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Das Erbe Der Loge: Roman

Das Erbe Der Loge: Roman

Titel: Das Erbe Der Loge: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hef Buthe
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Ihrer Frau, und ich sage Ihnen Bescheid, wenn sich was ergibt.«
    »Vergessen Sie es«, brummte er und schloss wieder die Augen, »wir fahren jetzt zum Rabbi.«
    Hilflos kramte ich in meiner Ideenkiste, um ihn wenigstens für ein paar Stunden loszuwerden. Aber der alte Fuchs schien jeden meiner Gedanken im Voraus zu kennen.
    »Wenn Sam seit der ersten Tarotkarte Gedenksteinchen auf ein jüdisches Grab legt, dann steht er in Verbindung mit der Geschichte«, versuchte ich es ein letztes Mal.
    »Möglich«, grunzte Kögel. »Aber der läuft uns nicht weg. Erst will ich diesen Zeitzeugen des Rabbis kennen lernen, und dann nehmen wir uns den Tod des Gestütsbesitzers vor.«
    Ich war ein Rindvieh. Es hätte mir klar sein müssen, dass Kögel ein Gedächtnis wie ein Computer hatte. So war ihm bei meiner Beichte über die verschwundenen Zeitungen und Kladden nicht entgangen, dass ich aus lauter schlechtem Gewissen versuchte hatte, durch ein »Ja aber, da ist noch ein Zeitzeuge« mein Gesicht zu wahren.
 
    Das Glück hatte an diesem Tag doch noch ein Einsehen und ersparte es mir, dem Rabbi meinen ungehobelten Begleiter erklären zu müssen.
    Er war nicht im Haus und ließ mir einen Umschlag übergeben, den Kögel sofort an sich nahm und inspizierte.
    »Ich glaube, wir sind nicht richtig angezogen«, murmelte er und gab mir das Papier aus dem Umschlag.
    Die Information enthielt nur den Namen einer männlichen Person und die Anschrift einer Seniorenresidenz rheinaufwärts. Von einem Kollegen, der sich gesellschaftspolitisch betätigte, wusste ich, dass es sich um ein Schloss handelte, in dem nur die oberen Hundert der Gesellschaft ihre letzten Tage verbrachten.
    »Außerdem ist das nicht mein Einflussbereich«, bemerkte Kögel und ich hörte eine gewisse Resignation in seiner Stimme. Nervös spielte er mit dem Sicherheitsgurt und trommelte mit den Fingern auf der Armlehne. Er rang mit sich, ob er nun als Privatperson die Landesgrenze und damit seinen Kompetenzbereich überschreiten oder sich erst über die genannte Person schlau machen sollte. Das erforderte aber wieder den Zugriff auf den LKA-Computer oder...
    »Na schön«, gab er nach. »Ich werde mich über diesen Sam und den toten Reiter schlau machen. Aber Sie nehmen nicht meinen Dienstwagen, ziehen sich wie ein anständiger Mensch an — und nehmen gefälligst ein aufgeladenes Handy mit.«

17

    Zwei Stunden später erreichte ich das angegebene Ziel und kontrollierte im Rückspiegel, ob meine Krawatte den richtigen Sitz hatte.
    Zwei Pförtner überprüften meine Identität. Mit einem besseren Fahrzeug wäre es wahrscheinlich nur ein Durchwinken gewesen, denn beim Anblick der chromblitzenden Karossen auf dem Besucherparkplatz hätte auch eine Neulackierung meines Golfs nur reine Kosmetik bedeutet.
    Dafür war es überraschend leicht, Zugang zu diesem »Zeitzeugen« des Rabbis zu erhalten.
    »Senator, hier ist Ihr Besucher«, stellte mich die Schwester einem Bündel Mensch vor, dass nur noch von einem im Rollstuhl sitzenden Anzug zusammengehalten wurde.
    Das Gesicht war aschfahl, die Haut spannte sich um die Backenknochen, und die dürren Hände zitterten. Der Mann wog kaum noch vierzig Kilo und musste altersmäßig schon jenseits von Gut und Böse sein.
    Das sollte also mein Zeuge sein, der mehr wusste, als mir bisher bekannt gemacht worden war? Mir kamen Bedenken, dass dieser Mann vorher sterben würde, bis ich in Erfahrung gebracht hatte, was der Rabbi mir angedeutet hatte.
    Der alte Mann hob langsam den Kopf und sah mich aus hellwachen Augen an. Mühsam versuchte er mir die Hand zu reichen.
    »Meine Schwester hat Sie mir anders beschrieben«, sprach er leise. »Bitte entschuldigen Sie meinen Zustand. Aber ich hatte Sie schon vor Jahren erwartet. Nun bin ich schon fast hundert Jahre alt, und es wird immer mühseliger, sich an die Geschichte zu erinnern.«
    Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dass ich mit dem falschen Mann sprach.
    »Ihre Schwester? Wer ist das?«
    Ein müdes Lächeln, in dem alle Pein der Welt zu liegen schien, spielte kurz in seinem Gesicht.
    »Sie haben sich heute mit ihr über Tauben unterhalten. Auf dem Jüdischen Friedhof. Erinnern Sie sich noch?«
    Warum fiel mir zu dieser Überraschung nur Hauptkommissar Kögel ein, der gerade dabei war, mit zwei weißen Tigern bei mir einzuziehen und aus meinem Wohnzimmer eine Taubenzucht zu machen?
    »Was hat das mit dem Rabbi zu tun, der mir Ihre Adresse gab?«, versuchte ich wieder Ordnung in meine

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