Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
Seine Majestät zu meinen Gemächern zu empfangen.«
»In meinen Gemächern«, berichtigt mich Prinzessin Maria gedämpft.
»In meinen Gemächern«, wiederhole ich gehorsam.
»Werdet Ihr Euch zum Dinner umziehen?«
»Ja.« Wie ich sehe, haben meine Hofdamen bereits ihre schönsten Kleider angezogen. Kitty Howards Haube sitzt so weit hinten auf dem Kopf, dass sie genauso gut ohne gehen könnte, dazu trägt sie viele Goldketten mit feinen Staubperlen. An ihren Ohren leuchten Diamanten, und dazu die üppigen Perlenketten um den Hals ... Sie muss irgendwie zu Geld gekommen sein, denn ich habe sie nie mehr als eine dünne Goldkette tragen sehen. Sie bemerkt, dass ich sie anschaue, und knickst und dreht sich dann im Kreis, damit ich ihr hübsches neues Kleid aus rosenfarbener Seide mit einem dunkleren Unterrock bewundern kann.
»Hübsch«, sage ich. »Neu?«
»Ja«, antwortet sie und schlägt die Augen nieder wie ein Kind, das beim Stehlen erwischt worden ist, und sofort weiß ich, dass all diese Pracht vom König kommt.
»Soll ich Euch beim Ankleiden helfen?«, fragt sie in einem Ton, als wollte sie um Verzeihung bitten.
Ich nicke und lasse mich von ihr und zwei weiteren Ehrenjungfern in mein inneres Gemach führen. Mein Kleid ist bereits ausgebreitet, und Katherine läuft zur Truhe und holt meine Wäsche heraus.
»So fein«, sagt sie anerkennend und fährt glättend über die Weißstickerei meiner Unterhemden.
Ich streife das Hemd über und setze mich vor den Spiegel, damit Katherine mir das Haar bürsten kann. Behutsam hüllt sie mein Haar in ein goldüberzogenes Netz, und wir sind uns nur in einem Punkt uneinig: als sie meine Haube auf dem Kopf weit zurückschieben will. Ich setze sie wieder zurecht, und sie lacht mich aus. Ich sehe unsere Gesichter nebeneinander im Spiegel, und unsere Augen treffen sich: Ihre sind so unschuldig wie die eines Kindes, ohne einen Schatten von Arglist. Ich wende mich um und sage den anderen, dass sie uns allein lassen sollen.
Aus den Blicken, die sie einander beim Hinausgehen zuwerfen, schließe ich, dass Katherines neu erworbene Reichtümer bereits allgemein bekannt sind, dass jeder weiß, woher diese Perlen stammen. Und nun erwarten sie, dass ein eifersüchtiger Sturm auf das Haupt von Kitty Howard niedergehen wird.
»Der König mag dich«, sage ich ihr ohne Umschweife.
Das Lächeln ist aus ihren Augen gewichen. Nervös tritt sie von einem rosabeschuhten Fuß auf den anderen. »Euer Gnaden ...«, flüstert sie.
»Er mag mich nicht«, sage ich. Ich weiß, dass ich zu direkt bin, aber ich beherrsche ihre Sprache nicht gut genug, um diese Sache zu umschreiben wie eine Engländerin.
Von ihrem tiefen Ausschnitt steigt eine Röte bis in ihre Wangen. »Euer Gnaden ...«
»Du willst ihn?«, frage ich. Ich weiß einfach die Worte nicht, um diese Frage in einer länger dauernden Unterhaltung diskreter anzubringen.
»Nein!«, sagt sie sofort, senkt dann aber den Kopf. »Er ist der König ..., und mein Onkel sagt, nein, mein Onkel befiehlt, dass ich ...«
»Du bist nicht frei?«, baue ich eine Brücke.
Sie schlägt ihre grauen Augen zu mir auf. »Ich bin ein Mädchen«, sagt sie schlicht. »Ich bin nur ein junges Mädchen, ich bin nicht frei.«
»Kannst du nein sagen zu was sie wollen?«
»Nein.«
Schweigen senkt sich zwischen uns, während wir die einfache Wahrheit dessen erkennen, was Katherine ausgesprochen hat. Wir sind Frauen, wir herrschen nicht auf dieser Welt. Wir sind zwar Mitspieler, dürfen aber nicht unsere eigenen Züge auswählen. Die Männer spielen mit uns, wie es ihnen beliebt. Wir können lediglich versuchen zu überleben, was auch immer geschieht.
»Was wird aus mir, wenn der König dich für seine Frau will?« Und während ich mir mühsam diese Worte abringe, merke ich, dass dies die wichtigste Frage ist.
Sie zuckt die Achseln. »Ich weiß es nicht. Ich glaube nicht, dass irgendjemand das voraussagen könnte.«
»Wird er mich töten lassen?«, wispere ich.
Und zu meinem großen Entsetzen schrickt sie nicht zurück und bestreitet es lautstark, sondern schaut mich sehr ernst an. »Ich weiß nicht, was er tun wird«, sagt sie. »Euer Gnaden, ich weiß nicht, was er will oder was er tun kann. Ich kenne mich mit dem Gesetz nicht aus. Ich weiß nicht, wessen er fähig ist.«
»Er wird dich zu sich holen«, sage ich mit erstarrten Lippen. »Das wird kommen. Ehefrau oder Dirne. Aber wird er mich in Tower schicken? Wird er mich töten lassen?«
»Ich weiß es
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