Das Erbe Der Loge: Roman
Handel in diesem Geschäft, und der andere sollte der Grundstock für eine neue Loge in Köln werden ... was gibt es da zu lachen?«
Ich stellte mir gerade vor, was passieren würde, wenn das bekannt wurde. Der Propst würde seine Steinmetze zu Sicherheitsleuten umschulen lassen müssen, um den Dom vor Räubern zu schützen, die ihn auf der Suche nach verborgenen Schätzen abzutragen begannen.
»Blödmann!«, schimpfte Hannah. »Lass uns lieber überlegen, wie wir mögliche Erben ausfindig machen, die in dieser Form Rache für was auch immer nehmen. Denn es fehlen noch Karten. Das Wort ist noch nicht vollständig. Da läuft immer noch ein Irrer oder eine Irre herum.«
Ich hob abwehrend die Hände.
»Wie sollen wir das denn anstellen? Wir haben drei Namen deines Großvaters. Wobei wir nicht sicher sind, dass überhaupt einer davon richtig ist. Von den anderen zweiunddreißig haben wir noch nicht einmal einen Anhaltspunkt. Vergiss es ...«
Hannah kratzte sich am Kinn und murmelte etwas auf Hebräisch. Der Feuerzeugdeckel schnappte wieder hin und her.
»Doch, wir haben zwei Namen. Wir müssen nur noch herausfinden, wie sie vorher geheißen haben. Wie waren die Namen der beiden ersten Toten?«
»Seid und Müller. Warum?«
»Du sagtest, dass bei dem einen der Abdruck des Buches auf den beiden angrenzenden Büchern im Regal zu sehen war. Bei dem anderen hatte die Haushälterin das Foto - mein Foto - als das erkannt, das an der Wand fehlte.«
»Bravo.« Ich klatschte angedeutet Beifall. »Du vergisst nur, dass den Fall Dr. Seid das LKA in der Hand hat und der Staatsanwalt alles daransetzt, um es vor der Presse als Unfall darzustellen. Und dieser Baulöwe hat anscheinend Selbstmord begangen. Was willst du also mit diesen Erkenntnissen tun?«
Sie lächelte verschmitzt und schenkte die Gläser wieder voll. »Den Rabbi fragen.«
»Wie bitte ...?«, verschluckte ich mich am Whisky.
Triumphierend, als hätte sie gerade den Stein der Weisen entdeckt, schaute sie mir zu, wie ich versuchte mich frei zu husten.
»Was soll denn ein Rabbi helfen?«, würgte ich unter Atemnot hervor.
»Wart's ab.« Sie schnipste lachend mit den Fingern und begann abwechselnd mit den Händen einen Takt zu klatschen. Dabei bewegte sie den Oberkörper von der Hüfte an wie eine sich im Wind wiegende Ähre.
15
»Sind Sie vom wilden Affen gebissen?«, empfing mich Kögel in der Hotelhalle und deutete wütend auf meinen Artikel auf der Titelseite. »Mich geht das jetzt nichts mehr an. Dank ihrer zum Himmel stinkenden Dummheit hat mich das LKA vom Fall des ›Tarot-Mörders‹, wie Sie sich auszudrücken belieben, endgültig abgezogen. Jetzt sehen Sie alleine zu, wie Sie mit dem Zorn der Justiz und ihrer komischen Jüdin weiterkommen.«
Mit vor Erregung zitternden Händen zündete er sich ein Zigarillo an und blies mir den Rauch ins Gesicht.
»So. Das wird Ihnen von jetzt an jeden Tag passieren, von einer Seite, die Sie noch nicht kennen gelernt haben. Und da hilft Ihnen auch das Abhören der Frequenzen nicht mehr.«
Er machte auf dem Absatz kehrt und ließ mich stehen.
Einen Moment verunsicherte mich sein Auftritt, und ich fragte mich, ob ich den Artikel vielleicht doch zum falschen Zeitpunkt geschrieben hatte. Schüttelte aber die Bedenken schnell ab. Der Artikel eines engagierten Journalisten kam immer für irgendwen zum falschen Zeitpunkt. Mit den teilweise überzogenen Reaktionen der Betroffenen hatte unser Beruf zu leben. Sie waren das Salz in der Suppe, das eine Story erst für den Leser interessant machte und ihr nicht nur das Leben einer Eintagsfliege bescherte.
Dass ich allerdings die Schnelligkeit der Reaktionen unterschätzte, wurde mir spätestens bewusst, als ich die Ansammlung von Polizei und Fahrzeugen vor meiner Wohnung sah.
Eine Sekunde überlegte ich, ob ich einschreiten sollte. Verwarf das aber. Der Zorn der Justiz hatte sich schon voll entladen, denn die Beamten trugen bereits Kartons aus dem Haus und verstauten sie unter den neugierigen Blicken meiner Mitbewohner in einem LKW.
Hier konnte ich momentan nichts mehr für mich tun und fuhr in die Redaktion.
Das Mädchen am Empfang lächelte gequält und winkte mir.
»Du sollst sofort bei der Verlagsleitung erscheinen«, flüsterte sie. »Es ist schon ein ganzer Schwung von Anwälten beim Chef. Viel Glück«, hauchte sie.
Dr. Junke ließ mich nicht lange warten.
»Sie sind ein Unglücksrabe«, brummte er einigermaßen emotionslos und hieß mich zwischen vier
Weitere Kostenlose Bücher