasterblitz schloss das Voxyn die Augen und wandte sich ab, ehe der eigene Speichel sein Gesicht traf.
Alema kümmerte sich kaum darum. Numas Gedanken gerieten durcheinander, aus ihren Schreien wurde ein Stöhnen. Alema packte ihre Schwester unter den Armen, kam dadurch an den Händen selbst in Kontakt mit dem brennenden Schleim und versuchte, nicht daran zu denken, was dieses Zeug wohl in Numas Gesicht und Augen anrichtete.
»Finde deine Mitte, Schwester.« Sie zerrte Numa zur Kapsel. »Lass die Macht in dich fließen.«
Numa verstummte, und auch ihre Gedanken wurden alarmierend still − doch dann verschwand die Stille und machte einem Frieden und einem vagen Gefühl der Leere Platz. Alema schrie auf, wollte sie anschauen, spürte aber, wie sich der Schleim in die Knochen ihrer Finger brannte, und sie brachte den Mut nicht auf.
Alema trug den Körper ihrer Schwester durch die Luke der Rettungskapsel und warf noch einen Blick zurück auf das Schott, wo das Voxyn immer noch eingeklemmt war und sie weiterhin beobachtete. Die eine Seite des Kopfes war mit dem ätzenden Schleim bedeckt, die Schuppen darunter brodelten und rauchten, während sie sich auflösten. Die Spitzen mehrerer Amphistäbe erschienen in dem schmalen Spalt, und jemand versuchte − vergeblich −, das Schott aufzuhebeln.
Der Teil von Alema, der nicht um ihre Schwester trauerte, sondern weiterhin eine Jedi war, erkannte, dass die letzte Aussicht darauf, unbemerkt zu entkommen, geschwunden war. Die Yuuzhan Vong würden das Surren der Luke hören, wenn diese sich schloss, und den Stoß bemerken, wenn die Kapsel sich vom Schiff trennte. Trotzdem musste sie einfach weitermachen. Pollux’ Leben war verwirkt − sie kannte die Yuuzhan Vong gut genug, um zu wissen, dass der Kommandant der feindlichen Krieger ihm die Lüge nicht vergeben würde −, allerdings kostete es Zeit, ein Schiff von der Größe der Nebula Chaser zu zerstören. Vielleicht würde man sich an Bord der Fregatte genötigt sehen, die Rettungskapsel zu verfolgen, anstatt den Starliner anzugreifen. Das war ihre größte Hoffnung − und ihre einzige.
Sie blickte zur Luke zurück. »Abschussbereich schließen!«
Die Schnauze des Voxyn, alles, was Alema noch von ihm sehen konnte, wandte sich ihr zu und öffnete sich einen halben Meter weit. Ein entsetzlicher Schrei gellte ihr in den Ohren, dann traf sie eine mächtige Druckwelle wie eine Faust in den Bauch. Plötzlich fühlte sie sich benommen, ihr war übel, und im nächsten Moment sank sie mit dem toten Leib ihrer Schwester in die Rettungskapsel. Ihr rann etwas Warmes aus den Ohren, und als sie es mit dem fleischlosen Finger berührte, wurde die Spitze des Knochens rot vom Blut.
Alema wollte sich erheben, hätte sich fast übergeben, ließ sich wieder in die Hocke sinken. Ihr drehte sich der Kopf, ihr Magen brodelte. Während sie Numa in den Armen hielt, kämpfte sie sich durch die Luke der Rettungskapsel.
»Start!«, keuchte Alema. »Sofortiger Start!«
Die Tür schloss sich, das Licht wurde gedämpft − und das war alles. In der Kapsel blieb es unheimlich still. Verwirrt schleppte sich Alema an den Beschleunigungssitzen vorbei und sah nach vorn. Der Droidenpilot sah sie an, sein Vokabulator flackerte hektisch, während er ihr die vorgeschriebene Startprozedur erklärte.
»Überspringen!«, brüllte sie. »Berechtigungskode…«
Die Rettungskapsel machte einen Satz nach vorn und schleuderte Alema in das Gestell eines der Durastahlstühle. Den Berechtigungskode hatte sie bereits genannt.
Jaina verpasste den Start. Sie starrte auf das Display vor sich und versuchte, den Kom-Empfänger perfekt auf die Antenne der Nebula Chaser auszurichten. Da der Starliner nur zwanzig Millionen Kilometer vor der orangefarbenen Sonne trieb, wäre diese Aufgabe schon unter günstigen Umständen schwierig zu lösen gewesen. Durch die Anwesenheit der Yuuzhan Vong war Jaina gezwungen, lediglich die Düsen einzusetzen, und damit wurde dieses Manöver nahezu unmöglich.
Nach einigen Minuten hatte Jaina ihr Zielfadenkreuz endlich mit der Rotation der Schatten und der Umlaufbahn der Nebula Chaser um die Sonne
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