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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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deutsch. »Bitte erklärt doch Seiner Exzellenz: Wenn ich Einfluss auf meinen Bruder hätte, dann hätte ich ihm befohlen, das Dokument zu senden, das die Auflösung des Kontrakts mit Lothringen beweist.«
    Er übersetzt es dem Herzog, und dessen dunkle Augen fangen an zu leuchten, weil er mich bei einem Fehler ertappt hat. »Nur, dass er nie gelöst wurde«, erinnert er mich.
    Ich nicke. »Hatte ich vergessen«, sage ich schlicht.
    Er zeigt mir ein kaltes Lächeln. »Ich weiß sehr wohl, dass Ihr Eurem Bruder nichts befehlen könnt«, sagt er.
    Wieder wende ich mich an Richard Beard. »Bitte erklärt Seiner Exzellenz, dass dieser Brief meines Bruders doch beweist, dass ich mich dem Willen des Königs füge, denn er zeigt das mangelnde Vertrauen meines Bruders, weil er mir mit Ausstoß aus der Familie droht.« Richard Beard dolmetscht, und des Herzogs kaltes Lächeln wird ein wenig breiter.
    »Was er denkt und was er tut, wovon er prahlt und womit er mir droht, ist sicher nicht in meinem Sinne und daher nicht von mir diktiert«, schließe ich.
    Ich habe Glück, dass ich es mit des Königs Kronrat zu tun habe. Diese Männer teilen nicht die unvernünftigen Ängste ihres Herrschers, sie sehen keine Verschwörungen, wo es keine zu sehen gibt - es sei denn, sie kommen ihnen gelegen. Nur, wenn ihnen eine Verschwörung gut zupasskommt, um einen Gegner wie Thomas Cromwell loszuwerden oder einen Rivalen wie den armen Lord Lisle, übertreiben sie des Königs Ängste und versichern ihm, sie seien real. Der König lebt in ständiger Furcht vor der einen oder anderen Verschwörung, und der Kronrat spielt mit seinen Ängsten wie ein Meister auf einer Laute. Sofern ich weder eine Bedrohung noch eine Konkurrenz für einen dieser hohen Herren bin, werden sie dem König nichts gegen mich einreden. Also wird der zerbrechliche Friede zwischen dem König und mir nicht durch diesen überheblichen Brief meines Bruders gebrochen. Ich frage mich, ob er beim Schreiben überhaupt je innehielt und überlegte, dass dieser Brief mich in Gefahr bringen könnte. Oder schlimmer noch: Wollte er mich absichtlich in Gefahr bringen?
    »Glaubt Ihr, dass Euer Bruder uns Probleme bereiten wird?«, fragt Norfolk geradeheraus.
    Ich antworte ihm auf Deutsch. »Wenn, dann nicht meinetwegen, Sir. Für mich würde er nichts tun. Er hat mir nie eine Wohltat erwiesen, außer der, dass er mich nach England schickte. Er mag mich als Rechtfertigung benutzen, aber ich bin nicht der Grund. Und selbst wenn er zum Krieg rüsten sollte, möchte ich doch sehr bezweifeln, dass der Kaiser um einer vierten Ehefrau willen mit dem König von England einen Krieg beginnen würde - wo doch der König von England bereits die fünfte Ehefrau genommen hat.«
    Richard Beard übersetzt dies, und sowohl er als auch Norfolk müssen ihre Belustigung verbergen. »Ich habe also Euer Wort darauf«, sagt der Herzog abschließend.
    Ich nicke. »Das habt Ihr. Und ich breche mein Wort nie. Ich werde dem König keinerlei Hindernisse in den Weg legen. Ich wünsche hier allein und in Frieden zu leben.«
    Er schaut sich um, er ist so etwas wie ein Kenner guter Architektur. Er hat sein eigenes prächtiges Haus gebaut, und er hat ein paar sehr schöne alte Klöster niederreißen lassen. »Ihr seid glücklich hier?«
    »Das bin ich«, sage ich, und es ist die Wahrheit. »Ich bin glücklich hier.«

 
 
J ANE B OLEYN , H AMPTON C OURT , O KTOBER 1540
 
    Ich hätte Lady Margaret Douglas warnen sollen, sich nicht mit einem Mann einzulassen, der ihr mit Sicherheit nur Scherereien bereiten würde, aber ich war so damit beschäftigt, Katherine Howard in den ersten Tagen ihrer Ehe auf Kurs zu halten, dass ich die Hofdamen nicht so im Auge behielt, wie ich sollte. Außerdem ist Lady Margaret die Nichte des Königs, die Tochter seiner Schwester. Wer hätte geglaubt, dass sie seinen Argwohn erregen könnte? In den ersten Tagen seiner neuen Ehe? Als er allen erzählte, dass er zum ersten Mal in seinem langen Leben das wahre Glück gefunden habe? Wie hätte ich in jenen Flitterwochen darauf kommen sollen, dass er die Verhaftung seiner eigenen Nichte plante?
    Ich hätte darauf kommen sollen, weil er eben Heinrich ist. Weil ich schon lange genug an seinem Hof lebe, um zu wissen, dass er Dinge, die er während der Jagd auf eine Frau übersieht, in Angriff nimmt, sobald er diese Frau besitzt. Nichts vermag den König lange von seinem Wahn und seinem Argwohn abzulenken. Sobald sein Fieber kuriert war und er wieder

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