Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
seiner Familie nichts geschehe, solange er seine Aufgabe fürs Reich erfülle. Man nannte das damals Sippenhaftung...«
 
    ... die Drachenfels erreichte am 7. Januar nach stürmischer Fahrt durch die Biskaya Vigo.
    Überkommende Brecher verwandelten bei minus zehn Grad die Decks und Aufbauten in bizarre Eisskulpturen, sodass den zweiunddreißig zusätzlichen Passagieren nichts anderes übrig blieb, als sich so dünn wie möglich zu machen, um dem seemännischen Personal nicht im Wege zu stehen.
    Der Erste Offizier hatte sich alle Mühe gegeben, einen Plan zu erarbeiten, wie und wann sich nunmehr siebenunddreißig Männer fünfzehn Kojen teilen konnten. Aber es half nichts. So mussten zusätzliche Hängematten im Maschinenraum gespannt werden, und selbst die Offiziere teilten ihre Kajüte mit zwei Passagieren.
    »Wo sind wir hier?«, fragte einer der Männer, als die Drachenfels gegen Mitternacht langsam in den Hafen glitt.
    Die Luft war zwar kühl, aber nicht mehr frostig, sodass die Gruppe den Ausblick auf die hell erleuchtete Stadt an Deck genoss.
    »Vigo, hat der Kapitän gesagt«, murmelte einer.
    »Aha. Und wo liegt Vigo?«
    »In Spanien«, antwortete ein anderer.
    Dann wurde lange nichts gesprochen, bis der Befehl von der Brücke kam, das Deck frei zu machen.
    Wie ihnen der Kapitän schon vor zwei Tagen angekündigt hatte, mussten die Männer so lange im Kabelgatt verschwinden, bis das Schiff den Hafen wieder verließ.
    »Denken Sie daran, meine Herren«, hatte er gesagt, »dass ich den Auftrag habe, Sie sicher an Ihr Ziel zu bringen. Da kann ich kein Risiko eingehen, dass man durch Ihre Anwesenheit auf einem dafür nicht geeigneten Schiff falsche Schlüsse von Seiten der Behörden zieht.«
    Nun saßen sie in diesem dunklen, feuchten Raum auf allerlei Tauen und Ketten herum und hörten die ganze Nacht, wie die Winschen tuckerten, um die Ladebäume ihre Fracht aus den Luken an Land hieven zu lassen.
    »Könnte man nicht von hier aus versuchen, wieder nach Hause zu kommen?«
    »Und was willst du da?«, kam es aus der Dunkelheit, die nur manchmal vom Glimmen einer Zigarette ein wenig freundlicher wurde. »Dich gibt es dort nicht mehr. Hast du das schon vergessen? Wir sind keine deutschen Staatsbürger mehr. Man hat unsere Identität ausradiert und deutsche Soldaten aus uns gemacht. Und wenn wir ankommen, sind wir wieder Juden. Aber englische mit wieder einer anderen Legende.«
    »Ich könnte es probieren«, kam es trotzig zurück. »Was soll denn aus meinem Geschäft, meiner Frau und den drei Kindern werden?«
    Niemand antwortete ihm, denn ähnliche Fragen stellten sich alle. Jeder von ihnen hatte es zu etwas gebracht. Ihre Väter waren teilweise fürs Vaterland im Ersten Weltkrieg gefallen, und jeder hatte seine Familie verlassen.
    Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sich endlich das Schott öffnete und sie geblendet an Deck konnten.
    Der Smutje berichtet begeistert davon, dass man eine ganze Tonne Südfrüchte an Bord genommen hatte, und beeilte sich, mit einem opulenten Frühstück die Nacht vergessen zu machen.
    Ein Laderaum war frei geworden, in den der Kapitän einen Zwischenboden hatte einziehen lassen. Hier richteten sie sich für die nächsten Tage ein und konnten bei geöffneter Luke sonnenbaden, ohne vom Wind gestört zu werden.
    Einmal noch mussten sie sich unsichtbar machen. Als das Schiff die Straße von Gibraltar passierte, englische Flugzeuge das Schiff im Tiefflug kontrollierten und eine Fregatte der Royal Navy mittels Lichtsignal den Kapitän aufforderte, das Schiff, seine Ladung und seinen Bestimmungshafen zu identifizieren.
    Die See war ruhig, und die Luft wärmer und weicher geworden.
    Gespräche über die Heimat wurden immer seltener. Jeder von ihnen hatte sich langsam daran gewöhnt, dass es nun absolut keinen Weg mehr zurück gab ...
 
    Dr. Bongartz erzählte die Geschichte so spannend, als sei er damals selbst dabei gewesen. Kögel vergaß darüber sogar das Rauchen, und mein Kaffee war inzwischen kalt geworden.
    »Und wo sollten diese Leute hin?«, drängte ich den Propst weiterzuerzählen ...
 
    ... ein kurzer Zwischenstopp in Messina, wo der Rest der Ladung gelöscht und Treibstoff übernommen wurde, sie aber nicht mehr unter Deck verschwinden mussten, war die letzte Landverbindung, die nochmals manchen darüber nachdenken ließ, doch noch nach Hause zurückzukehren.
    Aber der Kapitän hatte in ihre Köpfe geschaut und bewaffnete Wachen an der Gangway aufstellen lassen.
    Zwei

Weitere Kostenlose Bücher