Das Erbe der Jedi-Ritter 16 - Der verschollene Planet
mit lächerlichen Ausreden Zeit zu schinden. Ich konnte nichts weiter tun, wenn ich nicht einen von ihnen erschießen wollte, um zu demonstrieren, dass ich es ernst meinte. Aber dann wäre ich ebenso schlimm gewesen wie sie, nicht wahr?«
Er sah Jag und Captain Mayn nacheinander Anerkennung heischend an. Sie nickten, sagten aber nichts.
»Danach«, fuhr Cundertol fort, »haben wir uns ein paar Minuten gestritten, bis der Wookiee versuchte, mich zu überwältigen, und ich gezwungen war, auf sie zu schießen. Es ging nicht anders! Wenn ich zugelassen hätte, dass sie mich wieder überwältigten, wäre ich so gut wie tot gewesen. Also habe ich sie umgebracht.«
Der Premierminister starrte seine großen Hände an, als könnte er das selbst nicht so recht glauben.
»Sie haben getan, was Sie tun mussten, Sir«, sagte Jag einen Moment später. »Das kann Ihnen niemand übel nehmen.«
Jags tröstliche Worte bewirkten ein vages, aber nicht sonderlich überzeugendes Nicken. »Ich habe selbstverständlich nicht alle umgebracht«, sagte Cundertol. »Nur die fünf, die mich angegriffen hatten. Der, den ich gefesselt hatte, war immer noch im Frachtraum, und der Pilot blieb im Cockpit, bis der Kampf vorüber war. Ich fesselte ihn ebenfalls, als er sich weigerte zu tun, was ich wollte. Von da an ging es nur noch darum, das Schiff zu wenden und nach Hause zu kommen. Alles wäre gut gegangen, wenn dieses Wrack nicht einen heftigen Anfall von Systemfäulnis entwickelt und begonnen hätte auseinanderzufallen. Als es Zeit wurde, es zu verlassen, war die Lebenserhaltung im hinteren Frachtraum bereits ausgefallen, und die beiden, die ich gefesselt hatte, waren tot − sonst hätte ich sie mitgebracht, damit sie sich vor Gericht verantworten könnten. Sie sind am Ende leicht davongekommen. Tod war zu gut für sie − viel zu gut.«
Cundertol knirschte frustriert mit den Zähnen. Er war eindeutig verbittert und hatte nach Jags Ansicht alles Recht dazu.
Vom Eingang der Medstation lauschte die Medtech der Selonia der Geschichte angespannt. Als deutlich wurde, dass der Premierminister mit seinem Bericht fertig war, kam sie in den Flur hinaus und fragte: »Sind Sie sicher, dass Sie nicht verletzt sind, Sir? Wir sollten Sie wirklich untersuchen und …«
»Es geht mir gut«, unterbrach er sie mit einer gereizten, abwehrenden Geste. »Es braucht mehr als ein Handgemenge, um mich zu erledigen.«
Die Medtech zog sich mit einem knochigen Schulterzucken zurück.
»Haben Sie in den Wrackteilen irgendwelche Beweise finden können?«, fragte Cundertol Mayn.
»Leider nicht. Es war nicht viel übrig.«
»Eine Schande«, murmelte er. »Denn ich will, dass derjenige, der dahintersteckte, dafür teuer bezahlt. Wenn der Keeramak durch meine Entführung abgeschreckt wurde − oder noch schlimmer, die Weihe vollkommen abgesagt hat −, dann weiß ich nicht, was wir machen sollen. Wir können uns keine Trübung unseres Verhältnisses zu den P’w’eck leisten. Nicht, wenn die Yuuzhan Vong vor unserer Haustür stehen. Unsere Verteidigungsflotte hat ohnehin schon zu viel zu tun, ohne dass wir uns noch zusätzliche Feinde aufhalsen.«
»Wissen Sie, wohin Ihre Entführer Sie bringen wollten?«, fragte Jag. »Denn wenn wir das wüssten, könnten wir …«
»Tut mir leid, junger Mann«, sagte der Premierminister brüsk, »aber Sie können sich wohl denken, dass ich wichtigere Dinge zu tun hatte − zum Beispiel am Leben zu bleiben. Ich hatte nicht den Luxus, sie ausführlich verhören zu können, wie Sie es jetzt offenbar mit mir tun!«
Jag spürte, wie er nach dieser Anklage rot anlief. »Sir, ich hatte wirklich nicht vor …«
Cundertol unterbrach die Entschuldigung mit einem Grunzen »Wann kommt dieser Shuttle?«, fragte er und warf einen Blick auf sein Chronometer.
»Bald, Premierminister«, sagte Mayn freundlich. »General Panib schickt eine militärische Eskorte, um weitere Attentate zu verhindern. Inzwischen sind Sie hier bei uns am sichersten.«
Der Premierminister zog die Nase ein wenig kraus, als er sich in dem engen Flur der Fregatte umsah. »Ich bin einfach nur froh, noch zu leben.«
Etwas an der Art, wie Cundertol diese Worte aussprach, ließ Jag vermuten, dass der Mann vielleicht zum ersten Mal seit seiner Rettung die ganze Wahrheit sagte.
12
Der Millennium Falke, eskortiert von Jaina, hatte seine Umlaufbahn kaum eine Stunde vor dem Eintreffen der Jaunty Cavalier verlassen, um zu einer förmlichen Begegnung mit dem Senat auf dem
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