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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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gewiss wahr, denn er selbst sagt es mir immer wieder. Alle versichern mir, dass der ganze Hof in mich verliebt ist, und das ist ganz sicher wahr: Denn wo ich auch hingehe, folgt mir ein Hagel von Liebesbilletts und -bitten und -versprechen. Die jungen Edelmänner, die ich als Ehrenjungfer nur zaghaft aus der Ferne beäugte, gehören nun zu meinem eigenen Hofstaat; jetzt müssen sie mich aus der Entfernung anschmachten, und das ist wahrlich toll! Jeden Morgen und jeden Abend schickt der König Thomas Culpepper zu mir, damit wir uns grüßen, und ich weiß - ich weiß es einfach! -, dass er mich anbetet. Ich necke ihn, und ich lache ihn an, und ich sehe, wie seine Augen mir überallhin folgen, und das ist ein köstliches Gefühl. Wo ich auch hingehe, werde ich von den schönsten jungen Männern des Landes hofiert. Sie kämpfen zu meinen Ehren im Turnier, sie tanzen mit mir, sie werfen sich in Schale und unterhalten mich, sie jagen mit mir, sie fahren Boot mit mir, sie gehen mit mir spazieren, sie veranstalten mir zu Ehren Spiele und sportliche Wettkämpfe - kurz, sie tun alles, außer sich auf die Hinterbeine zu stellen und um meine Gunst zu betteln. Und der König, Gott segne ihn, sagt nur: »Geh schon, schönes Kind, geh tanzen!« und lehnt sich zurück und schaut zu, wie ein hübscher - ach so hübscher! - junger Mann nach dem anderen mit mir tanzt, während der König dasitzt und beifällig schmunzelt wie ein lieber alter Onkel. Und wenn ich zurückkomme und an seiner Seite sitze, flüstert er mir zu: »Schönes Kind, du schönstes Kind am ganzen Hofe, alle wollen sie dich, aber du gehörst nur mir.«
    Es ist wie in meinen Träumen. Nie in meinem Leben bin ich glücklicher gewesen. Ich wusste nicht, dass man so glücklich sein kann. Es ist wie eine Kindheit, die ich nie hatte, umgeben von hübschen Spielgefährten und meinen alten Freundinnen aus Lambeth, mit allem Geld der Welt zum Ausgeben, einem Kreis junger Männer, die nach meiner Aufmerksamkeit lechzen, und behütet von einem zärtlichen, liebevollen Mann, einem lieben Vater, der nicht zulässt, dass mir jemand ein böses Wort gibt, und der mich jeden Tag beschenkt und mir zu Ehren Lustbarkeiten veranstaltet. Ich muss einfach das glücklichste Mädchen in ganz England sein. Das sage ich dem König auch, und er lächelt und fasst mich am Kinn und sagt mir, dass ich es verdiene, denn ich sei zweifellos das beste Mädchen in ganz England.
    Und es ist wahr, ich verdiene diese Lustbarkeiten, denn ich bin nicht faul: Ich habe meine Pflicht zu erfüllen, und ich tue sie, so gut ich es vermag. Alle anderen Aufgaben meines königlichen Amtes überlasse ich erfahrenen Händen. Mein Oberhofmeister kümmert sich um sämtliche Petitionen und Gesuche - mich soll man mit solchen Sachen nicht belästigen, außerdem wüsste ich auch gar nicht, was ich in diesen Fällen tun sollte. Lady Rochford sorgt für die Ordnung in meinen Gemächern und dass alles so besorgt wird, wie es zur Zeit Königin Annas geschah - aber der Dienst am König, dieser Dienst, fällt allein mir zu.
    Er ist alt, und sein Appetit im Schlafzimmer ist groß, aber der Vollzug fällt ihm schwer, da er so alt und so überaus fett ist. Ich muss all meine kleinen Tricks anwenden, um ihm dabei zu helfen, dem armen Alten. Ich lasse ihn zuschauen, wie ich mein Nachthemd ablege, ich achte darauf, dass die Kerzen brennen. Ich seufze in sein Ohr, als verginge ich vor Lust, alle Männer möchten das ja glauben. Ich flüstere ihm zu, dass die jungen Männer im Vergleich zu ihm ein Nichts sind, dass ich ihre dümmlichen jungen Gesichter und ihre flüchtige Lust verachte, dass ich einen Mann will, einen richtigen Mann. Wenn er zu viel getrunken hat oder zu müde ist, um sich auf mich zu hieven, dann mache ich sogar etwas, das mein liebster Francis mir beigebracht hat: Ich setze mich rittlings auf ihn, ich reite ihn. Er liebt das, er hat es nur bei Dirnen erlebt. Es ist ein verbotenes Vergnügen, und ich glaube, Gott erlaubt es nicht aus irgendeinem Grund. Also erregt es ihn umso mehr, wenn seine hübsche Ehefrau mit aufgelöstem Haar auf ihm reitet und ihn bis aufs Blut reizt wie eine Smithfield-Dirne. Ich beklage mich nicht, dass ich das tun muss - ehrlich gesagt, ist es so viel angenehmer, als unter seinem Gewicht zermalmt zu werden und den Gestank seines Atems im Gesicht zu haben und sein schwärendes Bein zu riechen, während ich Lust heuchele.
    Dies ist kein ruhiger Posten. Des Königs Ehefrau zu sein, bedeutet

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