Das Erbe der Jedi-Ritter 19 - Verreint durch die Macht
schnell fließenden Fluss. Wenn man überhaupt Tiere entdeckte, suchten sie schnell Zuflucht in ihren Höhlen oder Bauen oder fertigten dauerhafte Nester an, als bereiteten sie sich auf einen langen Winter vor. Es waren auch Boras-Samen gesehen worden, die in die Tampasi davonschlichen, vielleicht, um Nahrung zwischen den ältesten Boras mit ihren Eisenspitzen zu suchen und auf die Blitzschläge zu warten, die sie teilen und formen würden.
Die Ferroaner kamen selten vor Mittag heraus, und auch dann nur lang genug, um Feuerholz zu sammeln und Reparaturen an ihren Schluchtwandbehausungen vorzunehmen. Die meisten von ihnen mieden die Jedi, wenn möglich, oder sie wechselten nur wenige Worte. Bisher hatte allerdings keiner mehr gefordert, dass man ihnen Harrar übergab. Luke nahm an, dass der junge Maydh die Ängste davor, dass der Yuuzhan-Vong-Priester eine Gefahr darstellte, beschwichtigen konnte.
Er warf einen Blick durch den hinteren Windschutz der Kabine zu den Wunden, die Zonama erlitten hatte. Erdbeben hatten tiefe Gräben in den Savannen geöffnet, Gerölllawinen den Verlauf von Flüssen verändert, Feuer über weite Bereiche der Tampasi getobt. Luke hatte daran gedacht, die Jadeschatten in die Luft zu bringen, um sich einen Überblick über die Schäden zu verschaffen − und vielleicht lange genug in den Orbit zu gehen, um auch die Sterne in der Nähe zu beobachten, aber er konnte sich nicht darauf verlassen, dass der Planet nicht wieder in den Hyperraum sprang, wie er es nach dem ersten Wiederauftauchen im Echtraum getan hatte.
Unter der Kapuze hindurch warf er einen Blick zu Jabitha und dann zu Harrar. Er konnte sich nicht erinnern, jemals einem Yuuzhan Vong so nahe gewesen zu sein und nicht um sein Leben gekämpft zu haben, vielleicht abgesehen von den Situationen, in denen er Nom Anor begegnet war.
Zum wohl zehnten Mal seit dem Beginn des Fluges versuchte Luke, Harrar in der Macht zu erkennen, nahm aber nur eine Abwesenheit wahr. Trotz Vergeres Versicherungen des Gegenteils schienen Harrar und damit auch alle anderen Yuuzhan Vong nicht in der Macht zu existieren. Dort saß der Priester, keine drei Meter entfernt, und Luke konnte ihn nicht spüren. Harrar war nicht mehr oder weniger, als er schien: ein hochgewachsener, sehniger menschenähnlicher Mann mit ein paar Fingern weniger und gezeichnet von Tätowierungen, Narben und anderen Modifikationen.
Luke wusste, dass er die Macht benutzen konnte, um Harrar anzuheben und ihn in der kleinen Kabine umherzuschießen, aber er konnte ihn nicht auf die gleiche Weise wahrnehmen wie Mara, Jacen, Saba und Jabitha − als Lichtwesen. Vergere, die freiwillig fünfzig Jahre bei den Yuuzhan Vong verbracht hatte, behauptete, die scheinbare Unsichtbarkeit der Yuuzhan Vong sei nicht einem Fehler der Macht zu verdanken, sondern der Art, in der Luke und die Jedi die Macht wahrnahmen. Damit hatte sie zum Ausdruck gebracht, dass sie irgendwie nicht begriffen, dass die Macht bedeutend größer und erheblich weitreichender war, als sie sie verstanden.
Luke konnte das akzeptieren. Seine Ausbildung war übereilt und rasch erfolgt, und nach dem Tod von Obi-Wan und Yoda hatte er überwiegend bei sich selbst Rat suchen und seinen eigenen Weg zur Meisterschaft finden müssen. Er wäre der Erste, der zugab, dass sein Verständnis der Macht vielleicht begrenzt oder unvollständig war, dass er vielleicht mehr ein Meister der Lebenden Macht war als dessen, was die verstorbene Vergere als Vereinende Macht bezeichnete. Aber selbst dieser Mangel hätte ihn nicht davon abhalten sollen, Harrar wahrzunehmen.
Vergere hatte entweder etwas ausgelassen − was Luke ihr durchaus zutraute −, oder ihr eigenes Verständnis der Macht war ebenfalls unvollständig. Luke bezweifelte keinen Augenblick, dass die Fosh-Jedi irgendwie erfolgreich damit war, sich bis zu einer Art von Meisterschaft zu bringen − obwohl sie gezwungen war, ihre Jedi-Fähigkeiten vor den Yuuzhan Vong zu verbergen, aber die Angelegenheit mit der Unsichtbarkeit der Yuuzhan Vong ging tiefer, als Vergere wusste oder zugegeben hatte. Vielleicht glaubte sie, wie Yoda es tat, dass ihre Verantwortung damit endete, Luke auf den rechten Weg zu bringen. Vielleicht war das bei den Jedi der Alten Republik so üblich. Bei aller Ausbildung und Übung, denen sich alle unterworfen hatten, war das Erreichen der Meisterschaft am Ende Ergebnis einer persönlichen Suche nach Verständnis.
Falls irgendwer im neuen Jedi-Orden das intuitiv
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