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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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einer der Männer, der am hinteren Ende der Ladefläche die Plane beiseite geschoben hatte.
    »Tatsächlich«, bestätigte ein zweiter, nachdem auch er die Richtung geprüft hatte. »Die bringen uns nach Norden.«
    Unruhe machte sich breit. Irgendetwas war schief gelaufen.
    Vorhaben, den LKW zu kapern oder abzuspringen, wurden schnell diskutiert, aber genauso schnell wieder verworfen. Die Sonne war bereits aufgegangen und machte die Flucht bei Tag in einem fremden Land zu einem unkalkulierbaren Risiko.
    Etwa zwei Stunden später bogen die Wagen in einen Feldweg ab und erreichten eine Art Militärlager. Mit vorgehaltenen Gewehren wurden die dreiunddreißig Männer von Uniformierten in eine Sporthalle getrieben und eingeschlossen.
    Nach zwei Tagen, in denen man sie nur mit dem Nötigsten versorgt hatte, wurden sie einzeln von einem französischen Hauptmann verhört.
    Schnell wurde ihnen bewusst, dass ihre Ankunft verraten worden war und alles darauf hinauslief, sie als Spione vor ein Standgericht zu stellen. Man verurteilte sie zu zehn Jahren Haft und brachte sie in ein Lager in der syrischen Wüste.
    Hier vegetierten sie mit Verbrechern jeden Schlages bis 1940. Acht waren zu diesem Zeitpunkt an Krankheiten gestorben, vier auf der Flucht erschossen worden, und sechs hatten den Ausbruch geschafft und versucht, alleine Palästina zu erreichen. Von ihnen wurde nie mehr etwas gehört.
    Nachdem die deutschfreundliche Vichy-Regierung die Verwaltung der verbliebenen französischen Gebiete übernommen hatte, wurde der Rest von ihnen freigelassen und zerstreute sich in alle Winde...
 
    Hannah nahm die Füße vom Tisch und schenkte wieder ein.
    »...Großvater und dieser Mann aus Südafrika schlugen sich nach Saudi-Arabien durch. Jetzt in eigener Sache.«
    »Was erzählst du mir da?«, unterbrach ich sie. Die Geschichte begann mich zu langweilen. Der Propst hatte spannender erzählt.
    »Ignorant, blöder«, kam es fauchend zurück. »Wenn du mitgezählt hast, dann sind ohne meinen Großvater und diesen Südafrikaner noch dreizehn Männer von dreiunddreißig übrig geblieben.«
    »Na und?« Ich verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
    »Ich fasse es nicht«, schlug sie die Hände vors Gesicht, »sind alle Journalisten so blöd?«
    Sie sprang auf und begann hektisch in den Zeitungsstapeln zu wühlen. »Dies alles hat der Professor doch nicht zum Spaß gesammelt«, wedelte sie mir mit einigen Ausgaben vor dem Gesicht herum. »Er hat eine Interessengruppe vertreten, die Wiedergutmachung wollte. Und man kann nur jemand vertreten, der noch lebt. Kapierst du das endlich?«
    Ihre Stimme steigerte sich zu einem schmerzhaften Diskant, und ihre Augen funkelten wie Rubine.
    Langsam dämmerte es mir.
    »Das war aber 1953«, gab ich zu bedenken. »Glaubst du, dass davon noch jemand lebt?«
    Hannah ließ die Zeitungen fallen und warf sich wieder in den Sessel. »Nein. Wohl kaum. Aber es kann Erben geben. Denn genauso wie mein Großvater können auch andere Überlebende nach dem Krieg nach Köln zurückgekommen sein.«
    Jetzt begann mich ihre Geschichte doch mehr zu interessieren. »Wie kam dann dein Großvater zu dem Kasten?«
    Hannah zog die Beine an den Bauch und umschlang sie mit den Armen.
    »Das versuche ich dir ja gerade zu erklären«, schmollte sie. »Der Kasten kam zu ihm. In Riad traf er einen englischen Bekannten, der für das Königshaus von Ibn Saud ein Bankhaus aufbaute und ihm sofort einen Posten als Direktor anbot.
    Großvater muss dabei sehr erfolgreich gewesen sein, denn als er 1944 nach Eretz Israel kam, bot ihm Ben Gurion an, die Basis eines Finanzsystems für den späteren Staat Israel zu entwerfen. Aber Großvater lehnte ab. Die Alliierten standen bereits vor Paris, und es war eine Frage der Zeit, wann Deutschland aufgeben musste. Es wurden dringend Männer gesucht, die Deutsch sprachen, sich mit der Mentalität auskannten, und Großvater meldete sich, in der Hoffnung, bald seine Stadt und seine Familie wiederzusehen.
    Er erhielt einen englischen Offiziersrang und als Überraschung die Soldbücher. Diese hatten die Engländer in Beirut gefunden, als sie 1941 die Vichy-Franzosen aus dem Land gejagt hatten.«
    »Und die Rohdiamanten. Wie kamen die da rein?«
    Hannah schüttelte unwillig den Kopf und zündete sich ein Zigarillo an.
    »Die hat er da reingetan. Das saudische Königshaus hatte ihn und den Südafrikaner für ihre Dienste fürstlich mit den Diamanten bezahlt. Ein Teil war sein Startkapital für den späteren

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