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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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auszuhecken, kurz, ein doppelzüngiger Höfling zu sein, was er, der Herzog, so gut beherrscht - und ich als seine gehorsame Schülerin ebenfalls. Mein Traum ist, dass die Welt sich wandeln, dass das Rad des Glücks sich drehen wird, bis wir wieder oben sind und ich zu meinem Recht gekommen bin. Ich habe den Herzog bereits einmal gerettet, als wir in höchster Gefahr waren, und im Gegenzug hat er für mich das Gleiche getan. Unser größter Schmerz war, dass wir die beiden nicht retten konnten, die ich nur noch in meinen Träumen reiten und lachen und tanzen sehe.
    Noch einmal berühre ich den Meilenstein und stelle mir vor, dass morgen schon der Bote kommt. Er wird mir ein Schreiben überreichen, das im Siegel das Wappen der Howards trägt, tief in das glänzende Wachs eingeprägt. »Eine Botschaft für Jane Boleyn, Komtess Rochford?«, wird er fragen und dabei zweifelnd auf meinen einfachen Rock schauen, dessen Saum vom Straßenstaub beschmutzt ist.
    »Ich nehme sie entgegen«, werde ich antworten. »Ich bin die Komtess Rochford. Ich warte schon seit einer Ewigkeit.« Und dann werde ich es in die Hand nehmen: mein Erbe.

 
 
A NNA , H ERZOGIN VON K LEVE , D ÜREN , H ERZOGTUM K LEVE , J ULI 1539
 
    Ich wage kaum, zu atmen. Ich bin so reglos wie ein Stein, trage ein starres Lächeln auf dem Gesicht, habe die Augen weit aufgerissen. Kühn schaue ich den Künstler an und hoffe, dass ich vertrauenswürdig wirke, dass mein offener Blick Ehrlichkeit ausdrückt, aber nicht unbescheiden wirkt. Mein geborgter Schmuck war das Beste, was meine Mutter auftreiben konnte: Er soll einem kritischen Betrachter zeigen, dass wir nicht ganz mittellos sind, obwohl mein Bruder meinem zukünftigen Gemahl keine Mitgift anbieten wird. Der König wird mich um meiner angenehmen Erscheinung und meiner politischen Verbindungen willen zur Gemahlin nehmen müssen. Sonst habe ich nichts zu bieten. Aber er muss mich heiraten. Ich bin fest entschlossen, die erwählte Braut zu sein. Denn von hier fortzukommen, bedeutet mir alles.
    Auf der anderen Seite des Zimmers wartet meine Schwester auf ihre Sitzung. Sorgfältig vermeidet sie jeden Blick auf mein Bildnis, das sich unter den raschen Strichen des Künstlers formt. Möge Gott mir vergeben, aber ich bete darum, dass die Wahl des Königs nicht auf sie fällt. Sie ist ebenso erpicht darauf wie ich, Kleve zu verlassen und in einem Sprung auf den prächtigen Thron Englands zu gelangen, aber sie hat es nicht so nötig wie ich. Kein Mädchen auf der ganzen Welt hat es so nötig wie ich.
    Damit soll nichts gegen meinen Bruder gesagt sein, weder jetzt noch künftig. Er ist der mustergültige Sohn meiner Mutter und ein würdiger Erbe des Herzogtums Kleve. Während der letzten Lebensmonate meines Vaters, als dieser zunehmend dem Wahnsinn verfiel, war es mein Bruder, der ihn in seiner Kammer zu Boden rang und die Tür zusperrte und dem Volk weismachte, sein Herrscher leide an einem Fieber. Es war mein Bruder, der meiner Mutter verbot, die Ärzte kommen zu lassen. Selbst den Priestern, die den Teufel aus dem wirren Geist meines bedauernswerten Vaters austreiben sollten, wurde der Zutritt verweigert. Es war mein Bruder, der listenreich, aber schäbig darauf beharrte, wir sollten sagen, unser Vater sei ein Trinker, damit unser Ruf nicht durch den Makel des Wahnsinns getrübt werde. Es wäre unserem Vorwärtskommen in dieser Welt nicht förderlich, wenn auch nur der geringste Zweifel gegen unser Geschlecht bestünde, sagte er. Nur, wenn wir unseren eigenen Vater verunglimpften, wenn wir ihn einen Säufer nennen würden, ihm die dringend benötigte Hilfe versagten, dann könnten wir es zu etwas bringen, hat mein Bruder gesagt. Auf diese Weise kann ich eine gute Partie machen. Auf diese Weise kann meine Schwester eine gute Partie machen. Auf diese Weise kann mein Bruder eine gute Partie machen, und die Zukunft unseres Hauses ist gesichert - auch wenn mein Vater dafür seine Dämonen allein und ohne Hilfe bekämpfen musste.
    Hinter seiner Zimmertür wimmerte er, dass er jetzt brav sein wolle - ob wir ihn denn nicht herauslassen könnten? Doch mein Bruder entgegnete stets mit fester Stimme, dass er nicht herauskönne. Damals fragte ich mich, ob wir nicht in einem schrecklichen Irrtum befangen waren, ob mein Bruder nicht ebenso wahnsinnig war wie mein Vater, und meine Mutter dazu, und ob nicht ich die einzige Vernünftige in unserem Hause war - denn nur ich war fassungslos ob unserer Haltung. Doch ich behielt meine

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