Das Erbe Der Loge: Roman
getrieben«, ergänzte Hannah.
»Spionage?«, fragte ich halbherzig, um überhaupt etwas zu sagen. Im Grunde interessierte es mich nicht, wer wem was stahl. Ob durch direkte Werksspionage oder durch Sams Hackerangriffe. Egal wie ich es wendete, eine Story war daraus nicht mehr zu machen. Meine Hoffnung fand hier ihre Sackgasse, die sich mit sich selbst beschäftigte, und ich war der Mohr, der seine Schuldigkeit getan hatte.
»Wo willst du hin? Wir sind mit den Informationen für deine Story noch nicht zu Ende«, sah Hannah überrascht an mir hoch, nachdem ich eine »gute Nacht« gewünscht hatte.
»Es fehlen noch drei Karten. Ihr würdet ein gutes Trio für den Mörder abgeben. Den versuche ich zu finden, bevor er euch findet.«
»Der tötet nur Stiftungsmitglieder, die sich am Erbe der Loge bereichert haben«, hörte ich sie noch rufen, bevor die Tür hinter mir ins Schloss fiel.
28
Der Hausmeister musste einen Grundkurs in asiatischer Höflichkeit an der Volkshochschule belegt und mich als seine Testperson erkoren haben. Zwei Tage hatte ich die Wohnung nicht verlassen, keine Telefonate angenommen, den Computer nicht gestartet und auch die Zeitung ungelesen in den Abfall geworfen, die er mir auf die Fußmatte gelegt hatte. Seither erkundigte er sich zweimal am Tag durch die geschlossene Tür, ob mir etwas fehle und was er für mich einkaufen könne. Auch die beiden alten Damen auf dem Flur hatten ihr morgendliches Geschnatter zwei Stockwerke tiefer verlegt.
Nachdem ich meine Wunden geleckt und beschlossen hatte, mir mit dieser Story einen neuen Verlag zu suchen, erwachte mein Instinkt wieder aus seiner Lethargie. Etwas lag in der Luft. Ich spürte es ganz genau.
Geduscht, frisch rasiert und mit Eau de Toilette eingerieben, voller Tatendrang, den Artikel in meiner Version zu Geld zu machen, öffnete ich die Badzimmertür, um sie gleich wieder zu schließen.
Der Geruch, der durch die Wohnung waberte, kam mir mehr als bekannt vor. Er hatte sich schon wieder auf mich eingeschossen ... Es half nichts. Angriff. Ich zog mir den Bademantel über und überprüfte vor dem Spiegel, wie ich am grimmigsten wirkte.
»Haben Sie einen Haftbefehl oder Ähnliches, der Sie legitimiert, schon wieder unbefugt in meine Wohnung einzudringen?«, kläffte ich Kögel an, der Brötchen mitgebracht und es sich am Esstisch bequem gemacht hatte.
»Nichts dergleichen«, lächelte er und wedelte mit einem Boulevardblatt. »Etwas Besseres. Sie reagieren auf keinen Anruf. Meine Mails scheinen Sie nicht zu interessieren, und Ihr Handy ... Na ja. Das können wir wohl vergessen. Lesen Sie das ...« Er schlug das Titelblatt auf und hielt es mir aus der Distanz hin.
Tarot-Mörder schlägt wieder zu
Köln. Der Verleger Dr. K. Junke wurde gestern Morgen tot in seiner Garage aufgefunden. Dem Anschein nach hat er sich mit den Abgasen seines Autos selbst getötet. Der zuständige Staatsanwalt A. Fröhlich geht aber von einem Mord aus, da bei der Leiche eine Tarotkarte gefunden wurde. Das LKA schaltete sich in den Fall ein ...
»Man hat die Sonnenkarte bei ihm gefunden, die XIX«, schmunzelte Kögel und faltete die Zeitung zusammen. »Jetzt fehlen noch zwei Karten. Der Gaukler und die Kaiserin. Dann ist der Name Goldrausch perfekt. Diese geheimnisvolle Person zieht ihre Rache durch, obwohl sie schon längst wissen müsste, dass wir den Hinweis auf Goldrausch verstanden haben.«
Kalter Schweiß lief mir den Rücken hinab. Vor wenigen Minuten hatte ich beschlossen, da mich das alles nichts mehr anging, es einfach als unbeteiligter Augenzeuge zu Geld zu machen. Insgeheim hatte ich auch darauf gehofft, dass dieses Spiel mit der Enttarnung der Stiftung ein Ende gehabt hatte.
»Sie machen so ein nachdenkliches Gesicht?«, grinste Kögel, dem das Lächeln auf dem Gesicht eingefroren zu sein schien. »Hatten Sie wirklich geglaubt, dass ein Wahnsinniger aufhört, bevor er seinen einmal gefassten Plan beendet hat? Nein, mein Lieber. Glauben Sie einem alten Kriminalkommissar. Der zieht die zwei Karten auch noch durch. Wie gesagt, selbst wenn wir ihn hätten, nachweisen könnten wir ihm oder ihr noch nicht einmal das kleinste Indiz. Nicht einmal der Generalstaatsanwalt würde es wagen, ein Verfahren zu eröffnen. Bewundernswert ... Aber freuen Sie sich doch wenigstens. Sie haben wieder jede Chance im Verlag.«
»Chance, welche?«, murmelte ich missmutig.
Da war für mich nicht die geringste Möglichkeit, mehr als das zu werden, was ich jetzt
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