Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
Vom Netzwerk:
unseren internationalen Verbindungen zu Diensten zu sein.
    Von ehemals mehr als zweihundert Mitgliedern verließen die meisten bald Deutschland. Wir zweiunddreißig mussten bleiben, da wir unsere Bankgeschäfte nicht so schnell auslagern oder auflösen konnten. Das nutzten die neuen Machthaber und machten uns ein Angebot...«
    Er legte den Finger vor die Lippen, lauschte und bedeutete mir, näher zu kommen.
    »Sehen Sie nach, ob jemand vor der Tür ist...«, flüsterte er.
    Geräuschlos, wie ich es schon in Filmen gesehen hatte, näherte ich mich der Tür und riss sie mit einem Ruck auf.
    Ein schneller Blick rundum, aber der Gang war leer.
    »Gut«, murmelte er.
    »Dann bringen Sie mich jetzt zum Aufzug. Wir fahren in meine Wohnung.«
    Mit Gesten dirigierte er mich durch die Gänge bis zu einem Lift, dessen Öffnung gerade Platz für einen Rollstuhl ließ.
    Mit zittriger Hand führte er eine Codekarte in einen Schlitz. Fast lautlos öffnete sich eine Edelstahltür und gab eine Kabine frei, die nur Platz für das Gefährt des Senators und eine Begleitperson bot.
    Eine Begleitperson, die höchstens die Figur einer zierlichen Schwester, aber nicht dreißig Kilo Übergewicht wie ich hatte.
    Verzweifelt versuchte ich mich dünn zu machen. Es half nichts. Jedes Mal stieß sich die Tür wieder irgendwo an mir und glitt in die Öffnungsposition zurück.
    »Halten Sie verdammt noch mal die Luft an und stellen sich auf die Zehenspitzen. Sie müssen hier rein, sonst können Sie meine Aussagen vergessen«, knurrte der alte Mann ungehalten.
    Ich tat wie geraten. Die Tür schloss sich, aber ich hatte das Gefühl, dass ein Teil meiner Jacke draußen geblieben war.
    Die Fahrt endete in einem mehr als hundert Quadratmeter großen Wohnraum, der teuer und geschmackvoll eingerichtet war. Links und rechts führten von griechischen Statuen flankierte Durchgänge in weitere Räume. Den Fenstern nach befanden wir uns im Dachgeschoss.
    Der Rollstuhl erklomm einen Berg von fächerartig übereinander angeordneten Seidenteppichen, die auf dem Boden das Gefieder eines Rad schlagenden Pfaues und zugleich eine ausgezeichnete Schalldämmung bildeten.
    Die dürre Hand bedeutete mir, ihn zu einer ebenfalls mit Pfauensymbolen versehenen Sitzgruppe zu fahren.
    »Setzen Sie sich«, wies er mich an, auf dem Sofa Platz zu nehmen. »Hinter Ihnen sind alle Getränke der Welt. Bedienen Sie sich, oder rauchen Sie nach Herzenslust. Nehmen Sie keine Rücksicht auf mich.«
    Dies, eigentlich als überaus generöse Aufforderung eines sehr alten Mannes zu erachten, beschwor in mir eine böse Ahnung. Er hatte nach der doppelten Menge an Kreislaufmedikamenten gefragt und eine Injektion erhalten.
    »Wie viel Zeit haben wir noch?«
    Ein kurzes Zucken umspielte seinen Mund, und der Blick wanderte zu einer Uhr, die schräg hinter mir auf dem Kaminsims tickte.
    »Es wird reichen«, murmelte er. »Aber mit jeder weiteren Frage von Ihnen verschwenden Sie meine verbleibende Zeit und die Chance, die Wahrheit zu erfahren.«
    Eine Sekunde wurde ich unsicher. Nein, es war keine Erpressung und auch keine Drohung. Er meinte, was er sagte. Er hatte mit der Spritze dafür gesorgt, dass ihm bald niemand mehr eine Frage stellen konnte.
    Mit dieser plötzlichen Erkenntnis begannen mein Gehirn und meine Gefühle Karussell zu fahren. Der Journalist in mir platzte vor Fragen, die gestellt werden mussten, wurden aber von der Achtung vor der Größe dieses alten Mannes am Sprechen gehindert. Seine anfangs von mir gefühlte Kälte war eine nicht zu begreifende Souveränität ...
    »Die Nazis hatten es nur auf die Auslandsvermögen der Bank abgesehen«, knüpfte er nahtlos dort an, wo er zwei Stockwerke tiefer begonnen hatte. »An die kamen sie aber nur, indem sie unsere Familien als Geiseln nahmen und uns als Wohltäter des Regimes darstellten, um auch andere Juden in Sicherheit zu wiegen. Dazu wurden diese Fotos der Ausbildungskompanie 108 gemacht, die es nie gegeben hat.
    In Wahrheit hatten wir zweiunddreißig verbliebenen Brüder der Loge nur den Auftrag, unsere weltweit verstreuten Kunden persönlich mit unserem Wissen um ihre nicht ganz astreinen Geschäfte zu erpressen und die Liegenschaften unseres Bankenkonsortiums zu Geld in Form von Gold oder Diamanten zu machen und diese an die Reichsbank zu transferieren.
    Als die Drachenfels Beirut erreichte, nahm man uns die Soldbücher ab und änderte mit gefälschten englischen Pässen unsere Identität.
    Die Gruppe war bereit zum Umsteigen

Weitere Kostenlose Bücher