Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
geschworen, niemals zu klagen. Ich habe mein Bestes getan. Und sie taten es ebenfalls, auf ihre Weise.
»Ich meine ja nur, weil wir verhindern sollten, dass ihm diese Frage in den Sinn kommt«, sagt der Herzog beschwichtigend. »Es wäre aber besser, Jane, besser für uns alle, für die Familie, für uns Howards, wenn Katherine empfängt, bevor er auf dumme Gedanken kommt. Bevor auch nur die Frage auftaucht. Das wäre für uns alle der beste und sicherste Kurs.«
»Und wie soll das gehen?«, sage ich kalt. Ich bin immer noch gereizt. »Wenn der König keine Kraft besitzt, ihr ein Kind zu schenken, was können dann wir daran ändern? Er ist ein alter Mann und ein kranker Mann dazu. Er war nie sehr zeugungsstark, und was ihm noch an Potenz geblieben ist, muss ihm ja wegen seines schwärenden Beines und seiner verstopften Eingeweide sauer werden. Was können wir daran ändern?«
»Wir können ihn unterstützen«, schlägt er vor.
»Was sollen wir denn noch tun?«, frage ich. »Unser Mädel wendet doch schon alle Kniffe einer Smithfield-Dirne an. Sie müht sich mit ihm ab, als wäre er ein betrunkener Kapitän in einem Bordell. Sie tut, was eine Frau nur tun kann, und er liegt lediglich auf dem Rücken und seufzt: ›Oh, Katherine, oh, meine Rose!‹ Er hat keine Lebenskraft mehr. Es überrascht mich nicht, dass da kein Baby kommt. Und was könnten wir dagegen tun?«
»Wir könnten Unterstützung anheuern«, sagt er, schlau wie ein Kuppler.
»Was?«
»Wir könnten Lebenskraft anheuern«, schlägt er vor.
»Wie meint Ihr das?«
»Ich meine, wenn da ein junger Mann wäre, vielleicht jemand, den wir kennen und dem wir vertrauen, ein junger Mann, der einer heimlichen Affäre nicht abgeneigt wäre. Wir könnten sie ermutigen, freundlich zu diesem jungen Mann zu sein, sie könnten einander ein wenig Vergnügen bereiten ..., und zum Schluss hätten wir ein Kind, das wir in die Wiege der Tudors betten können, ohne dass irgendjemand etwas merkt.«
Ich bin entsetzt. »Das würdet Ihr nicht noch einmal tun«, sage ich matt.
Sein Blick ist so eisig wie der Winter. »Ich habe das nie getan«, präzisiert er sorgfältig. »Ich nicht.«
»Damit legt Ihr ihren Kopf auf den Richtblock.«
»Nicht, wenn es mit Umsicht geschieht.«
»Sie wäre in höchster Gefahr.«
»Nicht, wenn sie klug gelenkt und betreut würde. Wenn Ihr jeden ihrer Schritte begleiten würdet, wenn Ihr jederzeit bereit wäret, auf ihre Ehre zu schwören. Wer sollte Euch nicht glauben, da Ihr dem König so oft verlässlich Zeugnis abgelegt habt?«
»Ganz genau. Ich habe immer zugunsten des Königs ausgesagt«, sage ich. Meine Kehle ist vor Angst wie ausgedörrt. »Ich sage für den Henker aus. Ich bin stets auf der Seite der Gewinner. Nie habe ich Zeugnis für die Verteidigung abgelegt.«
»Ihr habt stets für unsere Seite ausgesagt«, korrigiert mich der Herzog. »Und Ihr würdet immer noch auf der Seite der Gewinner sein, auf der sicheren Seite. Ihr könntet mit dem zukünftigen König von England verwandt sein. Mit einem Jungen aus einer Howard-Tudor-Verbindung.«
»Aber der Mann?« Fast keuche ich vor Angst. »Es gibt niemanden, dem wir, was solch eine Geheimunternehmung angeht, trauen können.«
Er nickt. »Ach ja, der Mann. Ich meine, wir müssten sichergehen, dass er verschwindet, sobald er seine Pflicht erfüllt hat, nicht wahr? Vielleicht erleidet er einen kleinen Unfall oder wird in einen Schwertkampf verwickelt? Oder er fällt unter die Räuber? Auf jeden Fall müssen wir ihn loswerden. Wir können keinen weiteren ...« er legt eine kurze Pause ein »... Skandal riskieren.«
Ich schließe verzweifelt die Augen. Einen Moment lang sehe ich hinter geschlossenen Lidern das Bild meines Ehemannes: sein Gesicht, wie es sich mir zuwendet, voller Unglauben, als ich vor die Schranken des Gerichts trete. Einen Moment lang erfüllt ihn Hoffnung, weil er glaubt, ich sei gekommen, um ihn zu retten. Dann dämmert ihm langsam die entsetzliche Erkenntnis, dass meine Worte etwas ganz anderes bedeuten.
Ich schüttele den Kopf. »Das sind furchtbare Pläne«, sage ich. »Und furchtbar ist es, dass Ihr sie mir mitteilt. Wir haben doch so viel Furchtbares mit angesehen, so viel Schreckliches getan ...« Ich verstumme. Ich kann vor Entsetzen vor dem, was er mir auftragen will, nicht sprechen.
»Ihr habt bereits dem Schrecken ins Auge gesehen, ohne mit der Wimper zu zucken, deshalb spreche ich mit Euch darüber«, sagt er, und zum ersten Mal an diesem Abend
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