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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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einem Kuvert lag. »Sie sollten Ihrem Metzger sagen, dass man Steaks nicht einfach in einen Umschlag packt. Da läuft ja schon das Blut raus. Wo kann ich mir die Hände waschen?«
    Ich wies ihm die Gästetoilette und verbarg das von dunkler Flüssigkeit durchnässte Kuvert unter schmutzigem Geschirr in der Spüle.
    Wenn das darin war, was ich vermutete, dann sah ich ein noch größeres Problem auf mich zukommen, als ich bisher verdrängt hatte.
    »Sie sind wohl nicht oft auf der Gästetoilette?«, kam er schmunzelnd heraus. »Oder stehen Sie auf Voodoo? Sieht ja fast wie in einem Film aus, den ich mal gesehen habe.«
    Ich war wirklich äußerst selten in dieser Toilette. Da sie mir zu eng für jede Art Geschäft war, wurde sie eigentlich nur genutzt, wenn ich Gäste hatte. Und das war schon seit Wochen nicht mehr der Fall gewesen. Deshalb hatte ich Hannah heute Nacht auch die Toilette in der Dusche benutzen lassen.
    Kögel hatte die Tür offen gelassen, sodass ich gleich sehen konnte, was er gemeint hatte.
    Von der kleinen Kugelleuchte über dem Spiegel hing eine Hühnerkralle herab. Der Spiegel selbst war mit roten Dreiecken versehen. Ob es Blut oder Lippenstift war, konnte und wollte ich nicht prüfen.
    Mit einem Ruck riss ich die Kralle ab, wobei die Leuchte auch gleich folgte und klirrend im Waschbecken zersprang.
    »So wie Sie reagieren, scheint in Ihrer Wohnung jemand ein und aus zu gehen, wie es ihm passt«, konstatierte Kögel, der mich beobachtet hatte. »Kann Sie jemand nicht leiden? Vielleicht der Hausmeister, der mir erzählt hat, dass Sie öfter blutige Päckchen erhalten?«
    Ohne auf eine Antwort von mir zu warten, die ich ihm sowieso nicht hätte geben können, trabte er in die Küche und setzte das schmutzige Geschirr beiseite.
    Wie mit einem Sezierbesteck benutzte er Messer und Gabel, um das durchtränkte Kuvert zu öffnen.
    »Da kann Sie wirklich jemand nicht leiden«, meinte er, während er den Inhalt in die Spüle schüttete. »Sehen Sie ...«
    Ein frisch abgeschlagener Hahnenkopf starrte mich aus gebrochenen Augen an und hatte eine blutdurchtränkte Karte im Schnabel.
    Die Null, der Narr im Tarot.
 
    Panik stieg in mir auf. Der Schweiß trat aus allen Poren, und mir wurde übel.
    »Ich glaube, Sie brauchen jetzt erst einmal einen Schnaps und dann Polizeischutz«, hörte ich den Kommissar wie durch eine Wand und torkelte ins Wohnzimmer.
    Die Listen ... Hannahs Listen, schoss es mir durch den Kopf. Er darf sie nicht sehen.
    Schnell wischte ich sie vom Tisch unter die Couch und stellt meine Beine davor.
    »Das nenne ich einen ordentlichen Haushalt. Da findet man den Schnaps, wo er hingehört.« Er stellte mir die Flasche Korn auf den Platz, wo vor Sekunden noch die beiden Blatt Papier gelegen hatten, »und nicht wie bei mir. Meine Alte spielt Versteck mit mir. Wenn ich mal einen heben will, muss ich die Flasche suchen. Darf man hier rauchen?«
    »Ich bitte darum.«
    Vielleicht schaffte es sein stinkender Tabak, Hannahs Parfum zu überdecken, bevor seine Nase Witterung aufnahm.
    Dass der Kerl hier in meiner Wohnung aufgetaucht war, gefiel mir schon nicht. Aber noch weniger gefielen mir seine hinterfotzigen Fragen und Anspielungen.
    »Was führt Sie her?«, versuchte ich langsam wieder in die Offensive zu kommen.
    Die ersten Qualmwolken waberten durch den Raum, und Kögel inspizierte meine Bücherwand.
    »Sie sind vielseitig interessiert«, stellte er mehr beiläufig fest.
    »Unser Artikel führt mich her«, fuhr er fort und ließ sich in den Sessel mir gegenüber fallen. »Es hat funktioniert. Der Dompropst wünscht einen Besuch von Ihnen, einmal um seinen Zorn darüber auszulassen, und zum anderen möchte er mittels einer Gegendarstellung diesen journalistischen Rufmord‹, wie er sich ausdrückte, zurechtrücken. Wir haben um zwei Uhr einen Termin mit ihm.«
    »Wieso ›wir‹? Ich bin für den Artikel verantwortlich.«
    Kögel grinste und hüllte sich für einen Moment in Tabakschwaden.
    »Genau. Deshalb habe ich mich als Vertreter des Gesetzes und Leser Ihrer Zeitung mit eingeladen. Ich muss doch feststellen, ob an diesem Artikel etwas dran ist.«
    Kanalratte war noch das freundlichste Wort, das mir zu ihm einfiel. Er hatte den Artikel verfasst, ich hatte ihn in eine grammatikalische Form gebracht und das Kopfschütteln des Chefredakteurs einstecken dürfen.
    »Wissen Sie, was mich das an Überredungskunst gekostet hat, dass das Ding überhaupt gedruckt wurde? Der Chef ist stinkkatholisch und

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