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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Barke mit meinem eigenen eingravierten Motto. Ja, auch ich habe ein Motto, und es lautet: »Kein anderer Wille als der seine.« Mein Onkel hat es ersonnen, und Großmutter sagt zwar, es sei reichlich übertrieben, aber dem König gefällt es gut, und er sagt, genau so habe er sich das vorgestellt. Ich habe es zuerst nicht so recht verstanden, aber es bedeutet, dass ich keinen anderen Willen haben soll als seinen - als des Königs Willen. Nachdem ich das erst mal verstanden hatte, begriff ich sofort, warum es jedem Mann, der dumm genug ist zu glauben, dass Menschen einander immer ihren ganzen Körper und ihre ganze Seele schenken, gefallen würde.
    Ich habe nun meine eigenen Gemächer auf Schloss Hampton Court, und es sind die Gemächer der Königin! Unglaublich! Dieselben Zimmer, in denen ich vorher Ehrenfräulein war, sind nun meine Zimmer, und jetzt werde ich darin bedient. Das Bett, in das ich die Königin brachte und in dem ich sie morgens weckte, ist nun mein großes Bett. Und wenn ein Turnier veranstaltet wird, dann sitze ich in der königlichen Loge mit den Vorhängen, die jetzt mir gehören und die nun mit den Initialen H und K bestickt sind, so wie früher mit H und A. Ich habe aber neue Vorhänge bestellt. Die alten sind mir ein unwillkommenes Erbe, und ich weiß nicht, warum ich mir das gefallen lassen soll. Heinrich meint, ich sei ein kapriziöses Kätzchen, und diese Vorhänge hingen seit seiner ersten Ehe in der Loge der Königin. Und ich sage, dass ich genau deshalb eine Veränderung wünsche. Und voilà! Ich werde neue Vorhänge bekommen.
    Ich habe meine eigenen Hofdamen, die ich selbst ernannt habe - nun ja, wenigstens einige davon. Jedenfalls sind es Damen aus meiner Familie. Meine vornehmste Dame ist des Königs eigenes Mündel, seine Nichte Lady Margaret Douglas - also praktisch eine Prinzessin, die mich bedienen muss! Was sie allerdings kaum tut. Jeder würde glauben, dass ich nicht die Königin bin, so wie sie auf mich herabsieht. Meine Stiefmutter und meine beiden Schwestern sind auch Hofdamen bei mir geworden, so wie Dutzende anderer Howard-Frauen, die mein Onkel für mich ausgesucht hat. Ich wusste gar nicht, dass ich so viele Cousinen habe! Die Ehrenjungfern sind meine früheren Zimmergenossinnen und Freundinnen aus der Zeit im Norfolk House, die plötzlich erschienen sind, um auch von meinem Teller zu essen, da er so reichlich beladen ist, und die mich nun beachten müssen, obwohl sie mich damals übersehen haben. Ich sage ihnen aber, dass wir Freundinnen sein können, nur müssten sie stets bedenken, dass ich die Königin bin und auf meine Würde zu achten habe.
    Ich habe zwei Schoßhündchen, die ich scherzhaft Henry und Francis getauft habe - in Anspielung auf meine beiden Schoßhündchen-Liebhaber in Lambeth, Henry Manox und Francis Dereham. Als ich das Agnes und Joan erzählte, kreischten sie vor Lachen, denn auch sie waren ja in Norfolk House und wissen ganz genau, wen ich meine. Und wenn ich meine Hündchen rufe, lachen wir drei jedes Mal: Wir müssen dann immer daran denken, wie mir diese Burschen im Norfolk House nachstellten, und jetzt bin ich die Königin! Was diese Männer denken müssen, wenn sie sich daran erinnern, dass sie mir unter den Rock oder unters Mieder fassten! Es ist zu skandalös, ich darf nicht mehr daran denken. Ich stelle mir vor, wie sie herzhaft lachen - ich tue das jedenfalls.
    Ich habe einen ganzen Stall voller Pferde und eine Lieblingsstute namens Bessy. Sie ist sehr brav und ruhig, und der hübscheste aller Reitknechte reitet sie für mich, damit sie nicht fett wird oder Unarten annimmt. Er heißt Johnny, und er wird rot wie Klatschmohn, wenn er mich sieht, und wenn er mir vom Pferd herunterhilft, lege ich meine Hände auf seine Schultern und sehe, wie seine Wangen glühen.
    Wenn ich ein eitles, dummes Ding wäre (wie mein Onkel glaubt), was ich Gott sei Dank nicht bin, dann würde ich mir schon von der Schmeichelei den Kopf verdrehen lassen, die mir jeder bei Hofe bezeugt, von Johnny dem Reitknecht bis zu Bischof Gardiner. Alle versichern mir, ich sei die beste Ehefrau, die der König je hatte, und das Wunderbarste daran ist, dass es fast ganz der Wahrheit entspricht. Alle versichern mir, dass ich die schönste Königin auf der ganzen Welt sei, und auch das stimmt vermutlich (obwohl es kein großes Verdienst ist, wenn ich mich in der Christenheit umschaue). Alle versichern mir, dass der König keine seiner Frauen so geliebt hat wie mich - und das ist ganz

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