Das Erbe der Jedi-Ritter 18 - Die letzte Prophezeiung
dieser Sache keinen persönlichen Gewinn. Ich glaube, Sie sind eine der bewundernswertesten Personen, die ich je kennen gelernt habe.«
»Bitte verspotten Sie mich nicht.«
»Ich verspotte Sie nicht«, erwiderte er ein wenig verärgert. »Ich versuche, meiner Hochachtung Ausdruck zu verleihen. Wenn Sie diese Hochachtung abweisen, bleibt sie dennoch, was sie ist. Jede Kaste versucht, sich über die anderen zu erheben. Jede Domäne liegt im Wettbewerb mit den anderen, Individuen verraten einander und bringen einander in blinder Gier nach Aufstieg um. In der galaktischen Tiefe hat uns das beinahe zerrissen. Ich hoffte, wenn wir einen echten Feind hätten, könnten wir diese Aggression nach außen wenden, und das geschah auch, aber nun kehrt sie zurück. Es ist mehr als eine Gewohnheit geworden; es ist jetzt unsere Lebensart.«
»Bringt man uns nicht bei, dass Wettbewerb zu mehr Kraft führt?«, fragte Nen Yim.
»Selbstverständlich«, antwortete Harrar. »Aber nur bis zu einem bestimmten Punkt, wenn es nicht auch so etwas wie Zusammenarbeit gibt.«
Nen Yim verdrehte die Tentakel zu einem ironischeren Ausdruck. »Und darin besteht die Lektion von Zonama Sekot«, sagte sie. »Die Lektion, von der wir offenbar beide der Ansicht sind, dass unser Volk sie lernen muss.«
Harrar entspannte sich erneut.
»Setzen Sie sich«, sagte Nen Yim. »Ich werde so gut ich kann erklären, was ich hier sehe.«
Harrar ließ sich in seinem üblichen Schneidersitz nieder und wartete.
»Die Spezies hier sind nicht sonderlich mannigfaltig«, begann sie. »Viel weniger, als man in einem natürlichen Ökosystem erwarten würde.«
»Was könnte so etwas bewirken?«, fragte Harrar.
»Zum Beispiel Massensterben. Eine Katastrophe oder eine Reihe von Katastrophen, die viele Spezies auslöschte.«
»Das ist eine interessante Tatsache, aber …«
»Nein, es ist mehr als eine interessante Tatsache«, unterbrach sie ihn. »Dieses Ökosystem funktioniert, als wäre es mannigfaltig genug. Spezies haben hier Rollen übernommen, für die sie nicht gedacht waren.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich Sie richtig verstehe.«
»Nach jedem massenhaften Sterben öffnen sich viele ökologische Nischen. Andere Spezies nutzen den Vorteil dieser leeren Nischen und passen sich durch natürliche Auswahl an, um sie zu füllen und sie zu nutzen. Nach Jahrtausenden gesundet ein verwüstetes Ökosystem schließlich wieder und ist erneut so divers wie das, das ursprünglich betroffen war.«
»Aber das ist nicht, was hier geschah?«, fragte Harrar.
»Nein. Nicht im Geringsten. Zum einen liegt das Massensterben hier nicht lange genug zurück. Es gab nicht genug Zeit für die Art von Anpassung, von der ich gesprochen habe. Zum anderen passen sich Spezies hier nicht an, um ökologische Nischen zu füllen − sie bleiben an ihre eigenen Nischen angepasst, jene, die zu füllen sie sich entwickelt haben, und dennoch vollziehen sie auch die Umweltaufgaben ausgestorbener Spezies − ohne dadurch selbst einen Nutzen zu haben.«
Sie wartete einen Augenblick, um ihn das verdauen zu lassen, und genoss die plötzliche Brise und den Geruch, den sie mitbrachte, eine Art von staubig goldenem Duft.
»Ein Beispiel kann vielleicht helfen«, begann sie erneut. »Es gibt zum Beispiel eine Pflanze mit einer röhrenförmigen Blüte. Die einzige Möglichkeit der Fortpflanzung für sie besteht darin, dass ein Gliederfüßer oder ein anderes kleines Tier in die Röhren der Pflanze eindringt und dann in eine andere und dabei die klebrigen Sekrete der ersten mit sich trägt. Die Pflanze lockt das Insekt mit essbarer Flüssigkeit an, die für das Insekt nahrhaft ist − und wie ich aus einigen Hinweisen entnehme, wichtig für den Lebenszyklus des Insekts.«
»Das verstehe ich«, sagte Harrar.
»Ja, nur dass ich kein Insekt finden kann, das sich von der Flüssigkeit ernährt. Und dennoch habe ich gesehen, wie diese Pflanzen befruchtet wurden, und zwar von einem anderen Insekt, dessen wichtigste Rolle im Ökosystem in der Vertilgung von Aas besteht. Sein Lebenszyklus, vom Ei über die Puppe bis zum ausgewachsenen Tier, dreht sich vollkommen um Aas. Dennoch nehmen sie sich Zeit, in diese Blütenröhren einzudringen, und das häufig genug, um sie zu befruchten, und zwar ohne jeden Nutzen für sich selbst.«
»Vielleicht haben Sie den Nutzen nur noch nicht erkannt.«
»Wenn dies das einzige Beispiel solchen Verhaltens wäre, könnte ich Ihnen zustimmen. Aber ich habe bei mehr als der Hälfte
Weitere Kostenlose Bücher