Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
Karshs Lebensblut auf den Boden und auf seine Stiefel floss. Dann nickte er dem Kommandanten zu. »Sie dürfen gehen.«
Karsh marschierte steif auf den Ausgang zu. Es war im Villip vollkommen klar zu sehen. Endlich hatte Nom Anor genau, was er brauchte: Einblick in Shimrras Allerheiligstes, und ein Ohr, das die Worte des Anführers der Yuuzhan Vong aufnahm.
Es sah eindeutig nicht gut für den Höchsten Oberlord aus. Der Mangel an militärischen Erfolgen seit der Einnahme von Yuuzhan’tar schien sich auf die gesamte Streitmacht der Yuuzhan Vong auszuwirken. Widerstand keimte auf, wo es zuvor keinen gegeben hatte, Nachschublinien waren sabotiert worden, die Formung des neuen Hauptplaneten war zum Stillstand gekommen, und die Priester warnten immer lauter vor der zunehmenden Ausbreitung der Ketzerei in den unteren Rängen. Dieser letzte Teil erfreute Nom Anor am meisten. Seine Anstrengungen hatten eine Flut von Unzufriedenheit ausgelöst, die sich nun an den Mauern von Shimrras Festung brach.
Nom Anors Zufriedenheit wuchs noch, als sich die Konversation im Thronsaal anderen Themen zuwandte. Er konnte jedes Wort perfekt verstehen. Ngaaluh anzugreifen hatte sich als das Beste erwiesen, was er hatte tun können. Es hatte nicht dazu geführt, dass die Priesterin ihn fürchtete, nein, sie war nur noch entschlossener, dem Höchsten Oberlord zu trotzen.
»Ich schulde dir mein Leben, Meister«, hatte Ngaaluh gekeucht, als sie dort auf dem Boden gelegen hatte, an dem Tag, als sie sich in dieser so veränderten Situation wieder begegnet waren. Sie war schwach und bleich gewesen, hatte aber langsam ihre Kraft zurückgewonnen. Das Gegengift, das Nom Anor ihr verabreicht hatte, hatte langsam zu wirken begonnen. »Du bist wahrhaft Yu’shaa, der Mitleidsvolle, und ich bin deine demütige Dienerin.«
Nom Anor erkannte eine Gelegenheit, wenn er sie sah, und er hatte nichts dagegen, sie auszunutzen.
»Ich habe dir dein Leben zurückgegeben«, hatte er zu der Priesterin gesagt. »Auf welche Weise willst du das wiedergutmachen?«
»Ich werde es mit meinem Leben wiedergutmachen, mein Meister.«
»Du würdest es freiwillig für mich aufs Spiel setzen?«
»Ohne zu zögern, mein Meister.«
»Und wenn ich dich bitten sollte, es für die Jedi aufs Spiel zu setzen?«
»Wenn du mich bitten würdest, es für einen Ghazakl-Wurm aufs Spiel zu setzen, würde ich auch das ohne Frage tun«, sagte Ngaaluh. »Aber für die Jeedai gebe ich mein Leben gerne als Opfer, damit ich eins mit der Macht werden kann.«
Nom Anor erinnerte sich deutlich an Ngaaluhs Worte. Ihre Vorstellung, eins mit der Macht zu werden, war nicht von ihm oder seinen Leuten gekommen, sondern etwas, das Ngaaluh selbst entwickelt hatte. In den folgenden Tagen, als die Priesterin sich langsam wieder erholte, hatte Nom Anor sie nach dem Hintergrund dieser und anderer Ideen ausgehorcht, die Ngaaluh offenbar veranlasst hatten, den Propheten selbst aufzusuchen. Offenbar hatte Ngaaluh mit der Verräterin Vergere Kontakt gehabt, die ihr die Saat des Zweifels einpflanzte, während sie sich in der Obhut des Tempels von Yun-Harla befand. Ngaaluh hatte seitdem das bekannte Pantheon der Yuuzhan Vong angezweifelt und einen Weg gesucht, die Jedi und die Macht in eine Sicht der Welt einzubauen, die man sie zu akzeptieren gelehrt hatte. Einige Schlüsse der Priesterin entsprachen Nom Anors eigenen Ideen − zum Beispiel der, dass es sich bei der Macht um ein Echo des Geistes von Yun-Yuuzhan handelte −, aber andere waren ihre eigenen. Nom Anor war fasziniert von ihrem Gedanken, dass der Tod die Yuuzhan Vong mit dem Geist ihres Schöpfers vereinte, vor allem, da er ihm eine Rechtfertigung liefern würde, wenn er die Beschämten in Zukunft auffordern würde, ihr Leben in seinem Dienst aufs Spiel zu setzen.
Ngaaluh war bestens vertraut mit Betrug und Täuschung, und sie war der Botschaft des Propheten zu ihrer Quelle gefolgt und hatte sich durch ihre Ehrlichkeit bei den Anhängern der Ketzerei beliebt gemacht. Nom Anor war nicht so naiv, die Unterwürfigkeit der Priesterin einfach hinzunehmen. Die Möglichkeit, dass es sich bei Ngaaluh um eine Doppelagentin handelte, die einfach nur das von sich gab, was Nom Anor hören wollte, bestand immer noch. Aber wenn er Ngaaluh mit einem Villip zu Shimrra schicken konnte, war das eine Chance, die er nutzen musste.
»… Rückschritte beim Destabilisierungsprogramm in den äußeren Bereichen«, sagte ein Subalterner gerade. »Die Infiltrationsphase
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