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Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance

Titel: Das Erbe der Königin - Gregory, P: Erbe der Königin - The Boleyn Inheritance Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Bauch, sagte, ich sei keine Jungfrau mehr, voll widerlicher Winde, ein stinkendes Weib. Zieht Kitty aber einen hübschen jungen Mann diesem aufgeblähten, verfaulenden Leib vor, dann nennt er sie eine Dirne und ihr Benehmen eine Schande. Mich bestrafte er mit Schmähworten und der Entfernung vom Hofe und gefiel sich dann in der Rolle des Wohltäters mit einer neuen »Schwester«. Katherine wird er nicht so leicht davonkommen lassen.
    Ich liege in meinem Privatgemach vor meinem Betstuhl auf den Knien, als ich höre, wie hinter mir leise die Tür geöffnet wird. In diesen gefährlichen Tagen habe ich Angst, sogar vor meinen eigenen Schatten. Ich wirbele herum und schaue, wer da ist. Es ist Lotte, meine Sekretärin. Ihr Gesicht ist kreideweiß.
    »Was gibt es?« Ich stehe hastig auf, zu hastig, mein Absatz bleibt am Saum meines Kleides hängen. Ich stürze fast hin, halte mich eben noch an meinem kleinen Altar fest. Das Kreuz wackelt und fällt dann klirrend zu Boden.
    »Sie haben Eure Dame Frances verhaftet und auch Richard Taverner.«
    Ich schnappe vor Entsetzen nach Luft und warte mit meiner Antwort, bis ich wieder zu Atem komme. Lotte missdeutet meine ausdruckslose Miene als Unverständnis und wiederholt die schreckliche Nachricht in Deutsch: »Sie haben Eure Ehrendame Frances verhaftet, und sie haben auch Richard Taverner geholt.«
    »Aufgrund welcher Anklage?«, flüstere ich.
    »Das sagen sie nicht. Die Inquisitoren sind im Hause. Wir sollen alle verhört werden.«
    »Sie müssen doch etwas gesagt haben!«
    »Nur, dass wir alle verhört werden. Sogar Ihr.«
    Mir ist eisig vor Angst. »Rasch«, sage ich. »Gehe sofort zu den Ställen und bestelle einem Burschen, dass er über den Fluss zu Dr. Harst in London rudert. Er soll erfahren, dass ich in großer Gefahr schwebe. Geh sofort! Nimm die Gartentreppe, und gib acht, dass dich niemand sieht.«
    Lotte nickt und geht auf die kleine, verborgene Tür zu, die zur Gartentreppe führt. In diesem Moment wird die andere Tür zu meinem Audienzzimmer aufgestoßen, und fünf Männer marschieren herein.
    »Sofort stehen bleiben!«, kommandiert einer der Männer, als er die offene Tür sieht. Lotte verharrt sogleich, sie sieht mich nicht einmal an.
    »Ich wollte nur in den Garten«, sagt sie auf Englisch. »Ich muss ein wenig an die frische Luft. Ich fühle mich unwohl.«
    »Ihr seid verhaftet«, sagt der Mann.
    Ich trete einen Schritt vor. »Wie lautet die Anklage? Was wird gegen sie vorgebracht?«
    Der ältere Mann, den ich nicht kenne, tritt nun hervor und verneigt sich leicht. »Lady Anna«, sagt er. »In London sind Gerüchte aufgetaucht, dass in Eurem Haushalt Verbrechen begangen worden sind. Der König hat eine Untersuchung angeordnet. Jeder, der etwas zu verbergen versucht oder unsere Untersuchung behindert, wird als Feind des Königs betrachtet und ist des Hochverrats schuldig.«
    »Wir alle sind treue Untertanen unseres Herrschers, des Königs«, beeile ich mich zu sagen. Ich höre die Angst in meiner Stimme, er gewiss auch. »Aber in meinem Haushalt werden keine Verbrechen verübt. Ich bin keines Verbrechens schuldig.«
    Er nickt. Das wird vermutlich auch Kitty Howard gesagt haben, ebenso Culpepper und Dereham.
    »Es sind schwierige Zeiten, und wir müssen die Sünde ausrotten«, sagt er schlicht. »Wenn Ihr bitte in diesem Zimmer bleiben wollt - Eure Gefährtin mag Euch Gesellschaft leisten, wenn Ihr dies wünscht -, während wir Eure Dienerschaft befragen. Dann werden wir mit Euch sprechen.«
    »Man sollte meinem Botschafter Bescheid geben«, sage ich. »Ich lasse mich nicht wie eine gewöhnliche Frau behandeln. Mein Botschafter wird über Eure Untersuchung informiert werden müssen.«
    Der Mann lächelt mich an. »Euer Botschafter wird in ebendiesem Moment in seinem Hause verhört«, erwidert er. »Oder vielmehr in dem Gasthof, in dem er abgestiegen ist. Hätte ich nicht gewusst, dass er der Gesandte eines mächtigen Herzogs ist, dann hätte ich ihn für einen armen Kaufmann gehalten. Er verfügt nicht über die Mittel für eine standesgemäße Bleibe, nicht wahr?«
    Ich erröte vor Verlegenheit. Auch dies ist meinem Bruder zu verdanken. Dr. Harst ist nie anständig entlohnt worden, er konnte sich nie eine angemessene Wohnung nehmen. Nun werde ich für den Geiz meines Bruders gescholten.
    »Ihr mögt verhören, wen Ihr wollt«, bringe ich so tapfer wie möglich heraus. »Ich habe nichts zu verbergen. Ich lebe so, wie es der König befahl, als wir meine Abfindung

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