Das Erbe der Jedi-Ritter 17 - Wider aller Hoffnung
aber Jaina war dennoch besorgt. Nach außen schien das Mädchen gesund zu sein, aber unter der Oberfläche spürte Jaina schreckliche seelische Störungen, die im Lauf der Zeit immer schlimmer wurden.
»Können Sie es nicht spüren?«, fragte sie Dantos Vigos, den Leiter der Medstation der Selonia, einen Duros mit ernsten Zügen. Tahiris Haut war bleich und wächsern, und die Narben an ihrer Stirn glühten immer noch. Die Narben an ihren Armen waren hingegen beinahe verschwunden. »Es ist, als würde ein Feuer in ihr wüten.«
Vigos studierte die Monitore und schüttelte den Kopf. »Sie hat kein Fieber.«
»Ich spreche auch nicht von ihrem Körper, ich spreche von ihr .«
Vigos starrte sie verwundert an. Er war ein hervorragend ausgebildeter Arzt mit mindestens zwanzig Jahren Erfahrung in der Flotte, und er lehnte keine relevante Information ab, die einem Patienten helfen konnte. Aber er konnte eindeutig nicht begreifen, was Jaina ihm sagen wollte.
»Ich fürchte, ihr wird bald der Brennstoff ausgehen«, murmelte Jaina nachdenklich und nicht mehr an den Mediziner gewandt. »Und was passiert dann?«
Wenn doch nur Onkel Luke oder Meisterin Cilghal hier gewesen wären! Sie würden sicher wissen, was zu tun war. Jaina selbst kannte sich auf diesem Gebiet nicht aus; das hier war kein Feind, dem sie sich einfach stellen und den sie schlagen konnte. Welche Art von Taktik sollte sie gegen etwas anwenden, das drohte, den Geist ihrer Freundin zu übernehmen? Einen Feind, der von innen kam und glaubte, ebenso viel Recht auf Tahiris Geist zu haben wie Tahiri selbst?
»Jaina?«
Sie blickte auf und erkannte, dass Vigos sie etwas gefragt hatte.
»Ich sagte: Kann ich Ihnen irgendetwas bringen?«
Jaina schüttelte den Kopf. Der Duro tätschelte ihr mitleidig die Schulter und kehrte zu seinen Pflichten zurück, woraufhin Jaina wieder mit Tahiri allein war. So lieb es ihr auch gewesen wäre, wenn er hätte bleiben und irgendetwas tun können, um ihrer Freundin zu helfen, wusste sie dennoch, dass nicht mehr möglich war, als neben Tahiri zu sitzen und ihren Verfall zu beobachten.
Nein, dachte sie entschlossen. Das würde sie nicht zulassen. Sie weigerte sich, einfach dazusitzen und Tahiris Hand zu halten, während das Mädchen vergeblich mit seinen inneren Dämonen rang. Das wäre praktisch eine Kapitulation gewesen, die Riina siegen ließe. Jaina hatte ihre Freunde noch nie im Stich gelassen, wenn sie sie brauchten, und sie würde auch jetzt nicht damit anfangen.
Die einzige Frage lautete: Was konnte sie tun? Tahiri stand vielleicht kurz davor, einen Kampf zu verlieren, aber es war einer, den sie seit Jahren führte. Ohne dass jemand davon wusste, hatte sie seit Langem ein kompliziertes Rückzugsgefecht gegen die Yuuzhan-Vong-Persönlichkeit ausgefochten, von der die anderen geglaubt hatten, sie wäre ihr auf Yavin 4 ausgetrieben worden. Erst jetzt zeigten sich die ersten Risse. Wenn Jaina sich einmischte, würde das die Fassade vielleicht vollkommen einstürzen lassen und Tahiri noch verwundbarer machen. Das könnte ebenso gefährlich sein wie dazusitzen und überhaupt nichts zu tun.
Jaina hatte auch keine Möglichkeit, sich mit dem Falken oder der Zwillingssonnen-Staffel in Verbindung zu setzen und um Rat zu bitten. Während des Hyperraumflugs war sie in dieser Situation vollkommen allein. Über eine Stunde dachte sie über ihre Möglichkeiten nach − ihre wenigen Möglichkeiten −, hielt dabei weiterhin Tahiris Hand und spürte, wie die Macht langsam aus dem jungen Mädchen heraussickerte.
Mir ist gleichgültig, was die Monitore sagen, dachte sie. Sie gleitet davon, das kann ich spüren.
»Wie lange noch bis zur Ankunft?«, fragte sie Captain Mayn über Kom.
»Zwei Stunden, bis wir auf Sensornähe an Esfandia heran sind«, erklang die Antwort. »Wir sind im Zeitplan, falls es das war, was Sie wissen wollten.«
Zwei Stunden, dachte Jaina. Das war lange genug, um etwas zu unternehmen.
Sie schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Errichtung eines Machtgeflechts, wie es die Jedi nun schon öfter benutzt hatten, um im Kampf ihre Kraft zu teilen. Wenn Tahiri davorstand, den Kampf zu verlieren, brauchte sie vielleicht nur ein bisschen Verstärkung.
13
Tahiri spürte, wie etwas über sie hinwegfegte, als wäre gerade eine hohe Meereswelle über sie gerollt. Sie wagte allerdings nicht, sich umzusehen, um Riina keinen Vorteil bei ihrem Duell zu geben. Ihre Welt bestand nur noch aus diesen grünen Augen und
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