Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance
Master Culpepper.« Ich mache die Tür weit auf, und Culpepper tritt ins Zimmer.
Katherine, die am Kamin sitzt, steht auf. Das Glühen der Flammen erleuchtet ihr Gesicht, vergoldet ihr Gewand. Ihr aufgelöstes Haar glänzt im Kerzenschein, ihre Lippen öffnen sich, um seinen Namen zu flüstern, das Blut steigt ihr in die Wangen. Die Bänder ihres Gewandes zittern an ihrem Halse, wo ihr Puls vibriert.
Culpepper geht auf sie zu wie ein Mann in einem Traum. Er streckt eine Hand nach ihr aus, sie nimmt sie und schmiegt ihre Wange daran. Er vergräbt seine Hand in ihren Haaren, während die andere nach ihrer Taille tastet und sie, die Willige, an sich zieht, als hätten beide Monate auf diese Berührung gewartet ..., und das haben sie tatsächlich. Ihre Hände legen sich auf seine Schultern, er zieht sie vollends an sich. Stumm bietet sie ihm ihren Mund, und er senkt den Kopf und trinkt ihren Kuss.
Ich drehe den Schlüssel an der äußeren Tür um, damit der Posten nicht unversehens hereinkommen kann. Dann gehe ich zur Tür des Schlafgemachs, stelle mich davor und lausche. Ich höre den röchelnden, pfeifenden Atem des Königs, dann ein lautes Rülpsen. Im Schein des Kaminfeuers sehe ich Thomas Culpeppers Hand, die sich an Katherines Halsausschnitt in das Nachtgewand schiebt. Sie wirft widerstandslos den Kopf zurück, als er ihre Brüste berührt, sie lässt sich von ihm liebkosen und fährt mit den Fingern durch sein lockiges braunes Haar, zieht sein Gesicht zu ihrem entblößten Hals hinunter.
Ich kann den Blick nicht von den beiden abwenden. So hatte ich es mir immer vorgestellt, wenn ich an George und Anne dachte. Ein Genuss wie ein Messer, ein lustvoller Schmerz. Culpepper setzt sich auf den hochlehnigen Stuhl und zieht sie an sich. Ich sehe kaum mehr als die Stuhllehne und ihre Silhouetten, dunkel vor dem glühenden Kaminfeuer. Es ist wie ein Tanz des Begehrens, als er sie an den Hüften fasst und rittlings auf sich setzt. Sie nestelt an seiner Hose, während er die Bänder ihres Nachtgewandes aufschnürt. Sie werden es gleich hier tun, noch während ich zuschaue! Sie sind schamlos: ich im gleichen Zimmer und ihr Ehemann hinter jener Tür ... Sie sind so unwiderruflich ihrer Begierde verfallen, dass sie es jetzt und hier tun werden, vor meinen Augen.
Ich wage kaum, zu atmen, doch ich kann den Blick nicht abwenden. Der schwere Atem des schlafenden Königs mischt sich mit dem Keuchen der Liebenden. Sie bewegen sich miteinander, ihr weißer Schenkel blitzt auf, als sie das Nachthemd hochhebt. Ich höre ihn aufstöhnen und weiß, dass sie sich ihm geöffnet und ihn in sich aufgenommen hat. Ich höre einen leisen Seufzer der Lust und merke, dass es mein eigener war, erregt durch ein Begehren, das nicht das meine ist. Der Stuhl knarrt, als sie sich an die Lehne klammert und sich auf und ab bewegt. Er stößt sie, ich höre, wie sie mit wachsender Lust zu stöhnen beginnt, und ich bekomme Angst, dass sie den König wecken werden ... Doch nichts wird sie jetzt mehr aufhalten, nicht einmal, wenn er aufwachen und rufen würde, nicht einmal, wenn er die Tür aufbrechen und herauskommen würde ... Sie sind durch ihre Lust aneinandergekettet, sie können nicht voneinander. Meine Knie geben nach, weil auch ich ihre Lust spüre. Katherines Seufzer werden lauter, und ich rutsche vollends auf den Boden, auf die Knie und schaue ihnen zu, sehe aber Georges begehrliches Gesicht vor mir. Plötzlich keucht sie heftig und sinkt auf seine Schulter nieder. Im gleichen Augenblick stöhnt er und packt sie fester - dann sinken beide in sich zusammen.
Es scheint eine lange Zeit zu vergehen, bis sie etwas murmelt und sich wieder regt. Er lässt sie los, und sie erhebt sich von dem Stuhl, lässt den Saum ihres Nachthemdes fallen und lächelt ihn an, während sie zum Feuer geht. Auch er steht auf und bindet seine Hose wieder zu, dann nimmt er sie von hinten in die Arme und liebkost ihren Hals, ihre Haare. Wie ein junges Mädchen, das zum ersten Mal verliebt ist, dreht sie sich in seinen Armen und gibt ihm ihren Mund. Sie küsst ihn, als betete sie ihn an. Sie küsst ihn, als wäre dies eine Liebe, die ein Leben lang währen soll.
Am nächsten Morgen halte ich Ausschau nach dem Herzog. Der Hof geht auf die Jagd, und die Königin wird von einem der Freunde des Königs in den Sattel gehoben. Der König selbst, den sie unter Anstrengung auf sein schweres Jagdpferd gehievt haben, ist bester Laune, er lacht über Culpeppers neues Zaumzeug aus
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