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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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nicht wie ein Abort.«
    Wieder lacht er. »Ich schwöre, wenn ich älter als vierzig werde, dann gehe ich ins Wasser«, sagt er. »Ich könnte es nicht ertragen, alt zu werden und Blähungen zu bekommen.«
    Nun muss auch ich lachen: Zu komisch ist die Vorstellung, dass dieser strahlende junge Mann einmal alt werden könnte und von Blähungen geplagt wird. »Ihr werdet so dick wie der König«, prophezeie ich ihm. »Und Ihr lebt friedlich im Kreise Eurer braven Urenkel und mit Eurem steinalten Eheweib.«
    »Oh, ich glaube nicht, dass ich heirate.«
    »Ach nein?«
    »Ich kann es mir nicht vorstellen.«
    »Warum denn nicht?«
    Er schaut mich unverwandt an. »Ich bin so verliebt. Ich bin zu sehr verliebt. Ich kann nur an eine Frau denken, und sie ist nicht frei.«
    Mir verschlägt es den Atem. »Ach ja? Und - weiß sie es?«
    Er schmunzelt. »Ich weiß es nicht. Meint Ihr, ich sollte es Ihr sagen?«
    In diesem Augenblick öffnet sich die Tür in meinem Rücken, und ich fahre herum. Lady Rochford tritt heraus. »Euer Gnaden?«
    »Thomas Culpepper ist eigens gekommen, um mir zu sagen, dass der König einen Einlauf bekommen hat und sich nun besser fühlt«, sage ich heiter, doch meine Stimme klingt hoch und dünn. Ich wende mich wieder ihm zu, wage es jedoch nicht, ihm in die Augen zu schauen. »Könnt Ihr Seine Gnaden fragen, ob ich ihn heute besuchen darf?«
    Er verneigt sich, ohne mich anzusehen. »Ich frage ihn sofort«, sagt er und verlässt den Garten.
    »Was wisst Ihr über Lady Margaret und Euren Bruder Charles?«, will Jane wissen.
    »Nichts«, lüge ich hastig.
    »Hat sie Euch gebeten, sich beim König für sie einzusetzen?«
    »Ja.«
    »Und - werdet Ihr es tun?«
    »Ja. Ich hoffe, es freut ihn.«
    Sie schüttelt den Kopf. »Gebt Acht, wie Ihr es anfangt«, warnt sie. »Es könnte sein, dass es ihm nicht gefällt.«
    »Warum denn nicht?«, frage ich. »Ich halte es für eine traumhafte Partie. Sie ist so hübsch, und sie ist eine Tudor! So eine gute Partie für meinen Bruder!«
    Lady Rochford schaut mich zweifelnd an. »Der König könnte es ebenfalls für eine gute Partie halten«, meint sie. »Er könnte meinen, dass sie für Euren Bruder zu gut ist. Ihr werdet vielleicht Euren ganzen Charme einsetzen müssen, um dem König die Erlaubnis zu dieser Verbindung abzuringen. Wenn Ihr Euren Bruder schützen und Eure Familie voranbringen wollt, solltet Ihr lieber mit äußerster Geschicklichkeit vorgehen. Ihr solltet den Zeitpunkt klug auswählen und sehr überzeugend sein.«
    Ich schneide ihr eine Grimasse. »Das kann ich«, sage ich zuversichtlich. »Ich werde ihm sagen, es sei mein Wunsch, dass sie glücklich werden, und er wird mir diesen Wunsch gewähren. Voilà!«
    »Voilà, vielleicht«, sagt sie säuerlich, dieses giftige, alte Weib.
 
    Doch dann schlägt alles fehl. Ich halte es für das Beste, es dem König noch an diesem Abend zu sagen, und Lady Margaret will sogleich nachkommen und ihn um Vergebung anflehen. Wir sind beide ganz aufgeregt und glauben, dass alles gut gehen wird. Aber dann kommt Thomas Culpepper vor dem Dinner in meine Gemächer und richtet mir aus, dass der König mich erst morgen sehen will. Ich willige ein und begebe mich allein zum Dinner - warum auch nicht? Der König hat das Abendmahl so oft verpasst, dass es nun auch nichts mehr ausmacht, meine ich. Er wird sich schon nicht in Luft auflösen! Aber, oh weh! Es macht doch etwas aus - denn während ich in der Halle speise, träufelt jemand Gift in des Königs Ohren über seine Nichte und sogar über mich und die Führung meiner Gemächer, und voilà!

 
 
J ANE B OLEYN , H AMPTON C OURT , O KTOBER 1540
 
    Der König marschiert in ihre Privatgemächer, dreht ruckartig den Kopf nach uns drei Hofdamen und sagt: »Hinaus!«, als wären wir seine Hunde. Und wie geprügelte Hunde schleichen wir hinaus und bleiben vor der halb geöffneten Tür stehen und hören den schrecklichen Donner des königlichen Zorns. Der König, erst seit einem halben Tag aus dem Bett, weiß bereits alles und ist höchst erzürnt.
    Vielleicht hat Lady Margaret geglaubt, Katherine würde sich für sie verwenden, bevor sie und Charles entdeckt würden, vielleicht glaubte sie, die junge Königin würde überzeugend genug sein. Vielleicht glaubte das Paar, der König, gerade erst vom Krankenlager aufgestanden und selbst ein treu liebender Gatte, würde sich auch anderen Liebenden gegenüber gnädig zeigen, anderen Howard-Liebenden. Nun, sie haben sich gründlich geirrt.

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