Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
geweiht ist. Lady Rutland ist ganz still und sucht nachts ihre eigenen Gemächer auf; auch sie muss Angst ausstehen, aber ich weiß nicht, welche Anklage sie erwarten könnte. Anne Bassett hat eine Krankheit vorgeschützt und ist zu ihrer Cousine gefahren. Catherine Carey hat Nachricht von ihrer Mutter Mary erhalten, die um Catherines Heimkehr bittet, denn sie fühlt sich kränklich. Ich könnte mich über diese durchsichtige Ausrede totlachen! Mary Boleyn war immer sehr geschickt darin, sich und die Ihren aus Schwierigkeiten herauszuhalten. Zu schade, dass sie sich nie für ihren Bruder eingesetzt hat. Auch Mary Norris ist von ihrer Mutter aufs Land geholt worden. Henry Norris' Witwe hat das Schafott zu der Zeit erblickt, als der König seinen Anschlag auf Anne Boleyn vorbereitete. Sie wird gewiss nicht wollen, dass ihre Tochter dieselben Stufen hinaufsteigen muss wie einst ihr Ehemann.
    Jeder bei Hofe hält seine Zunge im Zaum und hütet sich vor neugierigen Blicken. Wieder einmal herrschen schlimme Zeiten am Hofe Heinrichs VIII., und alle haben Angst, jeder steht unter Verdacht. Es ist wie das Leben in einem Albtraum, jeder Mann, jede Frau weiß, dass jedes Wort, jede Geste gegen einen verwendet werden kann. Ein Feind mag eine unbesonnene Äußerung in ein Verbrechen ummünzen, ein Freund mag ein Geheimnis, das wir ihm anvertrauen, als Garantie für seine eigene Sicherheit missbrauchen. Wir sind ein Königshof von Feiglingen und Ohrenbläsern. Niemand geht mehr normal, wir schleichen auf Zehenspitzen, niemand wagt mehr zu atmen, alle halten die Luft an. Der König verdächtigt sogar seine engsten Freunde, selbst deren Leben ist in Gefahr.
    Heimlich schleiche ich zu Mylords Gemächern, öffne leise die Tür und schlüpfe hinein. Mein Gebieter, der Herzog, steht am Fenster, dessen Läden geöffnet sind, um die milde Nachtluft einzulassen. Die Kerzenflammen flackern im Luftzug, er blickt auf und schmunzelt, als ich hereinkomme. Fast könnte ich glauben, dass er mich mag.
    »Jane, meine Nichte. Die Königin soll mit einem kleinen Hofstaat nach Richmond reisen, und Ihr sollt sie begleiten.«
    »Nach Richmond?« Ich höre, wie meine Stimme vor Furcht bebt und atme erst einmal tief durch. Das bedeutet Verbannung, das bedeutet Hausarrest, während Ermittlungen gegen sie durchgeführt werden. Aber warum muss ich zu ihrer Begleitung gehören? Soll ich etwa mit angeklagt werden?
    »Ja, nach Richmond. Ihr werdet Euch stets in ihrer Nähe aufhalten und genau vermerken, wer kommt und wer geht und alles, was sie sagt. Insbesondere sollt Ihr auf ihren Gesandten Harst achten. Wir glauben nicht, dass er viel auszurichten vermag, aber Ihr würdet mir einen großen Gefallen tun, wenn Ihr dafür sorgt, dass sie keinerlei Fluchtpläne schmiedet, Nachrichten abschickt oder Ähnliches.«
    »Bitte ...« Ich breche abrupt ab, meine Stimme hat viel zu weinerlich geklungen. Das ist nicht die Art, ihn umzustimmen.
    »Was?« Zwar lächelt er noch, aber seine dunklen Augen blicken finster.
    »Ich kann sie doch nicht an der Flucht hindern! Ich stehe allein da, was soll ich schon ausrichten!«
    Er schüttelt den Kopf. »Seit heute Nacht sind die Häfen geschlossen. Ihr Botschafter hat bereits gemerkt, dass es in ganz England kein Pferd zu kaufen oder zu mieten gibt. Ihre eigenen Ställe sind verriegelt, ihre Gemächer abgesperrt. Sie kann nicht entkommen oder nach Hilfe schicken. Alle, die in ihren Diensten stehen, sind ihre Gefangenenwärter. Ihr sollt sie einfach nur beobachten.«
    »Bitte lasst mich gehen und Katherine unterrichten«, flehe ich ihn an. »Sie wird Schulung brauchen, wenn sie eine gute Königin werden soll.«
    Er überlegt einen Moment. »Das stimmt«, gibt er zu. »Sie ist zu töricht, dieses Gänschen. Aber bei ihrer Großmutter kann sie nicht viel anstellen.«
    Nachdenklich tippt er sich mit dem Daumennagel an die Zähne.
    »Sie wird aber noch einiges lernen müssen, bevor sie Königin wird«, mache ich geltend.
    Er zögert. Wir haben zwei Königinnen von England gekannt, die wahrhaft königlich waren. Die kleine Katherine kann ihnen wahrlich nicht das Wasser reichen - Jahre der Schulung reichten dazu nicht aus.
    »Nein, das muss sie nicht«, entgegnet er. »Der König legt keinen Wert mehr auf eine großartige Königin. Er will ein kleines Mädchen streicheln, ein kleines Füllen, eine junge Zuchtstute, in die er seinen Samen pflanzen kann. Katherine braucht nicht mehr zu tun, als ihm stets gehorsam zu sein.«
    »Dann lasst

Weitere Kostenlose Bücher