Das Erbe der Jedi-Ritter 12 - Aufstand der Rebellen
herauszuspähen. Dazu war er nicht gelenkig genug.
Dann fiel ihm ein, dass er nicht unbedingt auf seine eigenen Augen angewiesen war. Schnell nahm er seine leichte Holocam vom Hals, befestigte den Gurt so, dass die Kamera baumelte, die Linse zur Seite gerichtet, der Kontrollschirm nach oben zu ihm. Er stellte die Linse auf Weitwinkel, dann ließ er die Kamera in den Gang und ein wenig darüber hinaus baumeln.
Auf dem Schirm konnte er den Raum darunter sehen. Es schien, dass der Gang in einer Ecke des Raums endete. Das Zimmer selbst war voll mit Computern, aber in einer Ecke gab es eine Tür, die wahrscheinlich zu einem Flur oder einer Treppe führte, und in der entgegengesetzten Ecke befand sich eine Art Behälter. Er hatte etwa die Größe der Dusche in einer Erfrischungseinheit und war wie eine Dusche von transparenten Wänden umgeben; auf dem Boden des kleinen Raums befand sich ein Haufen von etwas, das wie zerbrochene Transparistahlsplitter aussah.
Neben der Kammer mit den Glaswänden stand ein Stuhl. Darauf saß ein Bothan, der an Händen, Armen und Füßen gefesselt war. Über ihn beugte sich ein Mann in einem Mechanikeroverall.
Einen Moment hielt Tarn den Bothan für tot. Er hatte überall im Gesicht und am Körper, wo dieser nicht von Kleidung bedeckt war, unregelmäßige Höcker. Dann erkannte Tarn, dass sich diese Höcker bewegten.
Käfer. Noch während Tarn zusah, hob der Mechaniker die Hand an die Stirn des Bothan. Es war ein deutliches Knirschen zu hören, und der Bothan schrie abermals. Als der Mechaniker die Hand senkte, gab es auf der Stirn des Bothan einen weiteren zuckenden Höcker.
Wolam, wo bleibst du? Aber Tarn erkannte, dass er weder darauf warten konnte, dass Wolam die Sicherheitskräfte herbrachte, noch diesen Prozess beschleunigen konnte. Der Bothan könnte inzwischen sterben, und dieser Tod würde schwer auf Tams Gewissen lasten.
Aber was sollte er tun? Er dachte darüber nach, was ihm zur Verfügung stand. Eine handgroße Holocam, mehrere Datenkarten, ein Komlink, eine kleine Vibroklinge, die er immer dabeihatte, weil er sich dann besser fühlte, ohne wirklich zu wissen, wie man das Ding im Kampf einsetzte.
Und sein Hirn. Ein Hirn, das nicht immer sonderlich effizient arbeitete.
Er steckte sich das abgeschaltete Vibromesser zwischen die Zähne. Der Raum drunten war nur von Computerschirmen erhellt. Die Schreie des Bothan würden leise Geräusche übertönen. Und er war ein starker Mann − kein Kämpfer, aber er verfügte über die Größe und die Muskelmasse, die Kämpfer häufig bewunderten.
Die Holocam setzte er auf dem Sims mit dem Moos ab. Er spulte zurück, bis er eine vor Kurzem aufgenommene Szene erreichte, dann stellte er sie so ein, dass sie diese Szene in einer Sechzig-Sekunden-Endlosschleife abspulte.
Er wartete, bis er eine weitere Frage hörte, die Antwort, und dann den Schrei. Als der Schrei begann, ließ er sich langsam in den Raum am Ende des Gangs darunter hinab.
Nun hätte der Mechaniker − ein Agent der Yuuzhan Vong, vielleicht einer ihrer Krieger − sich nur umdrehen müssen, um Tarn zu sehen. Ein Blick, ein Angriff, und Tarn wäre tot gewesen.
Aber der Mechaniker drehte sich nicht um. Er beugte sich näher zu dem Bothan, um zu beobachten, wie dieser sich quälte. Tarn, der an seinen Armen baumelte, löste eine Hand und geriet dadurch ins Schaukeln, aber die zusätzliche Reichweite brachte seine Zehen in Kontakt mit dem Boden. Als er einen Augenblick später dank der Kraft seines Handgelenks aufhörte zu schaukeln, ließ er los und stand auf dem Boden.
Und kniete nieder. Und schlich sofort zur Seite des Raums, wo er sich in den tiefen Schatten einer Reihe unbeleuchteter Computerterminals duckte. Er nahm die Vibroklinge aus dem Mund und hielt sie so, dass er den Schalter unter dem Daumen hatte.
Er war immer schon für seine Größe eher unauffällig gewesen. Jetzt fürchtete er, dass er trotz seiner besten Anstrengungen immer noch nicht unauffällig genug war.
»Also noch einmal. Wo ist der Kristall …«
Eine Stimme erklang aus dem Tunnel, den Tarn gerade erst verlassen hatte, eine Frauenstimme mit dem leicht schleppenden Akzent der Corellianer: »Ja, wir werden den Vong eins verpassen.«
Der Mechaniker riss den Kopf hoch und drehte sich um. Man sah ihm keine Empfindungen an, aber seine Körpersprache kündete deutlich von Schreck und Verwirrung.
Die Stimme ging weiter: »Es ist egal, wie schwer sie uns treffen. Wir verfügen über zwanzigtausend
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