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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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dennoch bin ich gestürzt worden. Ich muss schauen, dass ich England eine gute Prinzessin sein kann, wenn ich dies vermag.

 
 
J ANE B OLEYN , H AMPTON C OURT , W EIHNACHTEN 1540
 
    Der König hat sich gegen die Familie seiner Ehefrau gewandt, er hat sich gegen seine eigene Nichte gewandt, und niemand wagt es, ein Wort dagegen zu sagen. Alle halten den Kopf gesenkt und hoffen, dass sein Zorn nicht auch sie trifft. Charles Howard, der frühzeitig von einem Mutigen gewarnt wurde, ist in einem kleinen Fischerboot die Themse hinabgefahren, hat sich einen Platz auf einem Küstenschiff erbettelt und ist nach Frankreich übergesetzt. Dort wird er das Heer der Exilanten verstärken, die nicht in Heinrichs England leben dürfen: Papisten, Reformer, Männer und Frauen, die gegen die neuen Hochverratsgesetze verstießen, und Menschen, deren Verbrechen lediglich darin bestand, mit jemandem verwandt zu sein, den der König einen Verräter nennt. Je mehr Exilanten es werden, desto argwöhnischer und ängstlicher wird der König. Sein eigener Vater eroberte England mit einer Hand voll unzufriedener Männer, die von König Richard ins Exil verbannt worden waren. Deshalb weiß Heinrich besser als jeder andere, dass Tyrannei verhasst ist und dass mit der Zahl der Exilanten die der Prätendenten wächst und dass sein Thron umso gefährdeter ist.
    Charles sitzt also sicher in Frankreich und wartet auf den Tod des Königs. In mancherlei Hinsicht hat er es besser als wir. Er lebt weit entfernt von Heim und Familie, aber er ist frei; wir hingegen wagen kaum, zu atmen. Lady Margaret ist wieder in ihrem früheren Gefängnis, in der Abtei Syon. Sie weinte bitterlich, als sie erfuhr, dass der König sie wieder einkerkern wollte. Sie sagt, dort habe sie lediglich drei Räume, in denen sie sich bewegen könne, und einen halb versperrten Blick auf den Fluss. Sie sagt, dort vergingen die Tage so langsam und die Nächte noch langsamer. Sie sagt, sie wolle doch nur die Erlaubnis, einen guten Mann zu lieben, zu heiraten und glücklich zu sein.
    Wir alle wissen, dass der König das niemals erlauben wird. Das Glück ist in diesem Winter zu einem Gut geworden, das sich uns allen entzieht. Niemand darf glücklich sein außer ihm.

 
 
K ATHERINE , H AMPTON C OURT , W EIHNACHTEN 1540
 
    Mal überlegen: Was habe ich jetzt?
    Ich habe das Erbe der Seymours, ja, das gesamte Erbe. Alle Burgen, Grundherrschaften und Herrenhäuser, die er einst Jane Seymour schenkte, hat er nun auf mich übertragen. Kann man sich die Wut der Seymours vorstellen? Eben noch die größten Grundbesitzer Englands, und plötzlich - gehören alle Ländereien Janes mir.
    Ich habe die meisten der Ländereien erhalten, die dem hingerichteten Thomas Cromwell gehörten. Ein Glück, dass wir den los sind, sagt mein Onkel. Er hat mir erzählt, dass Thomas Cromwell, obwohl er nur ein Bürgerlicher war, sein Land sehr gut in Schuss gehalten hat und dass ich ansehnliche Einkünfte daraus erwarten könnte. Ich! Ansehnliche Einkünfte! Als ob ich jemals gewusst hätte, wozu ein Pflug taugt! Ich habe sogar Pächter, man stelle sich das mal vor!
    Ich soll auch die Ländereien von Lord Hungerford bekommen, der wegen Hexerei und Sodomie zum Tode verurteilt wurde, und überdies die Ländereien von Lord Hugh, dem Abt von Reading. Wie immer ist es bei diesen Geschenken nicht sehr angenehm, dass sie Menschen gehörten, die nun tot sind, und dass manche meinetwegen gestorben sind. Aber wie Lady Rochford einmal sagte - und ich erinnere mich gut daran (obwohl manche behaupten, dass ich nichts lange im Kopf behalten könnte)-, kommt letzten Endes sämtlicher Besitz von Toten, und es hat keinen Sinn, deswegen allzu zimperlich zu sein.
    Das stimmt zweifellos, aber ich kann nicht umhin, zu denken, dass vor allem Lady Rochford Dinge von Toten geerbt hat, und zwar guten Mutes. Ich bin sicher, wenn ich eine Witwe wäre, dann wäre ich viel trauriger und nachdenklicher als sie; sie aber erwähnt ihren Ehemann nicht einmal. Als ich sie einmal fragte, ob es ihr nicht seltsam vorkäme, Hofdame in den Gemächern zu sein, die einst ihrer Schwägerin gehörten, da schaute sie mich nur streng an und bedeutete mir, zu schweigen. Was hatte ich denn groß getan: Etwa dem ganzen Hof verkündet, dass ich das zweite Howard-Mädchen bin, das die Krone trägt? Natürlich nicht. Aber ich hatte gedacht, dass eine Witwe gern derer gedenkt, die sie verloren hat. Besonders, wenn man so zartfühlend fragt, wie ich das getan

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