Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
Vom Netzwerk:
Sein Körper war völlig gefühllos und schien einem anderen Menschen zu gehören. Sein Herz schien nicht mehr zu schlagen, und er schien auch nicht mehr zu atmen. Er konnte nichts mehr sehen. Es war, als ob seine sämtlichen Nerven narkotisiert worden wären. Er konnte noch denken und seinen Wahrnehmungssinn wandern lassen, aber das war alles.
    Er überlegte, ob die Beschleunigung wohl noch anhielt, doch er vermochte diese Frage nicht zu beantworten. Er konnte nicht feststellen, ob er sich bewegte oder nicht. Es gab keinerlei Orientierungspunkte.
    Mathematisch gesehen, bewegte er sich vielleicht überhaupt nicht, da er sich in einem Kontinuum befand, in dem Masse, Entfernung, Zeit und daher auch Trägheit und Trägheitslosigkeit, Geschwindigkeit und Beschleunigung ihre Bedeutung verloren.
    Er befand sich außerhalb von Raum und Zeit. Effektiv bewegte er sich jedoch mit einer Beschleunigung, die kein materielles Objekt zuvor erreicht hatte. Er und sein Schiff wurden mit der vollen Energie einer ganzen eddorischen Atomkraftstation durch den Tunnel geschleudert und erreichten bald eine nichtberechenbare Geschwindigkeit.
    Doch alles hat einmal ein Ende, denn auch eddorische Atomenergie ist nicht unendlich. Im Gipfelpunkt der Energieentfaltung wurden das Bewegungsmoment und die kinetische Energie des Raumbootes auf Kinnisons Körper konzentriert und übertragen. Er spürte etwas und versuchte dem unheimlichen Einnuß auszuweichen – doch vergeblich. Im nächsten Augenblick wurde er aus seiner Kleidung, aus dem Panzeranzug, aus seinem Schiff und aus dem Hypertunnel herausgerissen.
    Kinnison wußte es nicht, doch die plötzliche Bewegung war auf den Eingriff eines Eddoriers zurückzuführen, der seinen Gefangenen bis an die Grenze seiner Reichweite geführt und ihn dann unter Aufbietung sämtlicher Kräfte in das Reich des Unbekannten katapultiert hatte. Dabei interessierte sich der Eddorier nicht dafür, in welcher Richtung der nackte Lens-Träger davonflog und wo er landen würde.
    In einem Zeitraum, den ihm sein Zeitsinn als eine Sekunde anzeigte, passierte Kinnison genau zweihundert Millionen »fremde« Kontinua. Er wußte nicht, warum er diese Zahl so genau wußte, doch er begann sich darauf zu konzentrieren und begann bald in Gruppen zu zahlen, die jeweils hunderttausend Millionen Kontinua umfaßten. Nach einigen Tagen hatte sich seine Geschwindigkeit so weit vermindert, daß er die Kontinua millionenweise und bald zu Tausenden und Hunderten erkennen konnte, bis er schließlich die Charakteristika jedes einzelnen Kontinuums zu erfassen vermochte, ehe es vom nächsten ausgelöscht wurde.
    Hier stimmte etwas nicht. So etwas konnte es gar nicht geben, und darum geschah es wohl auch nicht. Er war nicht betäubt, also mußte er von einem plooranischen Halluzinationsschirm umgeben sein. Was für Fähigkeiten hinter einer solchen geistigen Steuerung steckten!
    Er konnte nicht wissen, daß alles, was er dort sah, der Wirklichkeit entsprach, daß er tatsächlich die Grenzen des normalen Raumes und der normalen Zeit verlassen hatte und die Kontinua und Zeitzonen an sich vorübergleiten ließ.
    Inzwischen hielt er sich in jedem »fremden« Raum so lange auf, daß er sich etwas umsehen und feststellen konnte, daß das eine Kontinuum beispielsweise aus zahlreichen kugelförmigen Super-Universen bestand, die sich wiederum aus Milliarden linsenförmiger Galaxien zusammensetzten.
    Im nächsten Kontinuum schien die Entfernung zusammengeschmolzen zu sein, denn er konnte nur verschiedene Galaxien überblicken. Im nächsten Raum fand sich Kinnison schon in einem bestimmten Sonnensystem wieder und versuchte verzweifelt mit den eventuell vorhandenen intelligenten Bewohnern der Planeten Verbindung aufzunehmen. Doch ehe ihm das gelingen konnte, war das System bereits verschwunden, und er fiel aus großer Höhe auf die Oberfläche einer freundlichen, grünen Welt zu – einer Welt, die der Erde so ähnlich war, daß er im ersten Augenblick annahm, eine Rundreise durch den gesamten Kosmos gemacht zu haben und nun endlich wieder zurückzukehren. Doch es war nicht die Erde. Polkappen und Wolkenbildung waren zwar sehr ähnlich, doch die Form der Kontinente und Gebirge stimmte nicht.
    Er stürzte viel zu schnell. Ein freier Fall aus der Unendlichkeit konnte ihn doch nicht so schnell ...
    Es war absolut unmöglich, daß ihm so etwas passierte. Es war eine Unmöglichkeit anzunehmen, daß ein nackter Mann, dessen Herz und Lungen nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher