Das Erbe Der Loge: Roman
auf?«
Ich schaute mich um, konnte aber nichts Auffallendes entdecken, außer, dass alles nicht mehr an seinem Platz zu sein schien.
»Bis auf eins.« Er deutete auf den Kühlschrank und öffnete ihn.
Das Gerät hatte ein Tiefkühlfach. Kögel räumte dieses aus und hielt etwas hoch, was wie ein mit Eis überzogener Lederbeutel aussah.
»Wer auch immer hier war, ist ein Stümper.« Seine Stimme klang triumphierend und gleichzeitig abwertend. »Die älteste Methode seit der Erfindung der Eistruhe, Sachen, die man schützen will, einzufrieren. Es kommen nur Profis drauf, darin zu suchen. Anfänger haben Angst und somit keine Zeit nachzudenken.«
Er legte den Beutel in die Spüle, ließ heißes Wasser darüber laufen, öffnete ihn und griff hinein.
»Seit wann friert man Kandiszucker ein?«, hielt er mir eine Hand voll hin. »Erinnern Sie sich, diesen Beutel schon einmal gesehen zu haben? Sie sagten doch etwas von einem Lederbeutel mit Rohdiamanten. Und ich gehe sofort freiwillig in Frühpension und zu meinem Hausdrachen, wenn das hier nicht mindestens zwei Kilo Rohdiamanten sind.«
Dieser alte Fuchs nötigte mir wieder einmal Respekt ab.
Martin hatte den Kasten verschwinden lassen und der Dombauverwaltung einen Diebstahl gemeldet. Was ja nicht einmal gelogen war.
Aber wo war der Rest?
Mit einem herumliegenden Küchenmesser begann ich das restliche Gefriergut zu öffnen.
Kögel zog die Augenbrauen hoch und schien sich zu amüsieren.
»Suchen Sie vielleicht diese Soldbücher im Spinat oder in der Pizza? Vergessen Sie es. Dieser Hofmann war nur an den verwertbaren Gegenständen interessiert. Den Rest hat vielleicht schon die Müllabfuhr entsorgt.«
Das wollte und konnte ich mir nicht vorstellen. Nicht sein kann, was nicht sein darf, verwarf ich diesen Gedanken, dass für meine Story schon wieder das Ende der Fahnenstange erreicht sein sollte.
Hannah hatte den Wert der Soldbücher und diesen Bibeltext höher eingeschätzt als ein paar Pfund Diamanten, die sie noch nicht einmal zur Kenntnis genommen hatte.
»Wir sollten mal mit dem Dompropst reden«, klammerte ich mich an den letzten vorbeischwimmenden Strohhalm.
»Und was bitte wollen Sie mit dem reden?«, knurrte Kögel und setzte eine auf dem Boden liegende Küchenwaage zusammen. »Ob er weiß, wo der Kasten mit dem Rest ist? Der wird froh sein, dass das Ding spurlos verschwunden ist, und hoffen, dass es nie mehr mit seinem Dom in Verbindung gebracht wird. Es sei denn ...«, überlegte er einen Moment und wog dabei die Diamanten in der Hand. Die Waage ging nur bis fünfhundert Gramm. »Der Probst weiß ja hiervon nichts.« Er schwenkte den Beutel. »Da aber alles, was im und am Dom ausgegraben wird, der Kirche gehört...«
Zwei Männer und drei Frauen von der Spurensicherung trafen ein, und Kögel wies sie ein, wonach wir suchten.
Den Beutel übergab er dem Leiter der Gruppe und ermahnte ihn: »Aber lassen Sie die Finger daraus. Ich habe ihn genau gewogen. Es sind genau einundzwanzigtausendachthundertdrei Komma fünf Karat.«
»Trauen Sie der Polizei nicht mehr?«, wollte ich scherzhaft wissen, als er mich zu meinem Wagen zurückfuhr.
»Haben Sie das gesehen? Überall dominieren langsam die Weiber. Nicht mal im Fernsehen gibt es mehr richtige Kommissare. Alles Weiber. Und da soll ich noch der Polizei trauen? Und Ihnen gebe ich den guten Rat, seien Sie vorsichtig mit dieser Jüdin. Mehr sage ich nicht, sonst halten Sie mich noch für einen Spielverderber oder gar einen Rassisten.«
»Wissen Sie etwas über sie?«
Ich war mir sicher, dass er Hannah bereits überprüft hatte und mehr wusste, als ich wissen sollte.
»Das ist ja meine Befürchtung.« Wieder steckte er sich eines dieser stinkenden Rillos an. »... nichts über sie zu erfahren. Nicht einmal die Israelis wollen oder können über sie Auskunft geben.«
Das Thema gefiel mir nicht. Dass er ein Macho war, der die Frau lieber in ihrer von der männlichen Gesellschaft — und vor allem der katholischen Kirche — zugewiesenen Rolle am Herd und bei den Kindern sah, kostete ihn die bei mir soeben gewonnenen Pluspunkte.
»Wie sind Sie auf Hofmann gekommen?«, wechselte ich das Thema, um nicht unhöflich zu werden.
»Ich habe mir die Diebstahlsanzeige von den Kollegen kommen lassen. Da waren so viele Ungereimtheiten drin, dass ich ihn mir die nächsten Tage ohnehin vorgeknöpft hätte. Aber das konnte nur jemand sehen, der mehr über den Kasten wusste.«
»Sowie Sie?«
»Ja, schon gut«,
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