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Das Erbe der Lens

Das Erbe der Lens

Titel: Das Erbe der Lens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward E. Smith
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Boskonier handeln. Wir haben noch höchstens zwölf Minuten Zeit. Ich hoffe, daß die Frist reicht, wenn wir schnell arbeiten.«
    Sie neigte ihr Boot in den Sturzflug, ging in den trägen Flug über und paßte ihre Ursprungsgeschwindigkeit an. Dann raste sie mit ihrem Beryllium-Bronze-Torpedo durch die Wand eines fensterlosen Gebäudes, dessen Wände ihr einigen Schutz boten vor dem erwarteten Angriff. Im Keller des Hauses lag Cleonies Versteck. Die Lyranerin hatte kurz ihren Gedankenschirm abgeschaltet, um festzustellen, was da draußen vorging – und blitzschnell sorgte Clarissa dafür, daß der Schirmgenerator nicht mehr funktionierte und die Lyranerin sich nicht selbst umbringen konnte. Ihre Waffen entluden sich harmlos, und gegen ihren Willen trennte sie sich von der kleinen Giftampulle, die sie zu Boden schleuderte.
    Bisher war alles gut gegangen, aber wie sollten sie das Mädchen aus seinem Versteck herausholen? Eine direkte Annäherung kam nicht in Frage. Es mußte doch eine andere Möglichkeit geben ...
    Ah – zwei Personen mit einem Schweißgerät! Gegen ihren Willen setzten sich die beiden lyranischen Mechanikerinnen mit ihrer Apparatur in Bewegung und machten sich bald an dem Stahlgitter zu schaffen, hinter dem sich Cleonie verbarg.
    Inzwischen hatte der Angriff von außen an Heftigkeit zugenommen. Der Beschuß war so stark geworden, daß das Gebäude in seinen Grundfesten erzitterte. Wenn sich Clarissa nicht bald zurückzog, war ein Entkommen vielleicht überhaupt unmöglich. Außerdem hatte die bereits sechs widerspenstigen Lyranerinnen ihren Willen aufgezwungen und wußte nicht, ob sie auch noch mit der Mannschaft des heranrasenden boskonischen Schiffes fertigwurde.
    Aber ihre Kräfte erschöpften sich nicht und Kinnison, der es in seinen besten Tagen geschafft hatte, zwei Lens-Träger in seine Gewalt zu bekommen, sollte niemals erfahren, welche Leistung seine Frau an diesem Tage vollbrachte.
    Auch Helena war ahnungslos, obwohl sie dicht neben Clarissa stand. Sie wußte nur, daß die Lens-Trägerin, die da mit bleichem Gesicht bewegungslos an ihren Kontrollen saß, über außergewöhnliche Kräfte verfügte. Sie merkte, wie eine Gruppe schwerer Bomber plötzlich abdrehte und irgendwo zu Boden ging, sie merkte, daß sich Cleonie gegen ihren Willen dem Patrouillenboot näherte. Sie registrierte diese Tatsachen, ohne ihre Ursachen zu ahnen.
    Cleonie kam an Bord, und Clarissa erwachte aus ihrer Trance und steuerte das Boot ins Freie hinaus. Wenig später raste es bereits durch die Stratosphäre in das offene All hinaus. Clarissa schüttelte benommen den Kopf, wischte sich den Schweiß von der Stirn und betrachtete einen winzigen Punkt auf einem Bildschirm, der dem Schirm mit deutlich sichtbaren boskonischen Raumschiff gegenüberstand.
    »Wir werden es schaffen, hoffe ich!« verkündete sie. »Wir sind zwar nicht ortbar, aber man kennt unseren Kurs und wird uns bald auf den Fersen sein. Andererseits dürften die Boskonier bald unsere Schiffe auf den Schirm bekommen, und ich möchte annehmen, daß sie uns nicht zu folgen wagen. Behalten Sie die Schirme im Auge, Helena, während ich mich eine wenig mit Cleonie beschäftigte. Da ich gerade daran denke – wie heißen Sie eigentlich wirklich? Es ist unhöflich, daß ich Sie mit einem Namen anrede, den wir Ihnen gegeben haben.«
    »Ich heiße Helena«, erwiderte die Lyranerin. »Mir gefiel der Name so sehr, daß ich ihn offiziell angenommen habe.«
    »Oh ... das ist aber eine Überraschung. Welch nettes Kompliment!«
    Die Lens-Trägerin beschäftigte sich mit ihrer Gefangenen, und je tiefer sie in den Geist der Lyranerin eindrang, desto erregter wurde sie. Hier endlich hatte sie einen wichtigen Fund gemacht! Das unscheinbare Mädchen wußte über Dinge Bescheid, von denen kein Angehöriger der Patrouille jemals gehört hatte. Und sie, Clarissa Kinnison, war die Entdeckerin! Vorsichtig tastete sie sich an ihre Aufgabe heran und nahm sich die Zeit, die Einzelheiten der seltsamen, aber faszinierenden Geschichte auf sich einwirken zu lassen.
     
    In Tregonsees Schiff blickten sich Karen und Camilla zweifelnd an. Sollten sie eingreifen? Es sah fast aus, als ob es ohne ihre Hilfe nicht mehr weiterging, als ob ihre Mutter an dem Wissen zerbrechen könnte, das im Geist der Lyranerin schlummerte. Aber vielleicht blieb ihr die wahre Bedeutung ebenso verborgen wie Cleonie. Unmerklich synchronisierten sich die beiden Mädchen mit den Gedanken ihrer Mutter und

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