Das Erbe der Jedi-Ritter 13 - Verräter
nun, was diese runzligen Lippen waren. Die Höhle droben stellte nur eine Art Kropf dar; die echten Mägen befanden sich hinter diesen Mäulern am Boden der Becken. Deshalb zeigte ihm das Höhlentier ein Mädchen dort unten.
Sie war ein Köder.
»Sei still«, flüsterte Jacen. »Es gibt dich nicht wirklich. Sei still.«
Er wollte nur einen ruhigen Ort, an dem er sterben konnte. War das zu viel verlangt? Hatte er das nicht verdient ? Warum musste alles so scheußlich sein, so widerwärtig, warum war alles immer so gemein ? Konnte er nicht einmal in Frieden sterben?
Hasste ihn denn das ganze Universum?
Es gibt nur eine Antwort, wenn das Universum dich hasst, flüsterte der Schattenwurm von der Basis seines Schädels aus. Erwidere den Hass.
Also tat er das.
Es war einfach.
Er hasste das Universum. Hasste alles daran: all dieses sinnlose Leiden, die nutzlosen Tode und all die dummen, geistlosen mechanischen Gesetze und die sich windenden, blutverschmierten ignoranten Lebensformen; er hasste das Steinfleisch unter seinen Füßen und die Luft, die er atmete, hasste sich selbst, hasste selbst den Hass, den er empfand, und plötzlich war er nicht mehr müde, er war nicht mehr verwirrt, alles war einfach, alles war leicht, alles war sinnvoll, denn Hass war alles, und alles war Hass, und er wollte nicht mehr sterben.
Er wollte jemandem wehtun.
Er schaute hinab zu dem schreienden Mädchen. Er hasste sie.
Sie war nicht einmal echt. Wie ein Traum. Er konnte tun, was er wollte. Alles. Sein Herz dröhnte, und sein Atem ging stoßweise und heiß.
Alles.
Er fühlte sich so mächtig, als wäre ein Damm in seiner Brust gebrochen. Er lächelte, streckte die Hand aus und ballte die Faust.
Die Macht erstickte die Schreie zu einem erschrockenen Würgen. Durch die Macht konnte er das Entsetzen der jungen Frau spüren, das heftige Brennen der Verdauungssäuren, die langsam ihre Haut auflösten; in der Macht konnte er sich selbst mächtig fühlen, wirklich mächtig, mächtig genug, um ihren Schädel zu knacken wie ein Pterosaurus-Ei, mächtig genug, um …
Warte, sagte eine letzte Faser von Verstand. Warte …
Er konnte sie spüren − in der Macht?
»Oh …«, flüsterte er. Seine Knie gaben nach. »O nein, nein, o bitte nicht …«
Sein Hass und seine Kraft vergingen gemeinsam. Er fiel nach vorn, seine Stiefel verloren den Halt auf dem Rand, und er stürzte in das Becken, um wie knochenlos neben das Magenmaul zu fallen. Er hätte einfach nur liegen bleiben können, hätte einfach zulassen können, dass er das Bewusstsein verlor, und schlafen, bis das Maul neben ihm sich wieder öffnete, um sich um ihn zu schließen, aber stattdessen klammerte sich eine Hand, eine Mädchenhand, eine wirkliche Hand, die einem wirklichen Mädchen gehörte, verzweifelt an seine Gewandhaut, rüttelte ihn wach, und ihr Kreischen versengte seine Ohren. »HILF mir du musst mir helfen HILF MIR …«
»Tut mir Leid«, murmelte Jacen, blinzelte mehrmals und strengte sich an, den Blick zu konzentrieren. Er versuchte aufzustehen. »Es tut mir Leid, es tut mir so Leid, ich wusste nicht …«
Nun sah er besser, und er sah sie, sah sie zum ersten Mal wirklich. Er sah, dass ihr Haar, das nun von einer fettigen Dreckschicht überzogen war, einmal lang, weich und goldblond gewesen war; er sah, dass ihre Augen blau waren, ihr Gesicht ein zartes Oval; er sah, dass …
Sie ist nicht einmal so alt wie ich.
Und wenn ich nicht SOFORT etwas tue, wird sie nicht viel älter werden.
Er konnte sich nicht darauf verlassen, dass seine Beine ihn trugen; er schwang sich herum, um die Füße gegen die Wölbung der Magenlippen zu stützen, und nahm ihr Handgelenk in beide Hände. Er zog fest, so fest er konnte, fest genug, dass ihr Flehen zu einem schmerzerfüllten Schrei wurde …
»Du brichst mir den ARM bitte du musst hochklettern du musst mich hochziehen …«
Hochklettern? Er hatte nicht die Kraft zu stehen. Er hatte nicht die Kraft, sie zu retten. Er hatte nur noch die Kraft, ihr noch mehr wehzutun.
Und sie in ihren letzten Minuten mit leerer Hoffnung zu foltern.
Er konnte sich kaum vorstellen, was sie durchgemacht haben musste … Wahrscheinlich war sie bei der Evakuierung von Coruscant zurückgelassen worden, hatte die Bombardierung, die Invasion durch die Yuuzhan Vong und die erschütternde Veränderung ihrer Welt in die der Vong überlebt: das Herausreißen eines gesamten Planeten aus seiner Umlaufbahn. Sie musste sich all diese Wochen und Monate im
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