Das Erbe der Jedi-Ritter 17 - Wider aller Hoffnung
ausgehen, dass Shimrra die Auswirkungen der Ketzerei, die seine Autorität untergrub, deutlich spürte?
»Erzähl mir von denen, die du in dieser Region ausbildest«, sagte er müde, als er überzeugt war, dass niemand mithörte. »Wie weit bist du gekommen?«
»Ich habe drei unserer fähigeren Leute ausgewählt, ohne dass Shoon-mi davon weiß.« Der entehrte Krieger entfernte sich von der Tür, trat auf Nom Anor zu. Die selbstsichere Unbeschwertheit seiner Bewegungen machte deutlich, dass ihm seine Position als Diener und Hauptmann des Propheten inzwischen sehr zusagte. »Sie verfügen alle über das richtige Maß an Fanatismus und Dummheit für diese Aufgabe. Ich lasse sie gegeneinander kämpfen, um zu sehen, wer der Beste ist.«
»Sie kämpfen tatsächlich?« So etwas passte nicht zur Jedi-Ketzerei, aber Nom Anor wusste, dass Kunra einen dunklen, rauen Aspekt besaß und vielleicht wirklich so weit gehen würde, seine Leute mit Waffen gegeneinander antreten zu lassen.
Kunra schüttelte jedoch den Kopf. »Die erfolgreichen Bewerber müssen imstande sein, dem Blick von Shimrras Lakaien zu begegnen, aber ohne Zuflucht zur Gewalttätigkeit zu nehmen. Sie werden ihre ersten Schritte hin zu echtem Trotz gegeneinander vollziehen. Der Erste, der zuschlägt, wird der Erste sein, dessen ich mich entledige.«
»Und damit meinst du …«
Kunra nickte. »Eliminieren.«
Nom Anor nickte zufrieden. Eine Organisation wie die seine musste sich vielen widerstrebenden Anforderungen stellen. Die erste bestand darin, neue Wege zu finden, um die Ketzerei auf Wegen zu verbreiten, die nie dazu gedacht gewesen waren, wirksam oder verlässlich zu sein. Die Beschämten hatten stets Klatsch und Gerüchte verbreitet, aber ohne sich um Genauigkeit zu bemühen, und ihre einzige Sicherheit kam aus der Tatsache, dass sich weiter oben niemand darum scherte, was sie redeten. Nun jedoch, da die höheren Ränge aufmerksam geworden waren, mussten Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, damit die Botschaft nicht zu ihrer Quelle zurückverfolgt werden konnte. Diese beiden Ziele liefen einander häufig zuwider, und Nom Anor verließ sich auf seine beiden Assistenten, um ein Gleichgewicht zwischen ihnen zu finden, ob sie dies nun im Einzelfall wussten oder nicht.
Shoon-mi war daher verantwortlich dafür, die Botschaft weiter zu verbreiten, und Kunra stopfte die undichten Stellen. Er und eine kleine, handverlesene Gruppe von Leuten, die Nom Anor als »spirituelle Polizei« bezeichnete, arbeiteten insgeheim daran, alle losen Fäden zu verknoten, die drohten, das gesamte Gewebe des Plans zu ruinieren: Die Arbeit des ehemaligen Kriegers wurde dadurch vereinfacht, dass im Falle eines Verschwindens alle selbstverständlich annahmen, der Betreffende sei den Autoritäten zum Opfer gefallen. Jede gezielte Eliminierung hatte außerdem die zusätzliche Auswirkung, die Paranoia zu stärken und damit seine eigene Rolle weniger wichtig zu machen.
Aber je weiter sich das Netz ausbreitete, desto mehr Leute gaben die Jedi-Botschaft weiter, und die Gefahren wuchsen ins Unendliche. Manchmal erwachte Nom Anor mitten in der Nacht nass vor Angstschweiß bei dem Gedanken, dass Shimrra ihm trotz all seiner Vorsichtsmaßnahmen immer näher kam.
»Gut gemacht«, lobte er Kunra, wie man es mit einem dressierten Tier tun würde. Er brauchte sich die Loyalität des ehemaligen Kriegers nicht zu verdienen, er hatte sie sich erkauft, indem er Kunras Leben schonte. »Aber langweile mich nicht mit Einzelheiten. Sorge einfach dafür, dass du in drei Tagen einen Kandidaten hast. Ich möchte weiterkommen. Ich will mich wirklich nicht daran gewöhnen, immer nur im Dunkeln herumzuschleichen.«
Kunra verbeugte sich knapp. Wie bei Shoon-mi lag ein gewisses Maß an Trotz in der Geste, aber von Kunra konnte Nom Anor das akzeptieren. Der ehemalige Krieger brauchte einen gewissen Kampfgeist, um wirkungsvoll arbeiten zu können. Shoon-mi musste einfach nur gehorchen.
»Lass mich jetzt allein. Ich möchte nachdenken.«
Kunra verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich. Müde beugte sich Nom Anor über die Wasserschale, um sich das Gesicht zu waschen. Ja, alles lief sehr gut, die Ketzerei breitete sich weiter aus, und die ununterbrochenen Verlegungen des Hauptquartiers sorgten dafür, dass Shimrra ihn bisher noch nicht gefunden hatte. Aber das genügte nicht, und es würde nie genügen. Nom Anor hatte die Ketzerbewegung von Anfang an als ein Werkzeug betrachtet, um wieder in die oberen
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