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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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welchen Herrn würde interessieren, ob sein Hund von etwas Besserem träumt?
    Er führt sie dem Hofe vor, er behandelt sie ohne Scham. Beim Dinner zwickt er ihr vor aller Augen in die Brust und weidet sich an ihrem Erröten. Er bittet um einen Kuss, und wenn sie ihm ihre Wange bietet, dann saugt er sich an ihrem Mund fest, während seine Hand ihren Hintern tätschelt. Nie entzieht sie sich seiner Berührung. Bei genauerem Hinschauen kann man erkennen, dass sie unter seiner Hand erstarrt, aber nie tut sie etwas, das ihn erzürnt. Für eine Fünfzehnjährige macht sie ihre Sache wirklich gut. Und für ein Mädchen, das leidenschaftlich in einen anderen Mann verliebt ist, macht sie sie außerordentlich gut.
    Welche heimlichen Momente sie sich auch mit Culpepper zwischen Dinner und Tanz erschleichen mag, um Mitternacht liegt sie stets brav in ihrem Bett, in ihrem kostbaren Nachthemd und der weißen Nachthaube, die ihre Augen besonders groß und glänzend macht: ein schläfriger Engel, der den König erwartet. Wenn er sehr spät zu ihr kommt, ist sie manchmal schon eingeschlafen. Sie schläft wie ein Kind, sie hat die Angewohnheit, ihre Wange an das Kissen zu schmiegen, bevor sie den Kopf hineinsinken lässt. Es ist ein rührender Anblick. Der König kommt, ebenfalls im Nachthemd, aber mit einem schweren Morgenrock über den breiten Schultern. Seine Wunde ist dick verbunden, aber schon wieder dringen Eiterflecken durch den weißen Verbandstoff. An den meisten Abenden ist Thomas Culpepper an seiner Seite, und die königliche Hand lastet schwer auf der Schulter des jungen Mannes. Culpepper und Katherine wechseln nicht einmal einen Blick, wenn er ihren alten Ehemann zu ihr ins Bett bringt. Er starrt an ihr vorbei auf das Kopfteil des Bettes mit den geschnitzten königlichen Initialen, und sie schaut auf die weißen, bestickten Seidenlaken. Er nimmt dem König den Morgenrock ab, während der Kammerdiener die Decken hochhält. Zwei Pagen hieven den König in Richtung des hohen Bettes und stützen ihn, während er auf seinem gesunden Bein steht. Der Gestank der eiternden Wunde breitet sich aus, aber Katherine zuckt nicht einmal zusammen. Mit beharrlichem Lächeln empfängt sie ihren Ehemann, und auch wenn der König beim Hinlegen stöhnt und die Diener seine Beine sanft unter die Decke schieben, verliert sie nicht die Fassung. Alle verlassen nun das Schlafgemach, respektvoll rückwärts gehend, und erst, nachdem wir die Tür geschlossen haben, schaue ich Thomas Culpepper an und sehe, was für ein finsteres Gesicht er macht.
    »Ihr begehrt sie«, sage ich ihm auf den Kopf zu.
    Vermutlich will er es zunächst leugnen, zuckt dann jedoch nur die Achseln und schweigt.
    »Sie jedenfalls begehrt Euch«, wage ich mich vor.
    Wortlos packt er meinen Ellenbogen und zieht mich in den Erker, sodass wir uns fast in dem schweren Vorhang verheddern. »Das hat sie Euch gesagt? Sie hat es ausdrücklich gesagt?«
    »Das hat sie.«
    »Wann hat sie das gesagt? Was genau hat sie gesagt?«
    »In den meisten Nächten kommt sie aus dem Schlafgemach, wenn der König eingeschlafen ist. Ich nehme ihr die Nachthaube ab, ich bürste ihre Haare, manchmal weint sie fast.«
    »Tut er ihr denn weh?«, fragt er entsetzt.
    »Nein«, erwidere ich. »Sie weint vor Begierde. Nacht für Nacht muss sie sich abmühen, um ihm Lust zu verschaffen, doch sie selbst wird dabei immer gespannter - wie eine Bogensehne, die jeden Moment zerreißen kann.«
    Sein Gesicht ist zum Malen. Wenn ich nicht meine Aufgabe für Mylord zu erfüllen hätte, würde ich laut herausplatzen. »Sie weint also vor Begierde?«
    »Sie könnte darob schreien«, sage ich. »In manchen Nächten gebe ich ihr ein Schlafpulver, oder sie trinkt Glühwein mit Gewürzen. Doch selbst dann liegt sie noch stundenlang wach. Sie geht ruhelos im Zimmer umher und zerrt an den Bändern ihres Nachtgewandes und sagt, dass sie innerlich verbrennt.«
    »Sie kommt stets heraus, nachdem der König eingeschlafen ist?«
    »Wenn Ihr in einer Stunde wiederkehrtet, dann könntet Ihr sie antreffen«, flüstere ich.
    Er zögert einen Moment. »Ich wage es nicht«, sagt er dann.
    »Dann könntet Ihr sie sehen«, locke ich ihn. »Wenn sie aus seinem Bett kommt, mit ungestilltem Verlangen und niemanden im Kopf als Euch.«
    Sein Gesicht ist eine Studie der Sehnsucht.
    »Sie begehrt Euch«, betone ich noch einmal. »Ich bürste ihr Haar, und sie lässt den Kopf zurückfallen und seufzt: ›Oh Thomas‹.«
    »Sie sagt meinen

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