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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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nächsten halben Stunde wiederholte sich die Schlacht um Arisia. Die Einkesselungsmanöver gelangen in den meisten Fällen. Nur ein boskonischer Offizier hatte die Geistesgegenwart, einige Flotten zu einer großen Sphäre zusammenzuziehen, in der sich die Einzelschirme der Schiffe überlagerten.
    »Wenn ich Haynes' Worte gebrauchen darf, ist diese Strategie schon seit langem überholt«, bemerkte Kinnison und ließ sechs Geschoßplaneten so in Stellung bringen, daß sie im Zentrum der boskonischen Formation zusammenstoßen mußten. Wenige Minuten später wurden auch zehn Negasphären abgefeuert. Nachdem die sechzehn Geschosse ihre Wirkung getan hatten und das Gleichgewicht wiederhergestellt war, blieb nur noch sehr wenig zu tun.
    Die überlebenden boskonischen Offiziere erkannten, daß sie keine Chance mehr hatten und ergriffen die Flucht. Die verschiedenen Einheiten rasten mit Höchstgeschwindigkeit auseinander, ihren Heimatplaneten entgegen.
    »Es dürfte keinen Sinn haben, die Gruppen einzeln zu verfolgen, Kit«, sagte Kinnison, als die Formationen im Tank anzeigten, daß der eigentliche Kampf vorüber und der Widerstand gebrochen war. »Wir haben sowieso nichts mehr zu befürchten, und diese Schlächterei macht mich langsam krank. Außerdem habe ich noch andere Pläne.«
    »Du hast recht«, erwiderte Kit. »Auch ich habe noch etwas vor. Lösen wir die Flotte auf.«
    Als die boskonischen Schiffe den Ortungsbereich der Vereinten Flotten verlassen hatten, trennten sich die verschiedenen Einheiten der Patrouillenarmada und kehrten in ihre Heimatsysteme zurück.
    »Noch ist das Problem mit dem ›Höllenschlund‹ offen, Kit«, sagte der Freie Lens-Träger leise. »Wenn Ploor die oberste boskonische Instanz gewesen ist – ich beginne langsam zu glauben, daß die Hierarchie nach oben gar kein Ende nimmt –, führt uns der Schlund entweder zu einem automatischen Mechanismus oder zu einer Gruppe von Plooranern, die noch irgendwo am Leben sind. Und wenn es über den Plooranern noch andere Wesen geben sollte, stellt er unsere einzige Spur dar. In jedem Fall muß ich mich darum kümmern.«
    Obwohl Kit lieber versucht hätte, den Einsatz seines Vaters weiter hinauszuzögern, mußte er ihm doch recht geben.
    Eine halbe Stunde später verabschiedete sich Kinnison von seiner Frau.
    Wir wollen die Einzelheiten dieses Gesprächs übergehen. Kinnison wußte, daß er einem Abenteuer entgegenging, das er vielleicht nicht überlebte. Rational war er sich der Möglichkeit bewußt, sterben zu müssen. Natürlich glaubte er nicht wirklich daran – so wie kein Soldat, der in den Kampf geht, vorher fest von seinem Tod überzeugt ist. Allerdings rechnete Kinnison damit, gefangengenommen, verhört und vielleicht auch gefoltert zu werden, und diese Aussicht gefiel ihm wenig. Daß er sich fürchtete und daß er Clarissa nur ungern zurückließ, war natürlich – und er hatte nichts vor ihr zu verbergen.
    Clarissa wußte andererseits mit dem Instinkt einer Frau, daß er nicht zurückkehren würde. Sie wußte, daß er der ihm gestellten Falle nicht entkommen konnte und daß sie einem hoffnungslosen Leben entgegenblickte. Sie mußte sehr viel vor ihm verbergen, um ihn in seiner Aufgabe nicht unsicher zu machen. Sie mußte ihm einen Abschiedskuß geben, als ob ihm nur eine ganz normale Mission bevorstünde, sie mußte dem Drang widerstehen und sich nicht anmerken lassen, welches Entsetzen sie erfüllte – das Entsetzen, ihren Kim niemals wieder in den Armen zu halten.
    Es gelang ihr, sich zu beherrschen. Mit fast unmenschlicher Anstrengung wandte sie sich um und hörte, wie sich die Kabinentür hinter ihm schloß, und sie blieb auch äußerlich ruhig, als sich ihr Mann der Grenze des ›Höllenschlundes‹ näherte und ihr eine letzte Botschaft schickte.
    »Ich bin jetzt am Ziel – nur noch eine Sekunde. Und mach dir keine Sorgen – ich bin bald zurück. Raum-ho, Chris!«
    »Raum-ho, Kim.«
     
    Und Kinnisons Raumboot wurde förmlich in die Falle hineingesaugt. Wieder verspürte er die Qualen der interdimensionalen Beschleunigung. Wieder erschien das absolute Nichts auf seinen Schirmen – die dreidimensional-unmögliche Substanz des Hypertunnels. Einen Augenblick später machte sich ein neues Gefühl bemerkbar: Sein Schiff wurde
innerhalb des Tunnels beschleunigt!
Schließlich hörte jedes Gefühl auf. Überrascht versuchte er aufzuspringen, um das Phänomen zu untersuchen, doch er mußte feststellen, daß er sich nicht bewegen konnte.

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