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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Anwälten Platz zu nehmen. »Warum müssen Sie ausgerechnet an dem Tag den Artikel schreiben, an dem keiner Ihrer Vorgesetzten im Haus ist, um ihn zu redigieren? Jetzt ist der Teufel los. Natürlich macht man mich für die Konsequenzen verantwortlich. Der Polizeipräsident ist auf der Palme, der Bürgermeister kann sich nicht mehr beruhigen, die Parteien schlagen sich die Köpfe ein, und die Anwälte aller Richtungen drohen mit Klagen. Aber egal. Es ist nun mal passiert.«
    Er stand auf und schaute mit in den Taschen versenkten Händen zum Fenster hinaus.
    Die Anwälte raschelten mit Papieren oder knipsten mit den Kugelschreibern.
    »Haben Sie wenigstens handfeste Beweise für Ihre Behauptungen?«, fragte Dr. Junke, ohne sich umzudrehen. »Irgendwo in Dateien versteckt, oder wenigstens einen Zeugen, der Ihnen und damit uns den Rücken decken kann?«
    Ärger quoll in mir hoch.
    Hatte keiner, der sich über meinen Artikel aufregte, verstanden, dass ich alles in Frage gestellt hatte? Sozusagen eine Behauptung mit negativem Vorzeichen verfasst hatte, wie sie in unserer Branche üblich war, wenn man nur Halbinformationen hatte, um auf den Busch zu klopfen?
    Nein, die Geschäftsleitung war schon so weit von der Basis abgehoben, dass sie sich nur noch mit Zahlen und deren rechtlichen Absicherung befasste. Das journalistische Handwerkszeug schienen sie bereits vergraben zu haben.
    Ich zuckte mit den Schultern.
    »Tut mir leid. Ich muss meine Informanten schützen«, zog ich mich in meine einzig verbliebene, momentan von keiner Seite angreifbare Bastion zurück.
    Hoffentlich kam nie jemand dahinter, dass wir schon auf die Hilfe eines Rabbis hofften; denn Kögel als Informanten zu bezeichnen hätte bei der Staatsanwaltschaft nur ein müdes Lächeln hervorgerufen.
    »Na gut«, drehte sich Dr. Junke zu mir und sah mich prüfend an. »Wir können nur hoffen, dass die Gegenseite nicht mehr hat. Aber ein Opfer werden Sie bringen müssen ... Sie sind mit sofortiger Wirkung bis auf Weiteres beurlaubt. Was auch immer Sie jetzt unternehmen, ist nicht im Verlagsinteresse. Verstehen wir uns?«
 
    Ich hatte es kommen sehen.
    Wenn ich mit dem Informantenschutz mauern musste, würde diese fiese, aber beliebte Beurlaubung unweigerlich ausgesprochen. Eine einfache, aber wirksame Art, sich und den Verlag aus der Schusslinie, vor allem der konkurrierenden, zu bringen.
    Aber es war nicht mein erster Zwangsurlaub in einem Zeitungsverlag, daher hielt sich meine Erschütterung in Grenzen. Mich interessierte etwas anderes. Die ganze Zeit hatte mich aus einem Bücherregal, das die ganze gegenüberliegende Wand bedeckte, ein Buchrücken nahezu hypnotisiert. Ich musste diesen Einband wenigstens einmal in der Hand haben und überlegte, wie ich beim Verlassen des Raumes an ihn kommen konnte.
    Es gab nur zwei Möglichkeiten:
    Entweder ich ging, wie ich gekommen war, direkt vom Tisch zur Tür ... dann kam ich in Erklärungsnot. Um an das Buch zu kommen, musste ich drei Schritte rechts von der Tür machen.
    Oder ich nahm den längeren Weg um die Anwälte und Dr. Junke herum. Dann kam ich auf dem Weg zur Tür automatisch am Regal vorbei.
    Langsam und jedes Geräusch vermeidend erhob ich mich aus dem Sessel.
    Die Anwesenden schienen mich nach der ausgesprochenen Beurlaubung nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen und unterhielten sich über Abwehrmaßnahmen für den Verlag. Ich war plötzlich ein gelöstes Problem für sie, dass es galt auch optisch als nicht mehr anwesend zu registrieren.
    »Melden Sie meinen Urlaub der Personalabteilung, oder soll ich es tun?«, fragte ich, als ich Dr. Junke die Hand zum Abschied hinreichte.
    »Gehen Sie schon«, knurrte er, »das macht meine Sekretärin.«
    Der Weg um den Chef und zum Regal war frei.
    Nur fünf Schritte bis zu diesem Buch, das günstig zwischen seinen bunten Brüdern stand. Ich brauchte mich weder zu strecken noch zu bücken, um es zu erreichen. Fünf verdammte Schritte, die mir wie eine Ewigkeit vorkamen.
    Ich hatte die Anwesenden jetzt nicht mehr im Blickfeld und mich ritt der Teufel, wie er es nur bei einem Wahnsinnigen wie mir konnte ...
    Jetzt ... Ich war aus dem Zimmer und niemand rief hinter mir her.
    Ein kurzes Durchatmen, und ich verabschiedete mich artig bei der Sekretärin. Dann konnte mich niemand mehr halten.
    Es blieb mir noch eine halbe Stunde; ich musste mich beeilen. Betont lässig durchquerte ich die Redaktion und sammelte meine persönliche Habe vom Schreibtisch, holte den Laptop und die

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