Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
Sklave. »Welche Wahl bleibt mir denn?«
»Es gibt immer eine Wahl«, murmelte Jacen. Er kratzte sich am Kopf: Sein Haar war lang genug nachgewachsen, dass es begann, sich zu locken. Es war verkrustet mit fettigem Dreck, und seine Kopfhaut juckte − wenn auch nicht so sehr wie die Haut unter dem dünnen, fleckigen Teenagerbart, der nun seine Wangen und den Hals rauer machte. Er warf noch einen Blick zu Vergere.
Sie war ein Stück näher gekommen und schlängelte sich nun durch eine Kolonie pilzartiger junger Oogliths. Er hatte sie seit seinem ersten Tag in der Zuchtstation nicht mehr gesehen. Das war, soweit er es einschätzen konnte, Wochen her.
Vielleicht sogar Monate.
Er veranlasste einen aufgeblähten Sackwurm, der neben ihm auf dem Boden lag, das Maul zu öffnen. Die Klammerkäfer, die den Bauch des Sackwurms füllten, attackierten seine Hand sofort; Jacen wartete, bis zwanzig oder dreißig von ihnen ihre Fresswerkzeuge in seine Haut geschlagen hatten, dann zog er die Hand heraus und ließ das Maul des Sackwurms wieder zuklappen. Er benutzte die mit Käfern bedeckte Hand, um die Bauchwunde des Sklaven zusammenzudrücken. Mit der freien Hand kitzelte er das Kopfgelenk eines Klammerkäfers, bis sich sein Maul öffnete; dann drückte er den Käfer gegen die Wunde, bis die Fresswerkzeuge erneut zuschnappten und die Wunde verklammerten. Eine schnelle Fingerbewegung knipste den Körper des Käfers ab; der Kopf blieb an Ort und Stelle.
Es brauchte dreiundzwanzig Klammerkäfer, um die Wunde des Sklaven zu schließen. Sanft löste er die lebenden Käfer, die sich immer noch an seine Hand klammerten, und steckte sie zurück in den Sackwurm; dann riss er Streifen vom unteren Rand der Gewandhaut des Sklaven ab, um damit die Wunde zu verbinden. Die Gewandhaut und die Streifen sonderten an den Rändern so etwas wie Milch ab, ein klebriges, harziges Blut, das die Streifen zusammenklebte und den Verband festhielt.
»Versuche, die Wunde so trocken wie möglich zu halten«, sagte Jacen dem Sklaven. »Und geh nicht in die Nähe des Amphistabhains, bis sie geheilt ist. Ich bin ziemlich sicher, dass sie Wunden wittern können. Sie werden dich in Stücke schneiden.«
Der Amphistabhain hier unterschied sich gewaltig von dem, den er auf dem Weltschiff bei Myrkr gefunden hatte; die Stäbe dort waren gestaltet, verändert, domestiziert, gezähmt gewesen. Der Amphistabhain hier war der Ursprung, die Grundlage. Er hatte nichts Zahmes an sich.
Die Amphistabpolypen in diesem Hain maßen zwischen einem und drei Metern: tief verwurzelte Klumpen von ledrigem Gewebe, jeweils mit zwei bis fünf muskulösen Knoten, aus denen Dreiergruppen junger Amphistäbe sprossen. Amphistabpolypen waren ungestielte Fleischfresser; die jungen Amphistäbe dienten als Arme und Waffen des Polypen, spießten die Beute eines Polypen auf, vergifteten sie und zerkleinerten sie schließlich zu Stücken, die klein genug waren, um in das faustgroße Erdmaul des Polypen geschoben zu werden. Die Polypen töteten und fraßen alles, was lebte. Nur die Vonduun-Krabbe, ihr einziger natürlicher Feind, konnte sich ihnen sicher nähern, geschützt von der flachen Wölbung ihrer undurchdringlichen Schale.
»Aber − aber wenn man mich schickt «, jammerte der Sklave. »Was dann?«
»Das Sklavensamen-Netz ist nur mit den Nerven verbunden, die Berührungsschmerzen leiten. Schlimmstenfalls kann es dir Schmerzen verursachen«, sagte Jacen. »Die Amphistäbe werden dich umbringen.«
»Aber die Schmerzen − die Schmerzen …«
»Ich weiß.«
»Du weißt es nicht«, sagte der Sklave verbittert. »Sie zwingen dich nie zu etwas.«
»Sie zwingen dich auch nicht. Das können sie nicht. Sie können dir nur wehtun. Das ist nicht das Gleiche.«
»Du hast leicht reden! Wann haben sie dir das letzte Mal wehgetan?«
Jacen stand auf und schaute zu Vergere hin. »Du solltest jetzt lieber schlafen. Sie werden die Sonne bald wieder einschalten.«
Leise vor sich hin murmelnd schlurfte der Sklave davon, zurück zu den anderen. Er bedankte sich nicht.
Das taten sie selten.
Wenn sie nicht mit ihren Wunden zu ihm kamen, sprachen die Sklaven kaum mit ihm. Sie mieden ihn. Er war zu seltsam, war allen anderen zu unähnlich, und es war nicht leicht, mit ihm zu sprechen. Er lebte in einer permanenten Blase der Einsamkeit unter ihnen; niemand wollte ihm zu nahe kommen Sie fürchteten ihn. Manchmal hassten sie ihn auch.
Jacen bückte sich und hob eine Hand voll kopflose Käfer auf. Während
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