Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
Frau, Sir?«
»Meine Ehe ist keine«, sagt er, während er seine Hand wieder um meine Taille schlingt. Ich denke, dass seine Worte mich vielleicht nur ablenken sollen, während er mich in die Ecke drängt und mit der Hand an meinem Rock tastet, also lasse ich mich drängen, während er hastig weiterredet. »Meine Ehe ist ungültig. Meine Frau war bereits gebunden und nicht frei für eine Heirat. Mein Gewissen hat mich vor dieser Ehe gewarnt, und meine Seele verbietet mir, im heiligen Bunde bei ihr zu liegen. Im tiefsten Innern meines Herzens weiß ich, dass sie die Frau eines anderen Mannes ist.«
»Ja?« Er kann doch wohl nicht annehmen, dass ich töricht genug bin, das auch nur für einen Moment zu glauben?
»Ich weiß es. Mein Gewissen hat mich gewarnt. Gott spricht zu mir. Ich weiß es.«
»Tut er das? Wisst Ihr das?«
»Ja«, sagt er entschlossen. »Und deshalb habe ich bei meiner Hochzeit nicht vollständig in die Ehe gewilligt. Gott kannte schon damals meine Zweifel, und ich habe nicht bei ihr gelegen. Folglich ist diese Ehe keine Ehe, und ich werde bald frei sein.«
Er hält mich also für eine Närrin, weil er sich selber beschwindelt hat. Meine Güte, was vermag das Gewissen der Männer für Verrenkungen zu leisten, wenn sie vor Wollust hart sind! Es ist wirklich erstaunlich.
»Aber was wird aus ihr?«, frage ich.
»Was?« Seine Hand, die sich unter meinem Mieder zu meinen Brüsten vortastet, hält inne.
»Was wird mit der Königin?«, frage ich. »Wenn sie nicht mehr Königin ist?«
»Woher soll ich das wissen?«, sagt er, als ob es ihn nichts anginge. »Sie hätte nicht nach England kommen dürfen, wenn sie nicht frei ist. Sie hat das Eheversprechen gebrochen. Sie kann heimkehren.«
Ich glaube nicht, dass sie heimkehren will, nicht zu diesem Bruder. Außerdem hat sie seine Kinder lieb gewonnen und unser Land. Doch von diesen Gedanken lenkt mich seine Hand ab, die an meiner Taille zerrt. Er dreht mich zu sich um, sodass ich ihn ansehen muss.
»Katherine«, sagt er mit Sehnsucht in der Stimme. »Sagt mir: Seid Ihr auch frei? Oder ist da ein Mann? Ihr seid eine junge Frau an einem frivolen Hof, umgeben von Versuchungen, von geilen Höflingen mit schmutzigen Gedanken ... Einer von diesen Jungen wird Eure Aufmerksamkeit erregt haben, nehme ich an? Vielleicht hat er Euch für einen Kuss ein kleines Geschenk versprochen?«
»Nein«, entgegne ich. »Ich habe es Euch doch schon gesagt: Ich mag keine jungen Männer. Sie sind immer so dumm.«
»Ihr mögt keine jungen?«
»Überhaupt nicht.«
»Und - was mögt Ihr?«, fragt er. Seine Stimme singt förmlich, so sehr ist er in sich selbst verliebt. Er weiß schon, welchen Refrain ich jetzt anstimme.
»Ich wage es nicht zu sagen.« Seine Hand kriecht wieder von meiner Taille nach oben, im nächsten Augenblick wird er meine Brüste berühren. Oh Thomas Culpepper, wie ich mir wünsche, dass du es wärst!
»Sagt es«, drängt er. »Oh, sagt es mir, hübsche Katherine, und ich gebe Euch ein Geschenk, weil Ihr so ein anständiges Mädchen seid.«
Rasch schnappe ich nach einem Hauch frischer Luft. »Ich mag Euch«, sage ich schlicht, und in diesem Moment krallt sich seine Hand um meine Brust, und sein anderer Arm zieht mich nah heran, und sein Mund senkt sich auf meinen, nass und saugend, und es ist wirklich grausig - aber andererseits kann ich mich auf das Geschenk freuen, das mir als einem anständigen Mädchen zusteht.
Er schenkt mir den Besitz von zwei verurteilten Mördern, der aus ihren Häusern, Ländereien und Geld besteht. Ich kann es kaum glauben - dass ich Häuser, zwei Häuser, Land und eigenes Geld besitzen soll!
So reich bin ich noch nie in meinem Leben gewesen, und niemals ist mir ein Geschenk für so geringe Gegenleistung in den Schoß gefallen. Ich muss es zugeben: Es war wirklich leicht erworben. Es ist nicht schön, einen Mann zu reizen, der alt genug ist, mein Vater oder gar mein Großvater zu sein. Es ist nicht gerade angenehm, wenn seine fette Hand meine Brüste reibt und sein stinkender Mund mein Gesicht besabbert. Aber ich muss immer daran denken, dass er der König und ein lieber alter Mann und ein vernarrter alter Mann ist - und außerdem kann ich auch die Augen schließen und so tun, als sei er jemand anders. Darüber hinaus ist es nicht nett, die Dinge von Toten zu besitzen, aber als ich etwas in diesem Sinne zu Lady Rochford sage, erwidert sie, dass wir alle auf die eine oder andere Art Dinge von Toten besitzen, denn alles
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