Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
groß genug für einen Wookiee und bis zum Platzen mit optischem Gelee gefüllt. Im Spinnenkörper selbst befand sich das Hirn der Sichtspinne, das telepathische Signale von einer Reihe von Sklavensamen sammelte, die die Geschöpfe in der Zuchtanlage antrieben. Sie integrierte diese Signale zu einem holografischen Bild, geschaffen in dem Gelee mittels Überschneidung entsprechend abgestimmter elektromagnetischer Impulse von einer Gruppe von Drüsen, die dort saßen, wo der Geleesack an dem Hirn angebracht war.
Nom Anor betrachtete das Bild im Geleesack mit einer gewissen Zufriedenheit, und Vergere, die hinter der Sichtspinne auf dem Boden hockte, tat offenbar das Gleiche. Der Exekutor neigte zwar nicht zu dem doktrinären Fanatismus eines Tsavong Lah, aber er musste dennoch zugeben, dass es von den Yuuzhan Vong geformte Geschöpfe gab, die ihren mechanischen Gegenstücken in der Neuen Republik unendlich überlegen waren. Zum Beispiel diese Sichtspinne. Sie war zwar nicht besonders intelligent, verstand aber zumindest, dass ihre Aufgabe darin bestand, ein Bild aus der Zuchtstation zu liefern, das sich auf einen bestimmten Gegenstand konzentrierte, und diesem Gegenstand zu folgen, wohin er auch gehen mochte. Sie erfüllte ihre Aufgabe sehr gut.
Der Gegenstand des Interesses war selbstverständlich Jacen Solo.
Nom Anor stellte sich auf die Zehenspitzen, um die Mitte der Sichtspinne auf eine bestimmte Weise zu streicheln, sodass Jacens Bild schrumpfte und man mehr und mehr von der Zuchtstation erkennen konnte, die ihn umgab: die Sklaven, die in dem Kreis von Domänen arbeiteten, der die Dhuryam-Stock-Insel umgab. Jacen war gerade damit beschäftigt, das Handgelenk eines Sklaven zu schienen, der offenbar gestürzt war, aber für Nom Anor sah es so aus, als richtete der junge Mensch dabei einen großen Teil seiner Aufmerksamkeit auf die Stock-Insel in der Ferne.
»Nun«, sagte er. »Du denkst also, dass diese zweite Stufe erreicht ist? Das Dhuryam hat ihn erfolgreich verführt?«
»Oder er das Dhuryam.« Vergere lehnte sich zur Seite, um ihn durch das Dickicht von Sichtspinnenbeinen hindurch ansehen zu können. »Es läuft auf das Gleiche hinaus. Eine empathische Verbindung zu schaffen, wie er es getan hat, verlangt, dass sie beide ihre Differenzen herunterspielen und sich auf das konzentrieren, was sie gemeinsam haben. ja: Die zweite Stufe ist vollendet.«
»Also gut.« Nom Anor lehnte sich zurück und verschränkte die langen, knochigen Finger vor der Brust. »Jacen Solo verfügt im Augenblick über ein alarmierendes Maß an Freiheit.«
»Freiheit ist stets alarmierend«, stellte Vergere fest.
»Noch alarmierender ist jedoch, dass er sich dessen nun bewusst ist. Ich frage mich, ob Tsavong Lah nicht vielleicht übertrieben selbstsicher war, als er dieser Phase des Plans zustimmte.«
»Sollten Sie nicht eher sagen«, sagte Vergere mit einem tückischen Halblächeln, »dass Sie fürchten, Sie könnten übermäßig selbstsicher gewesen sein, als Sie es vorschlugen?«
Nom Anor winkte ab. »Ihm Raum zum Handeln zu geben ist eine Sache; ihm diesen Raum auf diesem Schiff zu geben eine ganz andere.«
»Sie glauben, er könnte eine Gefahr für das Schiff darstellen? Wie das?«
»Ich weiß es nicht.« Nom Anor verlagerte das Gewicht nach vorn, stützte das Kinn auf die Hände und starrte in das optische Gelee. »Aber ich habe nicht einen so großen Teil des Kriegs überlebt, weil ich die Jedi unterschätze − besonders die Solo-Familie. Ich mache mir Sorgen. Selbst die geringste Gefahr für dieses Schiff wäre ein viel zu großes Risiko.«
Er brauchte das nicht weiter zu erläutern; Vergere wusste, dass das genetische Material, das man zur Schaffung dieses Saatschiffs benutzt hatte, unersetzlich war: Genproben, die während der unzähligen Jahrtausende der intergalaktischen Reise der Yuuzhan Vong. an Bord der Weltschiffe aufbewahrt worden waren. Proben, von einer Heimatwelt gerettet, die schon so lange im Staub der Geschichte verschwunden war, dass nicht einmal ihr Name überlebt hatte.
»Beruhigen Sie sich, Nom Anor. Ist nicht bisher jeder Schritt nach Plan verlaufen?«
Er verzog das Gesicht. »Ich misstraue solch leichten Siegen.«
»Aber leichte Siege sind ein Beweis für die Gunst der Wahren Götter«, sagte Vergere mit diesem nervtötenden Glöckchenklang. Dieser Tonfall hätte bewusst spöttisch sein können oder auch nicht; das wusste Nom Anor nie so recht. »Einem Sieg zu misstrauen riecht nach Blasphemie
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