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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Taschentuch und kramte eine Tüte mit Vogelfutter aus der Handtasche.
    »Sei'n Sie jetzt ganz still«, flüsterte sie und legte den Zeigefinger vor die Lippen. »Ich werde jetzt testen, ob Sie ein guter oder böser Mensch sind.«
    Mit spitzen Fingern streute sie das Futter um uns herum und ahmte dabei die gurrenden Laute der Tauben nach.
    Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Tiere vorsichtig näherten, schnell ein Korn aufpickten und wieder auf Abstand gingen.
    »Na ja, man kann Sie lassen«, stellte sie befriedigt fest, nachdem das letzte Korn vor unseren Füßen verschwunden war und die Vögel sich wieder in die Bäume verzogen hatten. »Wissen Sie, die Tiere merken es sehr schnell, wenn man ihnen nicht wohl gesonnen ist. Um den Dom gibt es da Bestrebungen, sie loszuwerden, die mir nicht gefallen. Schreiben Sie doch mal darüber.«
    Verstohlen sah ich auf meine Uhr. Es war schon fast eine halbe Stunde vergangen, und ich hörte mir aus reiner Höflichkeit das belanglose Plappern einer alten Frau an.
    »Kannten Sie diesen Herrn Goldrausch?«, versuchte ich endlich Grund in mein Ansinnen zu bringen, erntete damit aber nur ein hysterisches Kichern.
    »Wo denken Sie hin! Haben Sie mal gesehen, wann der gestorben ist? Da war ich erst zehn Jahre alt. Nein, nein. Aber er muss noch Verwandte haben.«
    »Wie kommen Sie darauf?« Ich schien meinem eigentlichen Ziel endlich näher zu kommen.
    »Na hören Sie mal!« Sie sah mich entrüstet an. »Sie waren es doch, der die Beweismittel dafür von der Grabplatte geräumt hat.«
    Dieser bockige Altersstarrsinn begann an meinen Nerven zu zerren.
    »Haben Sie mal jemanden gesehen, der dort ein Gedenksteinchen niedergelegt hat?«, versuchte ich meinen Atem unter Kontrolle zu halten, um nicht unhöflich zu wirken.
    Sie legte wie ein Filmdiva das Kinn auf den abgewinkelten Handrücken und schob die Unterlippe vor.
    »Lassen Sie mich nachdenken. Mein Mann und ich kamen 1971 — oder war es 1972? - nach Köln zurück. 1985 ist mein Mann gestorben und hier beerdigt worden. Nein, bis dahin habe ich keine Gedenksteine auf dem Grab des Herrn Goldrausch gesehen.«
    Verzweiflung kroch in mir hoch und ich schwor mir, niemals einen Bericht über oder in einem Altersheim zu schreiben.
    »Und danach? Ich meine, nach dem Tod Ihres Mannes sind Sie doch erst hierher gekommen?«
    »Halten Sie mich für senil?«, stampfte sie energisch mit dem Stock auf. »Natürlich bin ich erst seit dem Tod meines Mannes hierher gekommen. Nein, danach habe ich auch keine Steine gesehen, bis ...«
    »Bis wann?«, drängte ich nun energisch.
    »Wenn Sie mir versprechen, einen Artikel über den Taubenmord am Domplatz zu schreiben, dann sage ich es Ihnen.«
    Das fehlte mir noch, dass ich mich auf die Seite der militanten Tierschützer schlug. Dann war es nur noch eine Frage der Zeit, wann Kögel mit sämtlichen streunenden Katzen Kölns bei mir einzog.
    »Ich verspreche es.«
    Sie hielt mir die Hand hin und studierte meine Mimik.
    »Abgemacht?«
    »Abgemacht.«
    »Seit etwa einer Woche kommt ein junger, hübscher Mann ans Grab des Herrn Goldrausch. Er ist vielleicht Ende dreißig. Aber nicht älter. Hat dunkle, kurze Haare, sehr freundlich, sehr gepflegt und hat ständig so ein Ding über den Ohren. Ich weiß nicht, wie man das nennt, aber es hat ein Kabel zu einem Gerät, das am Gürtel befestigt ist...«
    Die Beschreibung passte zwar auf die Hälfte der männlichen Jugend der Stadt, aber mir kam eine Idee, und ich verabschiedete mich so höflich, wie es meine plötzliche Eile zuließ.
 
    Kögel lag mit der Katze auf der Brust schnarchend auf dem heruntergelassenen Beifahrersitz. Eine Politesse schlich unschlüssig um den im totalen Halteverbot stehenden Wagen.
    »Kripo Köln«, gab ich eine kurze Erklärung und schwang mich hinters Lenkrad.
    »Wo fahren wir hin? Haben Sie was rausbekommen?«, murmelte der Kommissar, ohne die Augen zu öffnen.
    »Ja. Sie sollten sich mal um unseren Sam im Verlag kümmern.«
    Kögel scheuchte den Kater auf den Rücksitz und stellte seine Rückenlehne hoch.
    »Geht nicht«, murmelte er nach einigen Überlegungen. »Das ist nicht mein Bereich. Ich habe keine Handhabe gegen ihn. Ich kann ihn als Mordkommission schlecht wegen eines 1936 gestorbenen Bankiers vorladen. Und bevor Sie mir mit dem Argument des unerlaubten Abhörens des Polizeifunks kommen, das ist auch nicht mein Bereich. Haben Sie nicht eine bessere Idee, um mich loszuwerden?«
    »Doch, Sie versöhnen sich wieder mit

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