Das Erbe der Jedi-Ritter 14 - Wege des Schicksals
gegenüber sacken. »Was soll ich ihm über das sagen, was ich getan habe, seit man uns gefangen genommen hat?«, fragte sie.
Kyp dämmerte, was sie meinte. »Ich verstehe«, sagte er. »Nun ja.« Er schaute auf seinen Teller und schob das Steak angewidert weg, dann sah er Jaina wieder an. »Sag ihm lieber die Wahrheit.«
»Es gibt noch mehr«, sagte Jaina. »Während seiner Gefangenschaft hat er nicht versucht, mich durch die Macht zu erreichen, weil er fürchtete, ich würde versuchen, ihn zu retten und dabei in eine Falle gehen. Was soll ich ihm also sagen − dass ich Amok gelaufen bin, weil er nicht versucht hat, mich zu erreichen? Was wird das ihm antun?«
Kyp hatte genau zugehört und nickte nun. »Ich verstehe, wieso du dir Sorgen machst«, sagte er, »aber ich denke, Jacen kann auf sich selbst aufpassen. Das konnte er immer. Und außerdem hast du dich nicht nur wegen Jacens Gefangennahme der Dunklen Seite geöffnet, sondern auch wegen Anakins Tod.«
»Mag sein. Aber es ist schwer zu sagen, wie er es aufnehmen wird. Was, wenn er wieder in diesen Zustand der … Lähmung verfällt?«
»Du hast das Hologramm gesehen«, sagte Kyp. »Wirkte er gelähmt?«
Jaina stellte überrascht fest, dass sie lächelte. »Nein. Er sah aus, als hätte er viel durchgemacht, aber auch irgendwie … in Ordnung. Und es ging ihm gut genug, dass er sich Sorgen um mich machte.«
Kyp nickte ernst. »Dann würde ich annehmen, wenn du ihn siehst, wirst du schon wissen, was du sagen sollst.«
Jaina betrachtete ihre Hände. »Das hoffe ich.«
Kyp grinste. »Gibt es sonst noch etwas, das dich davon abhält zu feiern?«
Jaina lächelte, wurde aber rasch wieder nüchtern. »Admiral Kre’fey«, sagte sie. »Er und die anderen Bothans sind verrückt geworden − sie haben beschlossen, dass sie die Yuuzhan Vong bis auf die letzte Keimzelle ausrotten wollen. Also haben wir jetzt einen Kommandanten, der eine gesamte Spezies vernichten will.« Sie blickte zu ihm auf. »Ist das eine Einladung zur Dunklen Seite oder was?«
Kyp war beeindruckt. »Selbst ich bin nie so weit gegangen«, sagte er. Er beugte sich ein wenig über den Tisch zu Jaina vor. »Ich glaube, die Dunkle Seite kann dich nur beherrschen, wenn du bestimmte Gefühle hast«, sagte er. »In meinem Fall war es Zorn. In deinem das Bedürfnis nach Rache.«
»Für einen toten Bruder, der dann gar nicht tot war«, fügte Jaina verbittert hinzu »Und für einen anderen, der es war. Ja. Das war falsch, und darüber sind wir uns einig. Aber ich denke, wir sollten auch ein paar Unterscheidungen treffen.«
»Also gut«, sagte Jaina, obwohl der Gedanke an zu viele Schattierungen und Unterschiede zwischen Licht und Dunkelheit sie beunruhigte.
»Es gibt Aggression um ihrer selbst willen. Das ist schlecht.«
»Ja.«
»Dann gibt es Verteidigungskriege, den Kampf gegen Eindringlinge. Was, wenn schon nicht unbedingt gut, so doch gerechtfertigt ist.«
Jaina nickte. »So weit kann ich dir folgen.«
»Und dann gibt es einen Gegenangriff in einem ansonsten defensiven Krieg. Wie bei Obroa-skai.«
»Und das ist was?«, fragte Jaina. »Gut? Schlecht? Gerechtfertigt?«
»Gerechtfertigt«, sagte Kyp. »Ich habe angestrengt darüber nachgedacht und glaube, es war gerechtfertigt.« Er sah Jainas zweifelnden Blick. »Lass mich dir ein Beispiel geben.«
»Na gut.«
»Sagen wir, du hast einen Freund, der etwas Wertvolles besitzt, wie einen Ring. Und ein Dieb greift deinen Freund an und stiehlt den Ring, und aus irgendeinem Grund kannst du es nicht verhindern.«
»So weit kann ich dir folgen.«
»Und später begegnest du dem Dieb, und du siehst, dass der Dieb den Ring trägt. Ist es also Aggression, den Dieb vor Gericht zu bringen und dafür zu sorgen, dass der Ring seinem rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben wird?«
»Du sagst also«, meinte Jaina, »der Dieb ist wie die Yuuzhan Vong, die unsere Planeten gestohlen haben, und es ist keine Aggression, unsere Welten zurückhaben und die Yuuzhan Vong loswerden zu wollen?«
»Ich sage nicht, dass es nicht ein gewisses Maß an Aggression gibt. Ich sage, sie ist gerechtfertigt.«
»Aber wenn deine Aggression dich in die Dunkelheit führt?«
»Das ist nicht gerechtfertigt.« Kyp seufzte. »Sieh mal. Du kannst den Dieb jagen, weil du wütend auf ihn bist und ihn ordentlich durchprügeln willst, oder du kannst ihn jagen, weil du willst, dass der Gerechtigkeit Genüge getan wird. Das ist ein Unterschied. Zorn ist dunkel, aber Gerechtigkeitsliebe
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