Das Erbe der Jedi-Ritter 10 - Jainas Flucht
schlicht vom Nichts verschluckt. Was daraufhin passierte, war nicht ganz das, was Kyp sich vorgestellt hatte. Er hatte auf die Wucht des Aufpralls gehofft − oder zumindest darauf, dass der Frachter die Kapazität des Dovin Basals überforderte und den großen Korallenskipper verwundbar machen würde. Allerdings war ihm nie in den Sinn gekommen, dass die verschiedenen Anomalitäten sich zu einer verschmelzen und sich um das Yuuzhan-Vong-Schiff stülpen würden wie ein verkehrt herum angezogener Handschuh. Doch plötzlich war der Frachter verschwunden. Und der Korallenskipper ebenfalls. Und die fliehenden X-Flügler.
Der Tod ereilte die Piloten mit einer Geschwindigkeit, mit der weder Furcht noch Gedanken mithalten konnten. Niemand sah die Gefahr kommen. Keines der Gefühle erreichte Kyp − nur eine plötzliche, beinahe ohrenbetäubende Stille.
Trauer und Schuld schäumten wie eine dunkle Woge über Kyp hinweg. Er zog die Maschine nach unten und verdrängte die Emotionen, ehe sie seine Entschlossenheit und seinen Kurs beeinflussten. Er würde das nicht tun. Er würde die Unsicherheit nicht zulassen, die so viele seiner Jedi-Gefährten verkrüppelt hatte. Dennoch konnte er eines nicht leugnen: Er hatte seine Kraft der Macht im Übermaß eingesetzt, und dabei hatte er unabsichtlich den Tod anderer in seiner Umgebung verursacht.
Kyp zwang sich, ins Gefecht zurückzukehren. Rasch verschaffte er sich einen Überblick über die Situation. Nur Octa und zwei ihrer Piloten waren geblieben. Zu viert konnten sie immer noch eine Menge Schaden anrichten.
Er rief die Überlebenden des Dutzends zusammen und nannte ihnen eine Position, an der die Gefechte nicht ganz so heftig entflammt waren. »Wir formieren uns neu zu einem Quartett unter meinem Kommando.« Die Schiffe reagierten sofort und suchten sich einen Weg zu den Jedi-Schiffen.
Unvermittelt erreichte ihn die Trauer von Octa Ramis, die in eine qualvolle Erkenntnis und schließlich in Zorn überging. Kyp überraschte es kaum, dass sich die Wut nicht gegen die Yuuzhan Vong, sondern gegen ihn richtete.
»Meister Skywalker hatte recht«, sagte sie mit tödlicher Ruhe. »Betrachte dies als meine Kündigung.« Ihr XJ schwenkte ab und schlug einen Bogen, zurück zu dem Jedi-Geschwader. Kurz darauf folgten ihr die beiden übrigen Mitglieder ihrer Staffel. Kyp ließ sie ziehen.
Neun seiner Piloten waren abgeschossen worden, und die Liste der Namen jener, die seit Beginn des Krieges unter seinem Kommando gestorben waren, wurde dadurch noch weiter verlängert. Obwohl der Tod jedes einzelnen Kyp schwer zusetzte, akzeptierte er es als Schicksal. Nie zuvor jedoch hatte er diese Grenze, die er vor langer Zeit gezogen hatte, überschritten und durch die Anwendung der Macht den Tod eines Kameraden verursacht. In diesem dunklen Augenblick erschien es ihm, als würde dieser eine Akt alles Positive neutralisieren, das er getan hatte, all seine unerschütterlichen Argumente, alles, wofür er stand.
Ein einziger Moment, in dem eine falsche Entscheidung fiel, mehr nicht, und der Preis war so hoch. Korallenskipper verfolgten Octas Schiffe wie ein Rudel Voxyn. Kyp steuerte auf sie zu und war entschlossen, so viele wie möglich von ihnen mitzunehmen. Plötzlich und ohne offensichtlichen Grund stockte der Angriff der Yuuzhan Vong. Mehrere Korallenskipper drehten ziellos ab, fast wie betrunken. Octa Ramis nutzte die Verwirrung und verfolgte sie. Die anderen XJs schlossen sich ihr an.
Zwei Skips rasten auf das Schiff der Jedi zu. Die feindlichen Schiffe streiften einander, kompensierten zu stark. Dann krachten sie seitlich zusammen. Korallenscherben gingen als tödlicher Schrapnellhagel auf die XJs nieder. Beide Schiffe taumelten außer Kontrolle davon. Nur Octa kehrte zur geschrumpften Jedi-Flotte zurück. »Angriffsziel gesichert«, sagte sie kalt. Kyp konnte nur nicken. Seit Monaten hatte Danni Quees Team daran gearbeitet, die Yammosks, diese abscheulichen telepathischen Wesen, die so viele Schiffe koordinierten, zu stören. Der Verwirrung unter den Yuuzhan Vong nach hatten sie nun anscheinend Erfolg gehabt.
Hingegen hatte er, Kyp Durron, versagt. Wieder einmal.
Die Gefühle wallten in ihm auf, und ein Dutzend harter Jahre fiel von ihm ab. Kyp spürte plötzlich den Schmerz, den der Tod seines Bruders bei ihm ausgelöst hatte. Die Dunkelheit dieser entsetzlichen Zeit und die Verzweiflung breiteten sich in ihm aus. »Jaina«, murmelte er plötzlich, und er wusste selbst nicht, warum.
Kyp
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