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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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daran, wie die beiden mir vertrauten, wie sie darauf warteten, dass ich zu ihrer Entlastung aussagte, wie sie auf meine Liebe zu ihnen vertrauten und sicher waren, dass ich sie retten würde. »Ich kann so nicht weitermachen.«
    »Das will ich doch hoffen«, sagt er affektiert. »Ich hoffe zu Gott, dass Ihr es nie wieder tut. In meiner Nichte Katherine hat der König endlich doch noch eine treue und ehrbare Gattin gefunden. Sie ist eine Rose ohne Dornen.«
    »Eine was?«
    »Eine Rose ohne Dornen«, sagt er, ohne eine Miene zu verziehen. »So sollen wir sie nennen. So sollen wir sie nach seinem Willen nennen.«

 
 
K ATHERINE , N ORFOLK H OUSE , L AMBETH , J UNI 1540
 
    Mal überlegen: Was habe ich? Ich habe die Häuser der Mörder, die der König mir geschenkt hat, und ihre Ländereien. Ich habe den Schmuck, den ich mir durch eine schnelle Umarmung auf der Galerie verdient habe. Ich habe ein halbes Dutzend Kleider, die mein Onkel bezahlt hat, die meisten neu und mit passenden Hauben. Ich habe im Hause meiner Großmutter nun eine eigene Schlafkammer und sogar ein eigenes Empfangszimmer und ein paar Ehrenfräulein, aber bislang noch keine Hofdamen. Fast täglich kaufe ich neue Kleider, viele Händler kommen mit Ballen von Seide, um sie mir zu präsentieren. Die Schneiderinnen stecken die Kleider an mir ab und murmeln mit den Nadeln im Mund, dass ich das hübscheste, das herrlichste Mädchen sei, das jemals in ein zu enges Mieder geschnürt wurde. Sie knien nieder, um den Saum abzustecken, und sagen, dass sie niemals so ein hübsches Mädchen gesehen hätten, eine wahre Königin unter den jungen Mädchen.
    Ich liebe das. Wenn ich von nachdenklichem oder ernstem Gemüt wäre, würde ich mir schon über meine arme Herrin, die Königin, Sorgen machen und mich fragen, was wohl aus ihr wird. Und ich würde mich fragen, wie die Ehe mit einem Manne ist, der schon drei Ehefrauen begraben hat und vielleicht bald die vierte begräbt ... Ein Mann, der alt genug ist, um mein Großvater zu sein, und der zudem sehr schlecht riecht ..., aber mit solchen Gedanken kann und will ich mich nicht abgeben. Die anderen Ehefrauen nahmen ihr Schicksal auf sich, ihr Leben endete nach Gottes und des Königs Willen ... Für mich ist das ohne Bedeutung, genau wie meine Cousine Anne Boleyn. Ich werde einfach nicht an sie denken und auch nicht an meinen Onkel, der sie erst auf den Thron brachte und dann aufs Schafott. Sie hat ihre Kleider und ihren Hofstaat und ihren Schmuck gehabt. Sie hat ihre Zeit als schönste junge Frau bei Hofe gehabt, als Liebling ihrer Familie - und jetzt bin ich dran.
    Ich werde meine Zeit genießen. Ich werde fröhlich sein. Wie Anne hungere ich nach dem aufregenden Leben und dem Reichtum, nach Schmuck und Komplimenten, nach edlen Pferden und Bällen. Ich will ein tolles Leben haben, ich will das Beste von allem, und durch Glück und eine Laune des Königs (den Gott erhalten möge!) werde ich das Allerbeste bekommen. Ich hatte gehofft, dass ich einem der mächtigen Männer bei Hofe ins Auge stechen würde, der mich alsbald mit seinem Sohn vermählen würde. Dann hätten wir unseren Weg bei Hofe gemacht. Dies war bereits der Gipfel meiner Hoffnungen. Doch nun kommt alles anders - und viel besser. Es ist der König selbst, dem ich ins Auge gestochen bin: Der König von England begehrt mich zur Frau, dieser Gott auf Erden, der Vater seines Volkes, sein Gesetz und Wort - dieser Mann begehrt mich! Ich bin von Gottes Stellvertreter auf Erden zur Braut auserkoren worden. Niemand kann sich ihm in den Weg stellen, keine Frau könnte es wagen, ihn zurückzuweisen. Es ist kein gewöhnlicher Mann, der mich begehrt, sondern ein Halbgott. Er will mich, und mein Onkel sagt mir, dass es meine Pflicht und eine Ehre ist, seinen Antrag anzunehmen. Ich werde die Königin von England sein, man stelle sich das vor! Ich werde Königin von England. Dann werden wir ja sehen, was ich, die kleine Kitty Howard, als mein Eigentum aufzählen kann!
    Ehrlich gesagt bin ich hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Erregung bei der Vorstellung, seine Gemahlin und Königin zu werden, die mächtigste Frau von ganz England. Es kitzelt meine Eitelkeit, dass er mich begehrt, und ich passe auf, dass ich nur daran denke und keiner Enttäuschung Raum gebe: Denn er ist, obwohl fast ein Gott, im Grunde doch nur ein alter Mann und überdies ein halb impotenter alter Mann, ein alter Mann, der nicht einmal sein Geschäft in der Latrine verrichten kann - und ich

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